In der Caritasklinik arbeitet ein Sprachtalent.
Nitin Sood ist ein wahres Sprachtalent. In brenzligen Situationen helfen dem Leiter des Herzkatheterlabors oft seine Sprachfertigkeiten, um Leben zu retten.
Hindi, Punjabi, Englisch, Russisch und Deutsch. Der aus Indien stammende Arzt Nitin Sood spricht fünf Sprachen. Auf seinem Weg ins Saarland hat der Mediziner in vielen Ländern Halt gemacht. Heute arbeitet der 43-Jährige als Oberarzt im Caritasklinikum Saarbrücken (CTS) und ist zugleich ein wichtiger Kopf im Dolmetscherteam der Klinik, in dem 30 Sprachen gesprochen werden.
Sood engagiert sich gerne als Sprachmittler. Eingesetzt ist er als Leiter des Herzkatheterlabors. Dort kümmert er sich um Patienten, die Probleme mit den Herzkranzgefäßen haben. Vielfach landen frische Infarkte bei ihm. Die Patienten sind oft in Lebensgefahr, da kommt es auf jede Sekunde an. Wenn sie dann kaum Deutsch sprechen und sich im Krankenhaus jemand findet, der übersetzen kann, ist das für die Patienten ein Segen.
Dabei war der Weg des Mediziners lang und führte ihn durch verschiedene Länder. „Alles begann mit meiner Schulzeit in Indien. Dort absolvierte ich mein Abitur, was damals schon auf Englisch war und nicht auf Hindi. Mit meiner Familie sprach ich allerdings zu Hause Hindi und außerdem erlernte ich Punjabi“, sagt Sood. Nach dem Abitur ging es für den zielstrebigen Abiturienten zum Studium in die Ukraine, wo er sich ein Jahr nur der Sprache widmete, um danach auf Russisch Medizin zu studieren. Er fährt fort: „Ich finde, wenn einem nichts anderes übrig bleibt, lernt man am besten. Denn dann muss man die Sprache erlernen. Also beschloss ich Russisch schreiben, lesen und sprechen zu lernen, und schloss mein Medizinstudium
schließlich mit der Note sehr gut ab.“Nach dem Abschluss folgte ein praktisches Jahr in einem Krankenhaus in Indien. 2004 beschloss der Arzt, nach Deutschland zu ziehen, um dort die nächste Sprache zu erlernen und sich weiterzubilden. „Ich erlernte wieder ein Jahr die Sprache und begann dann als Assistenzarzt im Krankenhaus in Sulzbach. Danach arbeitete ich in mehreren saarländischen Krankenhäusern und wurde Oberarzt“, sagt der 43-Jährige. Inzwischen ist der Mediziner aus Indien im Saarland
angekommen. Zusammen mit seiner Familie wohnt er in Blieskastel. Seit vielen Jahren führt das Caritasklinikum eine Liste, auf der alle Sprachen stehen, welche die Mitarbeiter im Krankenhaus sprechen. Susanne Faas, die Pressesprecherin des Klinikums, erklärt: „Wir haben Mitarbeiter, deren Muttersprache Russisch, Türkisch, Arabisch, Kroatisch oder Italienisch ist. Auch bei afrikanischen Dialekten, nepalesischer Herkunft oder arabischer Schreibweise kann hier geholfen und übersetzt werden. Wir sind stolz auf unser Team und froh, dass wir den Patienten dadurch oft ein Lächeln ins Gesicht zaubern können.“
Wie oft der Dolmetscherdienst einspringt, werde nicht notiert. Das sei ein typischer Einsatz auf dem kleinen Dienstweg, eine Statistik gebe es nicht. „Wir führen keine Strichliste. Sobald ein Patient eintrifft und wir merken, dass er beispielsweise nur Türkisch spricht, benachrichtigen wir unsere türkischsprachigen Mitarbeiter und fragen, ob sie helfen können“, sagt Faas. „Ich merke immer wieder, wie glücklich die Patienten sind, wenn ich in ihrer Muttersprache mit ihnen spreche. Oft bringen die Patienten Familienmitglieder mit, die Deutsch sprechen können. Das ist durch Corona allerdings nicht mehr möglich. Noch heute Morgen hatte ich eine 83-jährige Patientin, die nur Russisch konnte. Man sah ihr die Erleichterung im Gesicht an, als sie verstanden wurde und Antwort auf
Russisch bekam. Wenn die Patienten sich freuen und glücklich sind, bin ich es auch“, sagt Sood.
Im Krankenhaus hat er bereits alle fünf Sprachen, die er beherrscht, eingesetzt. Eine sechste Sprache soll vorerst nicht dazukommen. „Ich lebe mit meiner Frau und meinen beiden Kindern im Saarland, und so soll das auch bleiben. Wir fühlen uns sehr wohl. Die Kinder gehen in die Schule und wachsen mehrsprachig auf. Unsere 13-jährige Tochter spricht Hindi, Deutsch, Englisch und lernt in der Schule Französisch und Spanisch“, sagt Sood.
„Wir sind stolz auf unser Team
und froh, dass wir den Patienten dadurch oftmals ein Lächeln ins Gesicht zaubern
können.“
Nitin Sood
Oberarzt am CTS