Saarbruecker Zeitung

Erster Landkreis im Saarland ist Risikogebi­et

Der Kreis St. Wendel ist seit Samstag eine CoronaGefa­hrenzone. Zwei weitere Kreise kommen der Einstufung als Risikogebi­et näher.

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(sara/cbe/ek/mzt) Die Corona-Lage im Saarland hat sich über das Wochenende weiter verschärft. Seit Samstag hat das Land einen ersten Landkreis, der als Corona-Risikogebi­et gilt. In St. Wendel wurde die Grenze von 50 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen überschrit­ten. „Ich habe schon befürchtet, dass es passieren wird. Aber dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht“, sagte Landrat Udo Recktenwal­d (CDU) zur SZ. Der Wert lag am Samstag bei 50,46. Am Sonntag stieg er weiter auf nun 70,1, wie das Landratsam­t mitteilte.

Im Kreis Merzig-Wadern sowie dem Saarpfalz-Kreis wurde am Wochenende der Warnwert von 35 neuen Fällen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen überschrit­ten. Am Sonntag erhöhte sich in Merzig-Wadern der Sieben-Tages-Durchschni­tt auf 47 und liegt damit nur noch knapp unter dem Grenzwert von 50. Der Saarpfalz-Kreis ist mit 38,67 noch etwas weiter von der kritischen Marke entfernt.

Die angestiege­nen Fallzahlen haben Folgen für die Bürger: Im Kreis St. Wendel seien bei Partys in den eigenen vier Wänden nur noch zehn und in öffentlich­en Räumen noch 25 Personen zugelassen, sagte Recktenwal­d. Im Kreis Merzig-Wadern

wurden nach Angaben der Kreisverwa­ltung die Grenzen für Veranstalt­ungen auf 25 Personen in privaten und 50 in öffentlich­en Räumen festgelegt. Der Saarpfalz-Kreis will seine Regelung voraussich­tlich an diesem Montag bekanntgeb­en.

Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) verurteilt­e Verstöße gegen die Corona-Regeln: „Ein solches Verhalten gefährdet andere Menschen.“Er appelliert­e an die Bürger, die Pandemie-Gefahr ernst zu nehmen.

Saarlandwe­it gab es am Sonntag laut Gesundheit­sministeri­um 36 Neuinfekti­onen. 358 Menschen sind als aktiv infiziert bekannt, sieben davon werden in Kliniken behandelt.

(dpa/red) Immer mehr deutsche Städte werden zu Corona-Hotspots und fahren daher die Sicherheit­smaßnahmen zum Eingrenzen der Pandemie hoch. Am Wochenende meldeten unter anderem Köln, Stuttgart, Essen und Mainz das Überschrei­ten der wichtigen Warnstufe von 50 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen. Andere Großstädte wie Berlin, Frankfurt und Bremen waren schon zuvor über diese Marke gestiegen. München liegt nur noch knapp darunter. In Berlin trat am Wochenende deshalb eine nächtliche Sperrstund­e in Kraft, Stuttgart und Köln schränken unter anderem das Trinken von Alkohol in der Öffentlich­keit stark ein und verschärfe­n die Maskenpfli­cht.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) machte sich für bundesweit schärfere Strafen bei Verstößen gegen die Maskenpfli­cht stark. Er forderte am Wochenende bundesweit einheitlic­he Bußgelder von 250 Euro. In Bayern gilt dies bereits.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Sonntag meldeten die Gesundheit­sämter innerhalb eines Tages 3483 neue Corona-Infektione­n. An Sonntagen sind die erfassten Fallzahlen meist niedriger, auch weil am Wochenende nicht alle Gesundheit­sämter Daten an das RKI melden. Allerdings zeigt ein Wochenverg­leich den starken Anstieg: Am Sonntag vor einer Woche waren 2279 Neuinfekti­onen gemeldet worden, am Sonntag vor zwei Wochen 1411. Ab Samstag wurde mit 4721 Fällen ein neuer Spitzenwer­t im Herbst verzeichne­t.

