26 Pflegekräfte aus Mexiko beginnen Arbeit im Saarland
26 Pflegekräfte aus Mittelamerika arbeiten jetzt im Universitätsklinikum in Homburg und im Winterberg-Klinikum Saarbrücken.
(ter) Saar-Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) empfing am Montag 26 Pflegekräfte aus Mexiko. Sie arbeiten ab jetzt in der Uniklink Homburg und dem Winterberg Klinikum Saarbrücken zunächst als Pflegehelfer. Die Gewerkschaft Verdi begrüßt die Rekrutierung ausländischer Fachkräfte, sie löse aber nicht die Probleme im Gesundheitswesen.
Saarland
Sie hat ihre Familie, ihre Freunde, ihre Heimat verlassen. Sie wünscht sich eine Perspektive an einem Ort, „wo ich mich sicher und respektiert fühle“. Virginia Capistrán Santoyo ist eine von 26 Pflegekräften aus Mexiko, die jetzt im Universitätsklinikum des Saarlandes in Hombug (UKS) und im Winterberg Klinikum Saarbrücken als Pflegehelfer arbeiten. Am Montag begrüßten
Saar-Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) und die Leiterin des mexikanischen Konsulats in Frankfurt, Botschafterin Carmen Cecilia Villanueva Bracho, die Ankömmlinge im Saarbrücker Schloss. Zwei weitere Pflegekräfte werden demnächst nachreisen.
Der Arbeitsmarkt in Mexiko sei schwierig, erklärte Santoyo. Wie sie kämen viele ihrer Kollegen aus kleinen Dörfern. Es gebe nicht genügend freie Stellen für Pflegekräfte. „Ich will aber arbeiten und helfen. Hier im Saarland werde ich gebraucht, und dieser Gedanke gefällt mir.“Die junge Mexikanerin spricht sehr gut deutsch. Dafür hat sie sich ordentlich ins Zeug gelegt.
Im vergangenen Herbst reisten sie und ihre Mitstreiter in die Millionenmetropole Mexiko-Stadt für Auswahltests und Bewerbungsgespräche, angeworben von den beiden saarländischen Kliniken. Die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit hat die Kliniken bei ihrer Suche nach Fachkräften unterstützt. Die
Bewerber mussten eine abgeschlossene Ausbildung sowie einige Jahre Berufserfahrung mitbringen. Nachdem sie die Verträge unterschrieben haben, ging es zügig los. Interkulturelles Training und Deutsch lernen standen an. Es folgte eine Sprachprüfung durch das Carl Duisburg Zentrum.
„Ausdauer, Engagement und eine große Portion Mut“bescheinigten die Personalverantwortlichen
Thomas Hesse vom Klinikum Saarbrücken und Christian Müller vom UKS den jungen Mexikanern, die im Schnitt Ende 20 sind. Hesse und Müller sind überzeugt, dass alle im nächsten Schritt eine weitere Sprachprüfung und die Prüfung zur Anerkennung ihrer Qualifikation aus Mexiko bestehen – und somit auch Bleiberecht erhalten. „Die Gemeinschaftsaktion zeigt, dass wir dem Fachkräftemangel in der Pflege aktiv entgegentreten und Lösungen schaffen“, sagte Hesse. Das Projekt stärke die „Verständigung und die Freundschaft zwischen Mexiko und Deutschland“, erklärte Botschafterin Bracho.
Ministerin Bachmann hatte eine Rede auf spanisch vorbereitet, hieß die Mexikaner aber auf deutsch willkommen – auch, weil alle der Sprache bereits so gut mächtig seien. „Ihr Können und Wissen als Pflegekräfte wird hier gebraucht.“Sie bewundere die Bereitschaft, ein „neues Leben in einer schwierigen Zeit zu beginnen“. Sorgen, das Saarland nehme „Mexiko die Fachkräfte weg“, wies die Ministerin zurück. Es seien junge Menschen, „die sich etwas trauen und im Saarland etwas bewegen“.
Die Linksfraktion im Landtag sieht das anders. In vielen Regionen Mexikos sei „die gesundheitliche Versorgung unzureichend“, sagte im vergangenen Jahr Fraktions-Vize Astrid Schramm, als die Pläne des Landes konkreter wurden. Statt zu helfen, die Verhältnisse in Mexiko und die Arbeitsbedingungen für Pflegepersonal hierzulande zu verbessern, werben die Kliniken Pflegepersonal ab, kritisierte Schramm.
Man freue sich zwar, dass die mexikanischen Kräfte „unsere Teams stärken, und wir wünschen ihnen alles Gute“, sagte am Montag Michael Quetting, Krankenpfleger und Gewerkschaftssekretär bei Verdi, der SZ. Doch die Anwerbung ausländischer Kräfte könne nur „Beiwerk“sein und löse das Problem nicht. „A und O wird sein, die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung in der Pflege insgesamt zu verbessern.“Zudem sagte Quetting, dass die Mexikaner mitunter überqualifiziert seien. In ihrem Land sei ein Studium Voraussetzung, um den Beruf ausüben zu können. „Vielleicht sind sie von den Bedingungen in Deutschland enttäuscht und wollen gar nicht bleiben.“
Santoyos Kollege Vidal Trujillo Alfaro jedenfalls freut sich, „neue persönliche und berufliche Erfahrungen zu sammeln“, wie er erklärte. Er habe sich von seiner Familie und seinen Kollegen in Mexiko verabschiedet in der Hoffnung, hier im Saarland „viele neue Kollegen und vielleicht auch eine neue Familie zu finden“.
„Hier im Saarland werde ich gebraucht, und dieser Gedanke
gefällt mir.“
Virginia Capistran Santoyo
Pflegekraft aus Mexiko