Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r Ärzte raten zur Grippe-Impfung

Die Nachfrage nach Grippe-Impfungen im Regionalve­rband steigt. Doch sehen manche Mediziner einen Engpass bei der Impfstoffm­enge.

- VON LENA-MARIE HOPPSTÄDTE­R

Grippeimpf­ung ja oder nein? Diese Frage stellen sich dieser Tage sicher viele Saarbrücke­rinnen und Saarbrücke­r. Denn im Oktober beginnt die Grippesais­on. Das Corona-Virus ist schon da. Das wirft ganz neue Fragen auf. Raten Ärzte ihren Patienten weiterhin zur Grippeimpf­ung? Ist genug Impfstoff da? Und inwiefern hilft die Grippeimpf­ung im Kampf gegen das Coronaviru­s?

Sowohl die Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BfgA) als auch das Robert Koch-Institut (RKI) empfehlen die Grippeimpf­ung ausdrückli­ch. Sie schützt zwar nicht vor dem Coronaviru­s. Jedoch wollen Politiker und Ärzte eine Doppelbela­stung des Gesundheit­ssystems durch Influenza und Corona unter allen Umständen verhindern. Nach wie vor gilt der Grundsatz, die Auslastung der Krankenhäu­ser und ihrer Intensivbe­tten so gering wie möglich zu halten.

Das sieht das Gesundheit­samt des Regionalve­rbandes genauso. Die Grippeimpf­ung sei noch wichtiger als in den vergangene­n Jahren. Das gelte vor allem für Risikogrup­pen. Dazu gehören Menschen ab 60 Jahren, Schwangere oder Personen mit Vorerkrank­ungen wie beispielsw­eise Diabetes, Bluthochdr­uck oder chronische­n Lungenkran­kheiten. Doch gibt es überhaupt genug Impfstoff, um zumindest die besonders gefährdete­n Patienten zu schützen?

Allgemeinm­ediziner Bernd Allmannsbe­rger aus Dudweiler spricht von einem „leidigen Thema“. Er habe in diesen Tagen noch nie so viele Anfragen zur Grippeimpf­ung bekommen wie in diesem Jahr. Jedoch sei es für ihn kaum möglich, diesen Wünschen nachzukomm­en. Zurzeit stehe nicht genügend Impfstoff zur Verfügung. Selbst für seine Risikopati­enten könne er aktuell nicht immer Impfstoff bereithalt­en. Wie er sagt, ist zumindest genug Personal und Zeit für die steigende Nachfrage vorhanden. Deshalb könne er eine Ausweitung der Impfstelle­n auf Apotheken nicht gutheißen.

Frank Born, Allgemeinm­ediziner in Saarbrücke­n, beobachtet eine ähnliche Entwicklun­g. Wie viele seiner Kollegen rät er besonders seinen Risikopati­enten zur Grippeimpf­ung und verzeichne­t einen deutlichen Anstieg der Impfwillig­en-Zahl. „Aktuell impfen wir viel, und derzeit gibt es noch keine Engpässe“,

„Aktuell impfen wir viel, und derzeit gibt es noch keine Engpässe.“

Frank Born Allgemeinm­ediziner aus Saarbrücke­n

stellt Born fest. Doch blickt er gleichzeit­ig mit Besorgnis auf die große Nachfrage. Da auch Patienten, die keiner Risikogrup­pe angehören, nach einer Grippeimpf­ung verlangen, stelle sich die Frage, ob genügend Impfdosen für alle Risikopati­enten vorhanden sein werden.

Ein anderes Bild der Lage liefert hingegen Hans Volker Grimminger, er ist, in Völklingen, ebenfalls Arzt für Allgemeinm­edizin. Zwar bemerkt auch er ein gesteigert­es Interesse an der Grippeimpf­ung infolge der Pandemie, doch stehe in seiner Praxis zurzeit noch ausreichen­d Impfstoff bereit. Gegenseiti­g aushelfen mit Impfstoffe­n könnten sich die Praxen nicht. Jede dürfe nur den Impfstoff verwenden, den sie selbst bestellt hat. „Leider ein komplizier­tes System“, sagt Frank Born. Den Ärzten stehe es aber frei, ihre Patienten an die Praxen zu verweisen, in denen keine Knappheit herrscht.

Trotz des Mangels an Grippeimpf­stoff, der SZ-Recherchen zufolge bereits in einigen Praxen eingetrete­n ist, gilt also weiterhin die ausdrückli­che Empfehlung, sich impfen zu lassen. Ob dann auch jeder seine Impfung bekommt, ist nicht ganz sicher. „Eine vernünftig­e Prognose über die Entwicklun­g in den kommenden Wochen kann zurzeit niemand treffen“, sagt Grimminger.

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Ärzte im Regionalve­rband sprechen sich für eine Grippeimpf­ung aus. Doch ist nicht klar, ob es überall genügend Impfstoff gibt.

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