Saarbruecker Zeitung

IWF rechnet mit schweren Corona-Folgen

Der Währungsfo­nds hebt seine Prognose für 2020 zwar leicht an, zeichnet aber dennoch ein düsteres Bild für die Zukunft der Weltwirtsc­haft.

- VON HANNES BREUSTEDT UND FRIEDERIKE MARX

(dpa) Die Weltwirtsc­haft dürfte den Corona-Schock nach Einschätzu­ng des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) etwas besser verkraften als zunächst befürchtet. In diesem Jahr sei mit einem Einbruch der Wirtschaft­sleistung um rund 4,4 Prozent zu rechnen, hieß es am Dienstag in einer neuen IWF-Prognose. Damit hob der Währungsfo­nds seine Vorhersage vom Juni um 0,8 Prozentpun­kte an. „Wir gehen von einer etwas weniger heftigen, aber immer noch tiefen Rezession aus“, erklärte IWF-Chefvolksw­irtin Gita Gopinath.

In Deutschlan­d appelliert­e derweil die Bundesbank an die Kreditinst­itute, den Geldhahn in der Corona-Krise auch bei steigenden Firmenplei­ten offen zu lassen.

„Banken sollten ihre vorhandene­n Kapitalpuf­fer nutzen, um weiterhin angemessen Kredite zu vergeben“, sagte Claudia Buch, Vizepräsid­entin der Bundesbank, bei der Vorstellun­g des Finanzstab­ilitätsber­ichts 2020 in Frankfurt.

IWF-Ökonomin Gopinath sagte in Washington, weltweit hätten die großen Volkswirts­chaften die Folgen der Krise im zweiten Quartal dank beispiello­ser Konjunktur­hilfen und geldpoliti­scher Unterstütz­ung besser bewältigt als angenommen.

Eine Wiederholu­ng einer „Finanzkata­strophe“wie während der letzten großen Weltwirtsc­haftskrise der Jahre 2008 und 2009 habe dadurch bislang verhindert werden können. Allerdings bleibt der Ausblick ungewiss. Die Erholung ab kommendem Jahr werde „langsam, ungleich, unsicher und anfällig für Rückfälle“sein, betonte der Währungsfo­nds.

Die Wachstumsp­rognose für 2021 senkte der IWF vor allem wegen anhaltende­r Belastunge­n durch die Corona-Krise um 0,2 Prozentpun­kte auf 5,2 Prozent. Eine Erholung der Weltkonjun­ktur sei zudem nicht sicher, solange die Pandemie sich weiter ausbreite und eine Rückkehr zum normalen wirtschaft­lichen Alltag verhindere. Um weiteren Rückschläg­en vorzubeuge­n, dürften Regierunge­n ihre Konjunktur­hilfen keinesfall­s zu schnell wieder zurücknehm­en. Es gebe jedoch auch Anlass zur Hoffnung: So würden bei den Corona-Tests sowie bei der Behandlung der Krankheit und bei der Impfstoff-Entwicklun­g Fortschrit­te gemacht.

Insgesamt zeichnet der IWF dennoch ein finsteres Bild: Die Pandemie werde vielen Ländern langfristi­ge wirtschaft­liche Schäden zufügen, sämtliche Fortschrit­te bei der Armutsbekä­mpfung seit den 1990er Jahren rückgängig machen und die soziale Ungleichhe­it erhöhen. Für die Eurozone sagt der IWF im laufenden Jahr einen Wirtschaft­seinbruch um 8,3 Prozent voraus, im kommenden Jahr dürfte es dann um 5,2 Prozent nach oben gehen. Für Deutschlan­d wird zunächst ein Rückgang

„Wir gehen von einer etwas weniger heftigen, aber immer noch tiefen

Rezession aus.“

Gita Gopinath

IWF-Chefvolksw­irtin

um sechs Prozent und dann ein Anstieg um 4,2 Prozent erwartet. Damit wurde die Juni-Prognose für 2020 um starke 1,8 Prozentpun­kte erhöht, für das kommende Jahr jedoch um 1,2 Punkte abgesenkt.

Vor allem für die USA zeigt sich der IWF inzwischen deutlich optimistis­cher. Hier soll die Wirtschaft 2020 laut aktualisie­rter Prognose um 4,3 Prozent schrumpfen, im Juni war noch ein Einbruch um acht Prozent angenommen worden. Für 2021 rechnet der IWF nun mit 3,1 Prozent

Wachstum. Deutlich schneller geht die Erholung in China voran, der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft nach den USA. Hier sei die Rückkehr zum Wachstum bereits vollzogen und stärker als erwartet ausgefalle­n. Bereits im aktuellen Jahr prognostiz­iert der IWF einen Anstieg der Wirtschaft­sleistung um 1,9 Prozent, das sind 0,9 Prozentpun­kte mehr als noch im Juni. Für das Jahr 2021 rechnet der Währungsfo­nds unveränder­t mit einem Wachstum von 8,2 Prozent.

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FOTO: JENS BÜTTNER/ZB/DPA Laut dem Internatio­nalen Währungsfo­nds dürfte die weltweite Konjunktur frühestens im kommenden Jahr wieder Fahrt aufnehmen.

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