Keine Chance für Maskenmuffel
Nach zahlreichen Verstößen in der Vergangenheit kontrollierten Polizeibeamte Fahrgäste in Bussen, Zügen und an Haltestellen.
„Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung ist eine der wichtigsten Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie“– mit dieser Botschaft richtete sich Wirtschafts- und Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) am Dienstagnachmittag an die Öffentlichkeit. Der Anlass war eine sogenannte Schwerpunktkontrolle im saarländischen Nahverkehr. Das bedeutet: Die Maskenpflicht in Bus und Bahn wurde am Dienstag besonders gründlich kontrolliert.
Es gehe beim Tragen der Masken vor allem darum, die anderen zu schützen, betonte die Ministerin. „Das heißt, ich bin solidarisch und sorge dafür, dass sich das Infektionsgeschehen nicht weiter ausbreiten kann“, sagte Rehlinger. Es sei wichtig, dass es eine Akzeptanz für die Regeln gebe. „Das funktioniert nur, wenn alle sehen, dass sich alle daran halten.“Und: „Die wenigen Unvernünftigen, die sich nicht disziplinieren wollen, müssen mit Konsequenzen rechnen. Auch dies ist ein Signal, das von der Aktion ausgehen soll.“
Um den Kontrollen Nachdruck zu verleihen, wurden die Mitarbeiter der Verkehrsverbände und des Ordnungsamtes am Dienstag von Beamten der Landes- und Bundespolizei unterstützt. Laut Polizei-Vizepräsidentin Natalie Grandjean waren von der Landespolizei insgesamt 40 Beamte aus acht Polizeiinspektionen von morgens acht Uhr bis Mitternacht im Einsatz.
Die Frage, wessen Aufgabe es eigentlich ist, die Maskenpflicht zu kontrollieren und durchzusetzen, konnte Ministerin Rehlinger an diesem Nachmittag klären: Das sei eine ordnungspolitische Aufgabe, sprich
Aufgabe des Ordnungsamtes und der Ortspolizei. Fahrkartenkontrolleure in Bus und Bahn könnten die Ordnungskräfte aber hinzurufen. Das Ordnungsamt kann bei uneinsichtigen Fahrgästen wiederum die Polizei zur Verstärkung rufen.
Innenminister Klaus Bouillon (CDU) wusste von ähnlichen Kontrollen aus der vergangenen Woche in Zügen und an Haltestellen der Saarbahn zu berichten. „Innerhalb von sechs Tagen haben wir rund 2500 Verstöße festgestellt“, sagte Bouillon. Knapp 2000 der Verstöße seien an Haltestellen und in Wartebereichen registriert worden. „Wenn man das hochrechnet auf das ganze Saarland zeigt es, dass es wichtig und notwendig war, dass die Verkehrsministerin diesen Tag veranstaltet“, so der Innenminister.
In der Saarbahn gebe es tatsächlich noch einige Maskenmuffel, sagte Saarbahn-Geschäftsführer Peter Edlinger. Ganz anderes berichtete jedoch die Deutsche Bahn. Laut eines Bahn-Sprechers gebe es inzwischen eine große Akzeptanz für die Maskenpflicht. Das bestätigten der SZ auch zwei DB-Sicherheitsleute, allerdings erzählten sie, dass die Deutsche Bahn nun schon seit knapp vier Wochen die Einhaltung der Maskenpflicht in ihren Zügen kontrolliere, und dass sich die Situation zu Beginn noch anders dargestellt hätte. An einem Tag habe er nach 180 Verstößen aufgehört zu zählen, erinnert sich ein DB-Sicherheitsmann. Es habe sich jedoch größtenteils um „Belehrungen“gehandelt, sprich ein Fahrgast wurde aufgefordert, eine Maske aufzusetzen, und kam dem auch direkt nach.
An einer Kontrolle in einem Zug von Saarbrücken nach Homburg konnte die SZ teilnehmen. Es sollte eine ruhige Fahrt werden. Kein Wunder: Es sind Herbstferien und kontrolliert wurde ein Nachmittagszug, in dem größtenteils Leute müde von der Arbeit nach Hause fuhren. Drei Beamte der Bundespolizei sorgten zudem für Verstärkung. Lediglich fünfmal mussten Fahrgäste gebeten werden, eine Maske aufzusetzen – und taten das auch sofort. Immerhin: Über Funk erreichte die DB-Sicherheitsleute die Nachricht, dass in Neunkirchen deutlich mehr Belehrungen ausgesprochen wurden.
Insgesamt wirkten die Leute im Zug diszipliniert, aber genervt. Sehr aufmerksam folgte der Blick aller Fahrgäste den Kontrolleuren. Ein junger Fahrgast beschwerte sich, er hätte ohnehin schon Kopfschmerzen,
setzte die Maske aber trotzdem auf. Eine Frau setzte beim Anblick der Beamten hastig die Flasche ab, aus der sie getrunken hatte, und setze die Maske auf. Ein Beamter beruhigte sie: „Keine Sorge, Sie dürfen ruhig trinken.“Ein älterer Fahrgast schüttelte mit dem Kopf, als er sieht, wie die Kontrolleure in seinen Wagon einsteigen. Als wollte er sagen: „Jetzt auch noch das.“Zwei andere Fahrgäste fallen den Kontrolleuren auf. Sie stehen vor dem Zug, steigen dann aber doch nicht ein. Masken haben sie offensichtlich auf. Was sie vermutlich nicht dabei hatten: eine gültige Fahrkarte.