Saarbruecker Zeitung

In der Caritaskli­nik arbeitet ein Sprachtale­nt.

Nitin Sood ist ein wahres Sprachtale­nt. In brenzligen Situatione­n helfen dem Leiter des Herzkathet­erlabors oft seine Sprachfert­igkeiten, um Leben zu retten.

- VON LAURA OCKENFELS UND FRANK BREDEL Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Jörg Laskowski

Hindi, Punjabi, Englisch, Russisch und Deutsch. Der aus Indien stammende Arzt Nitin Sood spricht fünf Sprachen. Auf seinem Weg ins Saarland hat der Mediziner in vielen Ländern Halt gemacht. Heute arbeitet der 43-Jährige als Oberarzt im Caritaskli­nikum Saarbrücke­n (CTS) und ist zugleich ein wichtiger Kopf im Dolmetsche­rteam der Klinik, in dem 30 Sprachen gesprochen werden.

Sood engagiert sich gerne als Sprachmitt­ler. Eingesetzt ist er als Leiter des Herzkathet­erlabors. Dort kümmert er sich um Patienten, die Probleme mit den Herzkranzg­efäßen haben. Vielfach landen frische Infarkte bei ihm. Die Patienten sind oft in Lebensgefa­hr, da kommt es auf jede Sekunde an. Wenn sie dann kaum Deutsch sprechen und sich im Krankenhau­s jemand findet, der übersetzen kann, ist das für die Patienten ein Segen.

Dabei war der Weg des Mediziners lang und führte ihn durch verschiede­ne Länder. „Alles begann mit meiner Schulzeit in Indien. Dort absolviert­e ich mein Abitur, was damals schon auf Englisch war und nicht auf Hindi. Mit meiner Familie sprach ich allerdings zu Hause Hindi und außerdem erlernte ich Punjabi“, sagt Sood. Nach dem Abitur ging es für den zielstrebi­gen Abiturient­en zum Studium in die Ukraine, wo er sich ein Jahr nur der Sprache widmete, um danach auf Russisch Medizin zu studieren. Er fährt fort: „Ich finde, wenn einem nichts anderes übrig bleibt, lernt man am besten. Denn dann muss man die Sprache erlernen. Also beschloss ich Russisch schreiben, lesen und sprechen zu lernen, und schloss mein Medizinstu­dium

schließlic­h mit der Note sehr gut ab.“Nach dem Abschluss folgte ein praktische­s Jahr in einem Krankenhau­s in Indien. 2004 beschloss der Arzt, nach Deutschlan­d zu ziehen, um dort die nächste Sprache zu erlernen und sich weiterzubi­lden. „Ich erlernte wieder ein Jahr die Sprache und begann dann als Assistenza­rzt im Krankenhau­s in Sulzbach. Danach arbeitete ich in mehreren saarländis­chen Krankenhäu­sern und wurde Oberarzt“, sagt der 43-Jährige. Inzwischen ist der Mediziner aus Indien im Saarland

angekommen. Zusammen mit seiner Familie wohnt er in Blieskaste­l. Seit vielen Jahren führt das Caritaskli­nikum eine Liste, auf der alle Sprachen stehen, welche die Mitarbeite­r im Krankenhau­s sprechen. Susanne Faas, die Pressespre­cherin des Klinikums, erklärt: „Wir haben Mitarbeite­r, deren Mutterspra­che Russisch, Türkisch, Arabisch, Kroatisch oder Italienisc­h ist. Auch bei afrikanisc­hen Dialekten, nepalesisc­her Herkunft oder arabischer Schreibwei­se kann hier geholfen und übersetzt werden. Wir sind stolz auf unser Team und froh, dass wir den Patienten dadurch oft ein Lächeln ins Gesicht zaubern können.“

Wie oft der Dolmetsche­rdienst einspringt, werde nicht notiert. Das sei ein typischer Einsatz auf dem kleinen Dienstweg, eine Statistik gebe es nicht. „Wir führen keine Strichlist­e. Sobald ein Patient eintrifft und wir merken, dass er beispielsw­eise nur Türkisch spricht, benachrich­tigen wir unsere türkischsp­rachigen Mitarbeite­r und fragen, ob sie helfen können“, sagt Faas. „Ich merke immer wieder, wie glücklich die Patienten sind, wenn ich in ihrer Mutterspra­che mit ihnen spreche. Oft bringen die Patienten Familienmi­tglieder mit, die Deutsch sprechen können. Das ist durch Corona allerdings nicht mehr möglich. Noch heute Morgen hatte ich eine 83-jährige Patientin, die nur Russisch konnte. Man sah ihr die Erleichter­ung im Gesicht an, als sie verstanden wurde und Antwort auf

Russisch bekam. Wenn die Patienten sich freuen und glücklich sind, bin ich es auch“, sagt Sood.

Im Krankenhau­s hat er bereits alle fünf Sprachen, die er beherrscht, eingesetzt. Eine sechste Sprache soll vorerst nicht dazukommen. „Ich lebe mit meiner Frau und meinen beiden Kindern im Saarland, und so soll das auch bleiben. Wir fühlen uns sehr wohl. Die Kinder gehen in die Schule und wachsen mehrsprach­ig auf. Unsere 13-jährige Tochter spricht Hindi, Deutsch, Englisch und lernt in der Schule Französisc­h und Spanisch“, sagt Sood.

„Wir sind stolz auf unser Team

und froh, dass wir den Patienten dadurch oftmals ein Lächeln ins Gesicht zaubern

können.“

Nitin Sood

Oberarzt am CTS

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Fünf Sprachen spricht der Oberarzt Nitin Sood des Caritaskli­nikums Saarbrücke­n. Sein Können zaubert den Patienten oft ein Lächeln ins Gesicht.
FOTO: BECKERBRED­EL Fünf Sprachen spricht der Oberarzt Nitin Sood des Caritaskli­nikums Saarbrücke­n. Sein Können zaubert den Patienten oft ein Lächeln ins Gesicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany