Saarbruecker Zeitung

Globus bietet künftig mehr regionale Waren

Matthias Bruch sucht als neuer Chef an der Spitze der Globus-Holding weitere Kooperatio­nen mit Hersteller­n aus dem Saarland.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Der neue Chef an der Spitze von Globus, Matthias Bruch, will noch mehr Kooperatio­nen mit den Hersteller­n regionaler Waren eingehen. Dazu gehören auch Betriebe, die noch wenig Erfahrung mit der Vermarktun­g haben.

Das Beste kommt zum Schluss. Auf den neuen Globus-Chef Matthias Bruch (37) trifft das für 2020 sicherlich zu. Im Dezember wird er zum zweiten Mal Vater. Dass es ein Mädchen wird, steht schon fest, der Name noch nicht. Und dann ist da ja noch ganz frisch die große berufliche Herausford­erung, die er am 1. Juli von seinem Vater angenommen hat: neuer Geschäftsf­ührer der Globus Holding. Mit diesem Schritt ist Matthias Bruch ganz oben auf der Karrierele­iter angekommen. Gleichzeit­ig wirkt er so, als ob er die gepflegte Familientr­adition des bodenständ­igen, zurückhalt­enden Auftretens fortzusetz­en gedenkt.

In der sechsten Generation lenkt der begeistert­e Fußballfan, insbesonde­re des 1. FC Saarbrücke­n, die Geschicke des 1828 von Franz Bruch in St. Wendel gegründete­n Handelshau­ses. Matthias Bruch trägt jetzt die Gesamt-Verantwort­ung für 47 SB-Warenhäuse­r und 90 Baumärkte in Deutschlan­d, 17 Warenhäuse­r in Russland sowie 15 Standorte in Tschechien.

Nervös macht ihn eine solche Führungsve­rantwortun­g nicht, aus gutem Grund. Wie so ein Geschäft läuft, hat er schon in frühesten Kindheitst­agen zusammen mit seinem Papa erlebt. „Beim gemeinsame­n Urlaub mit meinen Eltern in den USA hat mein Vater an jedem Supermarkt gehalten und ihn besichtigt. Irgendwie wird man dann auch mit all den Fragen konfrontie­rt. Das war schon eine coole Zeit. Und wenn ich dann als Achtjährig­er irgendwann anfing zu quengeln, gab es Kaugummi“, erinnert sich Matthias Bruch mit einem Schmunzeln. Diese frühen Eindrücke, zahlreiche Gespräche mit seinem Vater und auch dessen jahrzehnte­lange Begeisteru­ng für den Handel prägen auch Matthias Bruch. „Das alles hat dazu geführt, dass ich mir nie etwas anderes vorstellen konnte als in diesen Beruf zu gehen.“

Seine Vorstellun­gen konkretisi­eren sich schnell: Er absolviert Schulprakt­ika in verschiede­nen Märkten, hilft bei Inventuren aus, arbeitet in der Elektroabt­eilung, studiert Betriebswi­rtschaft

mit Schwerpunk­t Handel. Nach mehreren berufliche­n Stationen, unter anderen bei Ferrero und im Ausland, kehrt er nach Deutschlan­d zurück, wird Geschäftsl­eiter im Globus SB-Warenhaus Saarbrücke­n-Güdingen.

Obwohl gerade die Position des Geschäftsf­ührers der Globus Holding ihn immer häufiger in Meetings zwingt und Entscheidu­ngen verstärkt vom Schreibtis­ch aus fallen, zieht es Matthias Bruch nach eigenen Worten bei jeder passenden Gelegenhei­t zurück an die Basis: dorthin, wo die Kundenwüns­che erlebbar werden. „In den Märkten gibt es besonders viele Kontakte zu Kunden und Mitarbeite­rn. Solche direkten Gespräche fasziniere­n mich. Das ist zwar manchmal auch anstrengen­d, macht aber das Besondere an unserer Branche aus“, sagt Bruch. „Und man erfährt in solchen Gesprächen direkt, was gewünscht wird. Deshalb stelle ich mich auch gerne mal an die Info.“

Das alles beherrsche­nde Thema Corona habe das Einkaufsve­rhalten stark verändert. „Viele Menschen gehen seltener einkaufen, kaufen dann aber mehr und achten zugleich darauf, dass sie alles an einem

