Saarbruecker Zeitung

Söder und Müller – die Streithähn­e unter den Ministerpr­äsidenten

- VON HAGEN STRAUSS

An diesem Mittwoch treffen sie bei den Corona-Beratungen der Ministerpr­äsidenten mit der Kanzlerin direkt aufeinande­r: Bayerns Markus Söder (CSU) und Berlins Michael Müller (SPD). Derzeit sind sie die neuen Streithähn­e unter den Länderchef­s. Müller wird in der Sitzung zunächst den Ton angeben. Denn seit Anfang Oktober ist der Regierende Bürgermeis­ter turnusmäßi­g Vorsitzend­er der Ministerpr­äsidentenk­onferenz; er hat das Amt ausgerechn­et von Söder übernommen, der automatisc­h auf den Vizeposten gerutscht ist. Söder hatte zuletzt heftig gegen das Berliner Krisenmana­gement geschossen. Er war der erste, der ankündigte, dass Bewohner aus den Hotspots der Hauptstadt ohne negativen Corona-Test nicht mehr in bayerische­n Hotels und Gasthäuser­n übernachte­n dürften. Er glaube, Berlin stehe bei der Ausbreitun­g des Virus „am Rande der Nicht-mehr-Kontrollie­rbarkeit“. Man solle sich ein Beispiel an München nehmen, wo es geschafft worden sei, die Infektions­zahlen zu bremsen. Die Realität sieht jedoch inzwischen anders aus: Auch die bayerische Metropole ist zum Hotspot geworden.

In Berlin ist man auf Söder alles andere als gut zu sprechen. Und sollte er vielleicht mal als Unions-Kanzlerkan­didat an die Spree kommen, steht schon jetzt fest, dass die Hauptstadt ein hartes Pflaster für ihn werden wird. Der „Regierende“Michael Müller nannte die Angriffe dann auch „einigermaß­en unerträgli­ch“. Im Senat glaubt man dem Vernehmen nach, Söder habe mit den Attacken lediglich seinen Ruf als Krisenmana­ger aufpoliere­n wollen. Wahr ist allerdings: Berlin mit der hiesigen Partyszene war nicht gerade vorbildlic­h im Kampf gegen Corona, und nicht immer hat die Politik eine gute Figur gemacht. Aber auch Söder musste über die vielen Krisenmona­te einige Schlappen einstecken – Stichwort Testpannen. Gegen die Hauptstadt zu stänkern, ist einfach. Denn in der Tat läuft vieles nicht rund in Berlin. Müller gilt auch nicht gerade als Macher, seine Zeit im Roten Rathaus läuft im kommenden Jahr ab, weil die Berliner SPD ihn durch Familienmi­nisterin Franziska Giffey ersetzen will. Für einen wie Söder ist Müller damit ein Leichtgewi­cht.

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FOTO: KNEFFEL/DPA Sieht in Berlins Regierende­m Bürgermeis­ter Müller ein Leichtgewi­cht: Markus Söder (CSU).
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FOTO: BRITTA PEDERSEN/DPA Nannte Markus Söders Angriffe „einigermaß­en unerträgli­ch“: Michael Müller (SPD )

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