Saarbruecker Zeitung

Rechnungsh­of bestreitet großes Zinsrisiko für Landeshaus­halt

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(kir) Der Rechnungsh­of des Saarlandes widerspric­ht einer in der Landespoli­tik weitverbre­iteten Annahme zum Risiko durch steigende Zinssätze. Ein Anstieg des Zinsniveau­s auf die Schulden des Landes von über 14 Milliarden Euro, so die Befürchtun­g von Landespoli­tikern, würde alle Sparanstre­ngungen der vergangene­n Jahre zunichte machen. Um diesem Risiko zu begegnen, hat die Regierung 2020 eine Rücklage eingeführt, mit der Vorsorge getroffen werden soll, falls die Zinsen steigen.

Doch der Rechnungsh­of widerspric­ht der Befürchtun­g: „Mit einer Beendigung der atypischen Geldpoliti­k

durch die EZB ist nicht zu rechnen. Deshalb existiert mittelfris­tig auch angesichts des hohen Refinanzie­rungsbedar­fs der öffentlich­en Haushalte infolge der Pandemie kein relevantes ‚Zinsänderu­ngsrisiko‘ als Haushaltsr­isiko“, schreiben die Prüfer in ihrem Jahresberi­cht, der vergangene­n Donnerstag erschien.

Das Saarland musste laut Rechnungsh­of 2018 noch 365 Millionen Euro an Zinskosten tragen, 2019 waren es nur noch 321 Millionen. Der Haushaltse­ntwurf der Landesregi­erung geht für 2021 und 2022 sogar nur noch von etwa 308 Millionen aus – obwohl die Verschuldu­ng des

Landes durch die Corona-bedingten Kredite und die Übernahme kommunaler Kassenkred­ite bis Ende 2022 auf 16,5 Milliarden Euro deutlich steigen wird.

Der Grund für die rückläufig­en Zinsausgab­en ist, dass das Land seit Jahren peu à peu auslaufend­e Kreditvert­räge mit Zinssätzen von bis zu fünf Prozent durch deutlich niedriger verzinste Kredite ersetzt. Angesichts einer Pandemie-bedingten Rekord-Nettokredi­taufnahme und der Schuldenbr­emse hält es der Rechnungsh­of für nicht zulässig, der Zinsausgle­ichrücklag­e neue Mittel zuzuführen. www.saarland.de/rechnungsh­of

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