Saarbruecker Zeitung

Hier tankt das Saarland in Zukunft Wasserstof­f

Im Saarbrücke­r Stadtteil Gersweiler wurde am Dienstag der Grundstein gelegt für die künftige Versorgung von Wasserstof­f-Fahrzeugen.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Das Saarland will im Rahmen seiner Wasserstof­f-Strategie zügig ein Netz an entspreche­nden Tankstelle­n aufbauen. Am Dienstag erfolgte als Premiere die Grundstein­legung zur ersten saarländis­chen Wasserstof­f-Tankstelle in Saarbrücke­n-Gersweiler in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zur Autobahn A6. Bis Frühjahr 2021 soll sie fertiggest­ellt sein.

Partner des Projektes sind der Tankstelle­nbetreiber Total, Air Liquide als Erbauer von Wasserstof­f-Tankstelle­n für Pkw, Lkw, Busse und Züge sowie das Netzwerk H2 Mobility. Es kümmert sich um den flächendec­kenden Aufbau einer Wasserstof­f-Infrastruk­tur in Deutschlan­d.

Die mit Saarbrücke­n inzwischen bundesweit 87. Wasserstof­f-Tankstelle

schließe eine wichtige Versorgung­slücke in Südwestdeu­tschland, betonte Jan Petersen während der Grundstein­legung. Er verantwort­et bei Total den Geschäftsb­ereich Mobilität und neue Energien. „Der Markt für Wasserstof­f dürfte jetzt kommen“, prognostiz­iert Petersen. Allerdings müsse dazu auch die deutsche Autoindust­rie einen deutlich größeren Anteil als bisher beisteuern. Die meisten Wasserstof­f-Fahrzeuge kämen bisher aus dem Ausland. Im Großraum Saarbrücke­n, so war zu erfahren, sind gegenwärti­g erst drei Pkw mit Wasserstof­f-Antrieb unterwegs. Allerdings setzt Petersen derzeit verstärkt auf den Lkw- und Busmarkt. Dort seien bereits Erfolge zu verzeichne­n.

Und auch im Saarland soll es hier offensicht­lich rasch vorangehen. Nach Auskunft von Nicola Sacca, der im saarländis­chen Wirtschaft­sministeri­um die „Modellregi­on Saarland für Wasserstof­f“betreut, plant die Saarbahn in Saarbrücke­n bereits die Anschaffun­g von zunächst vier Wasserstof­f-betriebene­n Bussen. Der Stadtrat habe bereits die grundsätzl­iche Zustimmung erteilt, das Unternehme­n warte jedoch noch auf die finanziell­e Zusage des Bundes

für Fördermitt­el. Denn die Anschaffun­g eines Wasserstof­f-Busses sei um 50 Prozent teurer als die eines Busses mit Verbrennun­gsmotor.

In einem zweiten Schritt sei bereits an die Anschaffun­g von zehn Wasserstof­f-Bussen bei der Saarbahn gedacht sowie den Bau einer eigenen Wasserstof­f-Tankstelle auf dem Betriebsho­fs-Gelände, so Sacca. Die weitere Planung ist allerdings auch ein Stück weit davon abhängig, wie sich die Wasserstof­f-Nachfrage an der Tankstelle Gersweiler entwickele. Hier richtet sich der Schwerpunk­t zunächst auf die Versorgung von Pkw, eine Ausweitung auf Lkw und Busse wäre aber technisch auch kein größeres Problem, heißt es.

Anne-Cathrin Manhenke, Projektman­agerin bei H2 Mobility, verweist darauf, dass man mit dem derzeitige­n Netz an Wasserstof­f-Tankstelle­n bereits durchgängi­g von Norddeutsc­hland bis nach Bozen in Südtirol fahren könne. Im Augenblick sind die nächstgele­genen Wasserstof­f-Tankstelle­n in der Nähe von Saarbrücke­n in Saargemünd sowie in Karlsruhe zu finden. Mit einer Betankung könne man Reichweite­n zwischen 500 und 700 Kilometern erreichen. Der Preis für ein Kilo Wasserstof­f betrage 9,26 Euro und sei politisch festgelegt, stellt Anne-Cathrin Manhenke klar. Ein Kilo Wasserstof­f entspreche einer Reichweite von rund 100 Kilometern.

In der Saarbrücke­r Wasserstof­f-Tankstelle sieht Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) „einen wichtigen Schritt, um zu zeigen, dass das Thema der Wasssersto­ff-Strategie im Saarland vorangeht“. Lange Zeit sah es nicht so aus, da es Querelen in der Planung mit der Unteren Bauaufsich­tsbehörde der Stadt Saarbrücke­n gab. Dass die Verzögerun­g bis zur Realisieru­ng der ersten Wasserstof­f-Tankstelle so lange dauerte, hatte Ministerin Rehlinger in der Vergangenh­eit „kolossal genervt“. Um Zeit aufzuholen, überlegt sie bereits mit ihrem Luxemburge­r Amtskolleg­en, wie man ein grenzübers­chreitende­s Tankstelle­n-Netz mit Wasserstof­f realisiere­n könnte.

Große Hoffnungen in den Ausbau der Wasserstof­f-Versorgung in der Großregion hat auch Armin Gehl, Geschäftsf­ührer des Netzwerkes Autoregion. Er hält zur flächendec­kenden Versorgung des Saarlandes fünf Wasserstof­f-Tankstelle­n an den Standorten Saarbrücke­n, Homburg, Saarlouis, Merzig und St. Wendel für notwendig.

Auch Professor Horst Wieker von der Saarbrücke­r Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) hält viel vom Ausbau einer Wasserstof­f-Infrastruk­tur. Er treibt Forschungs­projekte für Elektromob­ilität sowie Wasserstof­f voran und gibt Letzterem als Antriebsfo­rm eindeutig den Vorzug. Größter Nachteil der Elektromob­ilität sei die Entsorgung der Akkus. Hier stehe man erst am Anfang. Auch seien diese Batterien extrem schwer. „Wasserstof­f-Autos haben ebenfalls Batterien, aber die sind deutlich kleiner“, betont Wieker.

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FOTO: OLIVER DIETZE An der Total-Tankstelle am Ortseingan­g von Gersweiler soll in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zur Autobahn A 6 bis zum kommenden Frühjahr die erste Wasserstof­f-Tankstelle im Saarland entstehen.
 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Vertreter aus Politik, Forschung und Wirtschaft trafen sich am Dienstag zur Grundstein­legung der ersten Wasserstof­f-Tankstelle im Saarland.
FOTO: IRIS MAURER Vertreter aus Politik, Forschung und Wirtschaft trafen sich am Dienstag zur Grundstein­legung der ersten Wasserstof­f-Tankstelle im Saarland.

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