Der Tanz des Marienkäfers auf dem Rücken
Der Club Studio 30 trotzt der Corona-Krise, unter anderem mit Professor Aldente.
„Das ist ja wie in der Schule, es fehlen nur die Tische“, sagte eine Zuhörerin vor dem Konzert von Professor Aldente im Club Studio 30 in der Mainzer Straße. In der Tat standen die wenigen Stühle in Reih und Glied - nur 15 sitzende Zuschauer waren beim Konzert im Rahmen des Resonanzen-Festivals zugelassen. Schade, sehr schade sogar war das, ist die Saarbrücker Band doch eigentlich prädestiniert für eine vor der Bühne zappelnde und hopsende Meute.
Was an Bewegung eventuell möglich wäre, zeigte der immer zu Späßen aufgelegte Sänger David Kassung auf einem einzelnen Stuhl: Den Sitz-Tanz des „Marienkäfers auf dem Rücken“. Selbst das ging aber nicht, sonst hätten die Sitznachbarn Schaden genommen.
Also musste sich die überschaubare Zuhörerschaft auf zuckende Beine und wedelnde Arme beschränken. Nicht einfach bei dem energiegeladenen Genre-Mix aus Rock, HipHop, Reggae und Drum
’n’ Bass, den die Lokalmatadoren aufs Gehör brezelten. Markenzeichen der Band ist abgesehen vom charismatischen Kassung, dass die drei Instrumentalisten Max Popp,
Finn Tödte und David Windmüller alle Schlagzeug und mindestens noch ein anderes Instrument spielen - Windmüller sogar Bass, Gitarre und Keyboard. Nur sein Marimbafon
hatte er ausnahmsweise zuhause gelassen.
Toll auch, dass in den Keller des Studio 30 noch einmal etwas Leben kam - die Macher haben schwere Zeiten hinter und, wie es aussieht, auch noch vor sich. „Dass wir im März schließen mussten, war ein riesiger Schock für uns“, erzählte Sebastian Biewer, der sich selbst die Bezeichnung „Mädchen für alles“gibt, bezogen auf den Club. „Die erste Idee, die wir hatten, war, die Lagerbestände zu versteigern. Das lief erstaunlich gut, da haben Leute 200 Euro auf den Tisch gelegt für zwei Kästen Bier, weil sie uns unterstützen wollten.“Der Erlös habe aber auch nicht lange vorgehalten. Erschwerend kam hinzu, dass es sich nicht lohnte, den Club Ende Mai wieder zu eröffnen: „Bei maximal 15 Zuschauern bekommen wir nicht mal den Tontechniker bezahlt“, so Biewer.
Drinnen ging es also nicht, also organisierte das Team des Studio 30 zusammen mit dem Musikbüro vier Open Air-Konzerte am Schloss. Im Endeffekt seien es aber die Landes
und Bundeshilfen gewesen, die geholfen hätten, bis zum Jahresende durchzuhalten. Ein bisschen was sei auch über Spenden und Crowdfunding in die leere Kasse gekommen. Außerdem habe sich der Vermieter sehr korrekt verhalten, ergänzt Geschäftsführer Jürgen Bechthold. „Stand jetzt gehe ich davon aus, dass wir bis Februar durchkommen - das hängt aber davon ab, ob die Förderhilfen so bestehen bleiben oder nicht“, sagt Biewer.
Was das Studio 30 auch noch anbietet („so einmal im Monat“), sind Livestreams von Bands mit begrenzter Zuhörerzahl, letzteres, um etwas Live-Atmosphäre ins Internet zu transportieren. Dabei stehe der Aufwand aber in keinem Verhältnis zu den Einnahmen. Ein dauerhaftes Überleben unter Corona-Auflagen scheint ausgeschlossen - „ich hoffe einfach, dass es nicht so kommt“, meint Biewer. Das Resonanzen-Festival hat zumindest für kurze Zeit noch mal den Konzertbetrieb in den Club gebracht: Außer Professor Aldente fanden noch sechs weitere Festival-Konzerte hier statt.