Saarbruecker Zeitung

Es riecht nach einer Staffelübe­rgabe

Beim Formel-1-Rennen auf dem Nürburgrin­g sind im freien Training an diesem Freitag alle Augen auf Mick Schumacher gerichtet.

- VON MARCO HEIBEL

(sid) Die Coolness eines künftigen Formel-1-Stars bringt Mick Schumacher schon mal mit. „Ich bin recht gut vorbereite­t auf den Nürburgrin­g und freue mich, zu Hause vor Fans zu fahren“, sagt das meistbeoba­chtete Motorsport­talent der Welt in seiner unaufgereg­ten Art. Dass bei seinem ersten Trainingse­insatz in einem Formel-1-Auto noch mehr Kameras als üblich auf

Mick Schumacher ihn gerichtet sein werden? Dass Fans und Fachwelt seine Rundenzeit­en mit denen von Weltmeiste­r Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel vergleiche­n und über Schumacher­s Potenzial urteilen werden? All das scheint den 21-Jährigen vor dem wichtigste­n Tag seiner bisherigen Karriere nicht zu belasten.

„Natürlich“habe er „vor der ganzen Sache Respekt“, sagte Schumacher: „Es ist das erste Mal, dass wir vor den großen Augen fahren: vor allen Teamchefs, vor allen Geschäftsf­ührern, vor allen Teams. Ich werde mich auf mich konzentrie­ren und versuchen, mein Bestes abzuliefer­n.“Der Führende der Formel-2-Wertung

nimmt an diesem Freitag (11 Uhr/Sky und n-tv) die nächste – und womöglich letzte – Sprosse vor dem Aufstieg zum Formel-1-Stammpilot­en. Dieser Traum begleitet ihn seit zehn Jahren, als er mit seinem Vater auf der Kartbahn in Kerpen ein ernstes Gespräch führte. Die Kernfrage lautete: „Willst du das wirklich?“Mick wollte.

Und er ist mitnichten unter der Last seines Namens zusammenge­brochen, trotz gewisser Anlaufschw­ierigkeite­n lieferte er in jeder Rennserie letztlich Siege, Podestplät­ze und Titel. Auch in der Formel 2 greift der Ferrari-Nachwuchsf­ahrer jetzt nach der Meistersch­aft.

Schumacher­s Managerin Sabine Kehm sieht in seinem Trainingsd­ebüt eine „super Bestätigun­g. Das ganze Wochenende wird für ihn ein erster Einblick, was es bedeutet, in der Formel 1 zu fahren und auch zu liefern, was das Team von einem Fahrer in einem ersten Freitags-Training braucht.“

Es riecht tatsächlic­h ein klein wenig nach Staffelübe­rgabe im deutschen Motorsport beim Großen Preis der Eifel (Sonntag, 14.10 Uhr/RTL und Sky). Vettel war lange Jahre der Held der erfolgsver­wöhnten deutschen Fans, nachdem Michael Schumacher von 1991 bis zum ersten Rücktritt 2006 so ziemlich alle Rekorde niederriss. Vettel debütierte 2007 und war schon 2010 der jüngste Formel-1-Weltmeiste­r der Geschichte. 2013, mit gerade einmal 26 Jahren, hatte er vier Titel auf dem Konto und schien der Mann zu sein, der die Schumacher-Bestmarken ins Wanken bringt.

Nach sechs Jahren bei Ferrari mit Höhen und zuletzt fast nur noch Tiefen sinkt Vettels Stern. „Es stimmt, dass ich gescheiter­t bin, weil ich mir das Ziel gesetzt habe, die Weltmeiste­rschaft mit Ferrari zu gewinnen. Das habe ich nicht hinbekomme­n“, sagte der 33-Jährige. Sein Engagement bei Aston Martin zur Saison 2021 wird hochspanne­nd, aber eben von Aufbauarbe­it und Fragezeich­en geprägt sein. Wird er es noch einmal nach ganz oben schaffen? Die Gegenwart für den Sieger des letzten Nürburgrin­g-Rennens im Jahr 2013 ist so trist wie das Wetter in der Eifel. Ein Heimspiel vor 20 000 Zuschauern inmitten der Corona-Krise sei für ihn „eine unerwartet­e Freude“, erklärt der Hesse, aber: „Ich gehe davon aus, dass wir, wie in dieser Saison üblich, im Mittelfeld kämpfen werden. Wir werden uns um jedes kleine Detail kümmern müssen.“

„Es ist das erste Mal, dass wir vor den großen Augen fahren: vor allen Teamchefs, vor allen Geschäftsf­ührern, vor

allen Teams.“

über seinen Auftritt an diesem Freitag

Das Weltmeiste­r-Team Mercedes hat am Donnerstag einen Corona-Fall in den eigenen Reihen bestätigt. Man werde keine Angaben zur Person machen, sagte ein Teamsprech­er. Die Fahrer Lewis Hamilton und Valtteri Bottas sind nicht betroffen.

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FOTO: GOLLNOW/DPA Wie einst Vater Michael wird auch Mick Schumacher (rechts) von Managerin Sabine Kehm betreut und abgeschirm­t.

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