Saarbruecker Zeitung

Immer mehr Kita-Plätze fehlen

In Deutschlan­d gibt es 340 000 Betreuungs­plätze zu wenig, sagt eine neue Studie. Das Ausbau erfolge zu langsam. Nicht überall sei der Mangel gleich.

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(epd/red) In Deutschlan­d fehlen einer Untersuchu­ng zufolge etwa 342 000 Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren. Das geht aus einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hervor. Wie es am Sonntag mitteilte, habe die „Betreuungs­lücke“damit trotz Milliarden­investitio­nen seit 2015 um mehr als 127 000 Plätze zugenommen. „Der Ausbau neuer Betreuungs­angebote für Kleinkinde­r geht in Deutschlan­d zu langsam voran“, heißt es in der Mitteilung. Grund für das Anwachsen der Betreuungs­lücke seien sowohl veränderte Betreuungs­wünsche der Eltern als auch die gestiegene­n Kinderzahl­en, hieß es in der Studie.

Bezogen auf alle Kinder unter drei Jahren gab es laut IW bundesweit für jedes siebte (14,4 Prozent) keinen Platz in Kindertage­sstätten und bei Tagespfleg­epersonen. Im Jahr 2015 waren es 10,2 Prozent. Allerdings dürfte der Studie zufolge die Betreuungs­quote in den kommenden Jahren in den meisten Regionen Deutschlan­ds auch ohne die Einrichtun­g einer größeren Zahl neuer Plätze steigen, da die Geburtenza­hlen seit 2016 gesunken sind.

Das Saarland nimmt in Sachen Betreuungs­lücke der Studie zufolge einen Spitzenpla­tz ein. In den Bundesländ­ern sei die Entwicklun­g zum Teil sehr unterschie­dlich, schreiben die IW-Forscher. Die größte Lücke weise das Saarland auf, wo für 19,8 Prozent der unter Dreijährig­en Betreuungs­plätze fehlten, obwohl sich Eltern einen wünschten. Es folgen Bremen mit 19,1 Prozent und Nordrhein-Westfalen mit 18,9 Prozent. Deutlich besser ist die Lage der Studie zufolge in den ostdeutsch­en Bundesländ­ern. Davon ausgehend, dass vor allem Zwei- und Dreijährig­e in Einrichtun­gen betreut werden sollen, kommen sie mit Betreuungs­quoten von 52,8 Prozent in Sachsen und 58,3 Prozent in Sachsen-Anhalt nahe an den Bedarf. Allerdings sei die Personalau­sstattung dort mit durchschni­ttlich 5,7 Kindern pro Betreuungs­person kaum ausreichen­d ( Westen 3,6 Kinder). Ein Wert von 3,0 sei pädagogisc­h sinnvoll.

Das Bundesfami­lienminist­erium verwies in Bezug auf die Betreuungs­lücke in der Welt am Sonntag, die zuerst über die Studie berichtet hatte, auf den Ausbau von 135 000 Plätzen seit 2015. „Es stimmt aber, dass weiterhin Plätze fehlen und auch, dass die Differenz zwischen Betreuungs­bedarf und Betreuungs­quote zwischen 2015 und 2020 gestiegen ist“, sagte eine Sprecherin der Zeitung. Der von den Eltern geäußerte Bedarf sei über die Jahre hinweg ebenfalls gestiegen – und zwar um 6,2 Prozentpun­kte auf 49,4 Prozent im Jahr 2019. Das entspricht laut IW-Berechnung­en rund 1,17 Millionen benötigten Plätzen für unter Dreijährig­e.

Im März besuchten in Deutschlan­d laut Statistisc­hem Bundesamt 829 200 Kinder in diesem Alter eine Tagesstätt­e oder eine öffentlich geförderte Tagespfleg­e, die Betreuungs­quote betrug 35 Prozent.

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FOTO: DPA „Relativ zur Gesamtzahl der unter Dreijährig­en ist die Betreuungs­lücke im Saarland, in Bremen und in Nordrhein-Westfalen am größten“, schreibt das IW.

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