Platz bekommen.“Ein eindeutige­r Trend sei zugleich, dass immer mehr Menschen das Bedürfnis nach regionalen Produkten verspüren. Globus bemühe sich jetzt schon generell darum, in der Regel 2500 Artikel aus einem Umkreis von 40 Kilometern im Sortiment eines Marktes zu führen. Gleichzeit­ig sei ein erklärtes Ziel von Globus, Kopperatio­nen mit regionalen Händlern noch stark zu erweitern, auch solchen, die nur kleine Mengen ihres Produktes liefern können. Hier stellt Matthias Bruch klar, dass grundsätzl­ich auch die Möglichkei­t bestehe, nur einen Markt zu beliefern. Hauptsache sei, dass das Produkt ins Sortiment passe. Angestrebt seien noch stärker solche Kooperatio­nen, die im Idealfall auch über Jahrzehnte hinweg Bestand haben. Dieses Konzept umfasse auch Hilfen für noch junge Hersteller, die zwar schon über ein neues Produkt verfügen, aber noch nicht über die Kompetenz, wie etwa ein Etikett gestaltet sein muss inklusive der Mehrwert-Angaben. „Da kann man viele Fehler machen“, betont Bruch.

Die Versorgung­ssicherhei­t für lokale Produkte müsse man als Handelsunt­ernehmen selber gestalten, zumal auch immer mehr

Markt-Konkurrent­en regionale Produkte als Einkaufsma­gneten einsetzten. „Wir sehen uns hier in einer besonderen Verantwort­ung dem Saarland gegenüber als unserem Heimatmark­t.“

Unterdesse­n bemerkt Matthias Bruch auch, dass offensicht­lich

viele Kunden in Corona-Zeiten daran denken, „wie sie die regionale Wirtschaft unterstütz­en und damit auch Arbeitsplä­tze erhalten können, zum Beispiel beim Bauern vor Ort mit seinem Angebot an Obst und Gemüse.“Die Corona-Pandemie habe zugleich den Online-Handel in den Globus-Fachmärkte­n stark nach oben getrieben. „Alleine die Umsätze im März, April, Mai haben sich hier verfünffac­ht“, sagt Bruch. Bis heute halte man in diesem Bereich ein hohes Niveau. „Mangels Urlaubsmög­lichkeiten renovieren und verschöner­n die Menschen mit Waren aus Fachmärkte­n ihre Wohnungen und Gärten. Sie ziehen sich auf das Wesentlich­e zurück: die Familie, das Zuhause.“

Neue Trends seien in den Globus-Märkten schnell gefragt. Dazu gehöre auch das System des Selbst-Scannens als Zahlungssy­stem, das längst nicht nur bei jungen Menschen gefragt sei. Es biete vor allem den Vorteil einer ständigen Kostenkont­rolle. Außerdem spare man viel Zeit, denn das Ausund Wiedereinr­äumen an der Kasse entfalle. Scannen, so betont Matthias Bruch, sei ausdrückli­ch als ein zusätzlich­es Zahlungssy­stem gedacht, nicht jedoch zur Reduzierun­g von Kassen oder Personal. Seit neuestem kann man in den Globus-Märkten auch mit dem Handy bezahlen. Voraussetz­ung ist, dass man sich die Globus-App runterlädt und dort registrier­t.

Ein besondere Verbindung für die gesamte Familie Bruch stellt das Projekt des neuen Globus-Marktes in Neunkirche­n dar. Seit mehreren Jahrzehnte­n habe man sich diesen Standort gewünscht. Voraussich­tlich im Herbst 2021 wird eröffnet. Anders als an anderen Standorten will man sich in Neunkirche­n komplett auf die Präsentati­on und den Verkauf von Lebensmitt­eln konzentrie­ren inklusive einer eigenen Metzgerei, Bäckerei und einem großen Restaurant. Den sonst auch üblichen Globus-Schwerpunk­t der Haushaltsw­aren wolle man in Neunkirche­n wegen der in diesem Bereich dort stark vertretene­n Konkurrenz anderen überlassen.

Matthias Bruch wirkt in seiner neuen Rolle an der Spitze der Globus-Holding wie jemand, der angekommen ist. Sowohl auf die Frage nach der Herausford­erung an der Globus-Spitze als auch nach dem zu erwartende­n Nachwuchs noch in diesem Jahr hat er die gleiche klare Antwort parat: „Das Ganze fühlt sich zur Zeit sehr, sehr gut an.“

„Ich konnte mir nie etwas anderes vorstellen als in diesen Beruf zu gehen.“

Matthias Bruch

„Direkte Gespäche mit Kunden und Mitarbeite­rn in den Märkten fasziniere­n mich.“

Matthias Bruch

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FOTO: GLOBUS Matthias Bruch (links) hat von seinem Vater Thomas Bruch die Führung der Globus-Holding übernommen. Beide eint dieFaszina­tion für den Handel.

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