„Wir müssen uns zusammenreißen“
Der saarländische Ministerpräsident hofft, dass sich die Regierungschefs der Bundesländer auf einheitliche Corona-Regeln für ganz Deutschland einigen.
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) will das umstrittene Beherbergungsverbot kippen. Es sei überflüssig geworden, so Hans im Gespräch mit unserer Redaktion. An diesem Mittwoch beraten die Regierungschefs der Länder mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Corona-Maßnahmen.
Herr Ministerpräsident, wird das Treffen mit der Kanzlerin ein „historisches“, wie der Kanzleramtschef sagt?
HANS Wir haben einen Wendepunkt in der Corona-Pandemie erreicht. Es geht jetzt darum, ob es uns gelingt, das Ruder noch rechtzeitig herumzureißen oder ob wir den Weg der Länder um uns herum gehen, wo die Situation außer Kontrolle gerät. Ich plädiere dafür, das Ruder herumzureißen.
Erwarten Sie sich das von dem Treffen?
HANS Ich erwarte, dass die 16 Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten genau analysieren, was treibt jetzt im Oktober des Jahres 2020 das Pandemiegeschehen an und was ist dagegen kein Infektionstreiber. Daraufhin müssen wir die Maßnahmen, die wir teilweise schon im März und April getroffen haben, überprüfen. Was nicht notwendig ist, müssen wir auch nicht krampfhaft aufrechterhalten.
Was treibt die Infektionszahlen hoch
– und was nicht?
HANS Aus meiner Sicht sind die privaten Veranstaltungen die Infektionstreiber, weil sich dabei viele unvernünftig verhalten und die Abstandsregeln nicht beachten. Es sind weniger die Besuche in Gasthäusern oder die Familienurlaube in professionellen Beherbergungsbetrieben.
Das heißt, Sie wollen das Beherbergungsverbot kippen?
HANS Millionen Bürger sind vom Beherbergungsverbot betroffen. Das Beherbergungsverbot hilft aber nicht, das Infektionsgeschehen positiv zu beeinflussen. Deshalb ist es überflüssig geworden. Ich sage ganz klar: Man kann sich im Urlaub gerade in Dehoga-Betrieben vorbildlich verhalten, so dass man sich vor Infektionen schützt. Aber immer wieder erleben wir, dass es zu privaten Feiern kommt, wo keine Regeln eingehalten werden. Das geht auch zu Lasten der Mitarbeitenden in den Gesundheitsämtern, die die Kontakte nachverfolgen müssen.
Bei privaten Feiern gibt es unterschiedliche Reglementierungen. Ist die Kleinstaaterei nicht ein Problem?
HANS Um gut durch Herbst und Winter zu kommen, brauchen wir jetzt weitestgehend einheitliche Regeln. Es braucht jetzt auch Solidarität unter den Ministerpräsidenten. Wir müssen uns zusammenreißen, um auch Kompromisse einzugehen, die man vielleicht nicht so toll findet. Zum Wohle bundeseinheitlicher Regelung. Das würden uns die Bürger danken.