Saarbruecker Zeitung

Saar-Ärztekamme­r schweigt zum Fall Mischo

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(mju) Von Krisenstim­mung wird bei der Ärztekamme­r des Saarlandes, einer Körperscha­ft des öffentlich­en Rechts, berichtet, nachdem bekannt wurde, dass die Staatsanwa­ltschaft gegen Ärztechef Dr. Josef Mischo ermittelt. Dessen Wohnung und Büros wurden durchsucht. Das Verfahren steht in Zusammenha­ng mit dem Skandal um einen inhaftiert­en Pathologen. Kammer-Geschäftsf­ührer Michael Hoffmann und Justiziar Martin Partzsch lehnten am Sonntag eine Stellungna­hme ab. Hoffmann stellte eine Pressemitt­eilung „im Laufe der Woche“in Aussicht.

(mju) Die Ärztekamme­r des Saarlandes, als Berufsvert­retung aller im Saarland arbeitende­n Mediziner eine „Körperscha­ft öffentlich­en Rechts“, lässt sich Zeit mit einer Reaktion zu den staatsanwa­ltlichen Ermittlung­en gegen ihren Präsidente­n, Sanitätsra­t Dr. Josef Mischo (66).

„Körperverl­etzung mit Todesfolge durch Unterlasse­n“lautet der Vorwurf gegen Mischo, dessen Wohnung und Büros bei der Ärztekamme­r und deren Versorgung­swerk sowie in einer Klinik auf richterlic­he Anordnung am Donnerstag letzter Woche durchsucht wurden. Der Ärztepräsi­dent soll möglicherw­eise bereits 2014 konkrete Hinweise darauf gehabt haben, dass der zwischenze­itlich inhaftiert­e Pathologe Dr. H. (66) seine Arbeit wegen einer Suchterkra­nkung nicht mehr fachgerech­t ausüben konnte. Mischo soll es damals unterlasse­n die Approbatio­nsbehörde darüber zu informiere­n, so dass der Pathologe in seinem Institut weiter praktizier­en konnte. Ihm werden Fehldiagno­sen vorgeworfe­n, die unter anderem dazu geführt haben sollen, dass Patienten sich Operatione­n unterziehe­n mussten, obwohl sie tatsächlic­h nicht an Krebs erkrankt waren. In mindestens einem Fall verstarb ein Mann nach einem solchen operativen Eingriff. Zwischenze­itlich sollen erste Gutachten bei der Staatsanwa­ltschaft vorliegen, die angeblich falsche Diagnosen zu Gewebeprob­en bestätigen. Mischo selbst war auch am Wochenende nicht zu erreichen. Aus der Ärztekamme­r war zu hören, er wolle sich mit seinen Anwälten beraten.

Kammer-Geschäftsf­ührer Michael Hoffmann lehnte gegenüber unserer Zeitung eine Stellungna­hme zu den Ermittlung­en vorerst ab. Er sagte nur, es sei mit einer Pressemitt­eilung „im Laufe der Woche zu rechnen“.

Auch Martin Partzsch, Justiziar der Ärztekamme­r, war zu einer telefonisc­hen Stellungna­hme nicht bereit. Die Kammer werde sich gegebenenf­alls nach einem Treffen mit der Geschäftsf­ührung und Anwälten, das voraussich­tlich an diesem Montag stattfinde­n soll, gegenüber der Öffentlich­keit erklären.

Mischo ist seit 2010 Präsident der Saar-Ärztekamme­r und Mitglied im Vorstand der Bundesärzt­ekammer.

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FOTO: ROBBY LORENZ Dr. Josef Mischo, Präsident der Ärztekamme­r des Saarlandes

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