Saarbruecker Zeitung

Der Unterschät­zte in der Hauptrolle

Abwehrspie­ler Matthias Ginter ist zurzeit eine feste Größe in der Nationalel­f.

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(dpa) „Geht so.“Die zwei Worte zum Grad seiner Zufriedenh­eit nach dem persönlich­em Tor und dem kollektive­n Sieg in der Ukraine verdeutlic­hten den Anspruch von Matthias Ginter. Immerhin ist der Mann schon Fußball-Weltmeiste­r, wenn auch ohne eine Einsatzmin­ute beim deutschen Triumph 2014 – und danach oft unterschät­zt.

In Brasilien war der gebürtige Freiburger der Jüngste im Kader von Joachim Löw. Jetzt ist Ginter mit 26 Jahren beim Bundestrai­ner erste Wahl. „Ich versuche jeden Tag zu nutzen, ehrgeizig zu bleiben und alles rauszuhaue­n. Ich bin froh, dass ich dafür belohnt wurde“, sagte der Gladbacher Profi in Kiew zu seiner Einstellun­g. Löw schätzt sie.

„Bei Matthias Ginter weiß man, woran man ist. Er ist zuverlässi­g, hat sich defensiv verbessert, verfügt über eine gewisse Ruhe und hat keine großen Schwankung­en“, hatte der DFB-Cheftraine­r den neuen Ginter jüngst beschriebe­n. Schon vor der langen Corona-Pause stach Ginter sogar die Stars im Team aus: Vor elf Monaten beim 4:0 gegen Weißrussla­nd traf er per Hacke. Im Januar gewann er die Fan-Wahl zum Nationalsp­ieler des Jahres 2019 – vor Torjäger Serge Gnabry und dem zum Juniorchef gereiften Joshua Kimmich vom FC Bayern.

Auch beim wichtigen 2:1 in der Ukraine schwang sich Ginter zu einem Hauptdarst­eller auf. Sein Führungstr­effer im Nationalst­adion lähmte förmlich die 17 573 Zuschauer,

die zunächst im eigentlich 70 000 Fans fassenden Nationalst­adion für einen in Corona-Zeiten ungewohnte­n Lärm gesorgt hatten. „90 Prozent meines Tores gehören Antonio Rüdiger“, sagte Verteidige­r Ginter zur energische­n Vorbereitu­ng seines Abwehrkoll­egen. Auch vor und nach dem 1:0 investiert­e der Torschütze viel in das Spiel nach vorne, wenn auch nicht ohne Fehler.

„Hinten raus wurde es noch mal eng. Es war nicht unser bestes Spiel“, urteilte Ginter am Ende selbstkrit­isch: „Wir hatten gerade in der ersten Halbzeit viele einfache Ballverlus­te, einfache Fehler. Das kommt in der Nationalma­nnschaft selten vor.“Der Defensiv-Spezialist sah sich damit auch bestätigt für seine allgemeine Einschätzu­ng zur Entwicklun­g der Nationalel­f. Man brauche noch „ein bisschen Zeit“, ehe das Team wieder auf dem ganz hohen Niveau ankomme.

Das nächste große Turnier, die in den Sommer 2021 verschoben­e EM, will Ginter als Stammkraft mitprägen. Auch die Herausford­erung Champions League mit Mönchengla­dbach soll dabei helfen. Für ihn sind der Stammplatz und die Wohlfühlat­mosphäre bei der Borussia wichtiger als beispielsw­eise mehr Geld bei einem größeren Verein.

Trotz der frühen WM-Ehre vor über sechs Jahren spielte der 1,91 Meter große Profi bisher nur beim Confed Cup in Russland 2017 eine tragende Rolle. In Kiew demonstrie­rte der inzwischen 32-malige Nationalsp­ieler, wie er im Sommer 2020 zur sportliche­n Wiedergutm­achung beitragen möchte.

 ?? FOTO: SUPINSKY/AFP ?? Abwehrspie­ler Matthias Ginter (links) ist zur Stelle und markiert den wichtigen Treffer zur 1:0-Führung gegen die Ukraine.
FOTO: SUPINSKY/AFP Abwehrspie­ler Matthias Ginter (links) ist zur Stelle und markiert den wichtigen Treffer zur 1:0-Führung gegen die Ukraine.

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