Am vergangene­n Freitag hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Oberbürger­meistern der elf größten deutschen Städte über die Lage beraten. An der Entwicklun­g in den Ballungsrä­umen zeige sich, „ob wir die Pandemie in Deutschlan­d unter Kontrolle halten können oder ob uns die Kontrolle entgleitet“, sagte sie anschließe­nd. Der vereinbart­e Maßnahmenk­atalog sieht unter anderem die Entsendung von Experten des Robert-Koch-Instituts und der Bundeswehr vor, wenn die Schwelle von 35 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen überschrit­ten wird. Ab 50 Infektione­n pro 100 000 Einwohner soll es neue Beschränku­ngen geben. Mehrere Ministerpr­äsidenten riefen die

Bürger zum strikten Einhalten der Abstands- und Hygienereg­eln auf. „Die Lage ist ernst. Ernster, als diejenigen glauben, die sich nicht an die Schutzmaßn­ahmen halten“, sagte zum Beispiel die rheinland-pfälzische Regierungs­chefin Malu Dreyer (SPD) am Sonntag in Mainz. Nur wenn man die sozialen Kontakte reduziere und die Regeln befolgen, könne man das Coronaviru­s „aushungern“.

Für Köln hatte das Landeszent­rum Gesundheit die Sieben-Tage-Inzidenz am Samstag mit 54,8 angegeben. Seit dem Wochenende gelten daher Einschränk­ungen für das öffentlich­e Leben. Auf Straßen und Plätzen darf abends ab 22 Uhr kein Alkohol mehr konsumiert werden. An Wochenende­n gilt an Party-Hotspots ein Verkaufsve­rbot für Alkohol. Auch dürfen sich nur noch bis zu fünf Personen aus verschiede­nen Haushalten

in der Öffentlich­keit treffen. In Fußgängerz­onen müssen die Menschen Masken tragen.

Während am Wochenende im Saarland allein der Landkreis St. Wendel über der wichtigen 50er Marke lag (siehe Grafik, Stand 11. Oktober, null Uhr), waren es in Nordrhein-Westfalen neun Kreise und kreisfreie Städte. Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) kündigte landesweit einheitlic­he Regeln für die Einschränk­ung des öffentlich­en Lebens in Corona-Hotspots an. Wie in Köln, dürfen sich bei Überschrei­ten der 50er-Marke nur noch bis zu fünf Personen aus verschiede­nen Haushalten in der Öffentlich­keit treffen, zudem soll es Sperrstund­en geben.

In Stuttgart meldete das Landesgesu­ndheitsamt am Samstagabe­nd 50,5 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen. Deshalb sind ab Mittwoch bei privaten Feiern nur noch zehn Teilnehmer erlaubt, bei Feiern in öffentlich­en und angemietet­en Räumen nur noch 25. In Berlin wurden nach Zahlen vom Samstag 58,2 Coronafäll­e pro 100 000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen erfasst.

Umstritten bleiben die von mehreren Bundesländ­ern erlassenen Beherbergu­ngsverbote für Urlauber aus solchen Corona-Hotspots. „Ich halte diese Maßnahme für rechtswidr­ig, weil sie weder verhältnis­mäßig noch geeignet ist“, sagte Bundestags­vizepräsid­ent Wolfgang Kubicki (FDP) der Bild-Zeitung.

In einer Reihe von Bundesländ­ern begannen am Wochenende die Herbstferi­en. Berliner können wegen der Verbote jedoch noch nicht mal jenseits der Stadtgrenz­e in Brandenbur­g Urlaub machen. Auch ein Ostsee-Urlaub in Mecklenbur­g-Vorpommern ist für sie tabu.

Der Virologe Christian Drosten hält wieder mehr bundeseinh­eitliche Regelungen für notwendig. „Das Virus wird sich immer gleichmäßi­ger verteilen. Wir werden mehr und mehr in eine Situation kommen, wo man besser pauschal reguliert“, sagte er dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d.

In der Hauptstadt protestier­ten am Samstag wieder zahlreiche Gegner der Corona-Politik in Deutschlan­d. Die Polizei sprach von mehreren tausend Teilnehmer­n, die schweigend durch die Stadt zogen.

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