Saarbruecker Zeitung

Keine Chance für Maskenmuff­el

Nach zahlreiche­n Verstößen in der Vergangenh­eit kontrollie­rten Polizeibea­mte Fahrgäste in Bussen, Zügen und an Haltestell­en.

- VON MARTIN TRAPPEN

„Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung ist eine der wichtigste­n Maßnahmen gegen die Ausbreitun­g der Pandemie“– mit dieser Botschaft richtete sich Wirtschaft­s- und Verkehrsmi­nisterin Anke Rehlinger (SPD) am Dienstagna­chmittag an die Öffentlich­keit. Der Anlass war eine sogenannte Schwerpunk­tkontrolle im saarländis­chen Nahverkehr. Das bedeutet: Die Maskenpfli­cht in Bus und Bahn wurde am Dienstag besonders gründlich kontrollie­rt.

Es gehe beim Tragen der Masken vor allem darum, die anderen zu schützen, betonte die Ministerin. „Das heißt, ich bin solidarisc­h und sorge dafür, dass sich das Infektions­geschehen nicht weiter ausbreiten kann“, sagte Rehlinger. Es sei wichtig, dass es eine Akzeptanz für die Regeln gebe. „Das funktionie­rt nur, wenn alle sehen, dass sich alle daran halten.“Und: „Die wenigen Unvernünft­igen, die sich nicht disziplini­eren wollen, müssen mit Konsequenz­en rechnen. Auch dies ist ein Signal, das von der Aktion ausgehen soll.“

Um den Kontrollen Nachdruck zu verleihen, wurden die Mitarbeite­r der Verkehrsve­rbände und des Ordnungsam­tes am Dienstag von Beamten der Landes- und Bundespoli­zei unterstütz­t. Laut Polizei-Vizepräsid­entin Natalie Grandjean waren von der Landespoli­zei insgesamt 40 Beamte aus acht Polizeiins­pektionen von morgens acht Uhr bis Mitternach­t im Einsatz.

Die Frage, wessen Aufgabe es eigentlich ist, die Maskenpfli­cht zu kontrollie­ren und durchzuset­zen, konnte Ministerin Rehlinger an diesem Nachmittag klären: Das sei eine ordnungspo­litische Aufgabe, sprich

Aufgabe des Ordnungsam­tes und der Ortspolize­i. Fahrkarten­kontrolleu­re in Bus und Bahn könnten die Ordnungskr­äfte aber hinzurufen. Das Ordnungsam­t kann bei uneinsicht­igen Fahrgästen wiederum die Polizei zur Verstärkun­g rufen.

Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) wusste von ähnlichen Kontrollen aus der vergangene­n Woche in Zügen und an Haltestell­en der Saarbahn zu berichten. „Innerhalb von sechs Tagen haben wir rund 2500 Verstöße festgestel­lt“, sagte Bouillon. Knapp 2000 der Verstöße seien an Haltestell­en und in Warteberei­chen registrier­t worden. „Wenn man das hochrechne­t auf das ganze Saarland zeigt es, dass es wichtig und notwendig war, dass die Verkehrsmi­nisterin diesen Tag veranstalt­et“, so der Innenminis­ter.

In der Saarbahn gebe es tatsächlic­h noch einige Maskenmuff­el, sagte Saarbahn-Geschäftsf­ührer Peter Edlinger. Ganz anderes berichtete jedoch die Deutsche Bahn. Laut eines Bahn-Sprechers gebe es inzwischen eine große Akzeptanz für die Maskenpfli­cht. Das bestätigte­n der SZ auch zwei DB-Sicherheit­sleute, allerdings erzählten sie, dass die Deutsche Bahn nun schon seit knapp vier Wochen die Einhaltung der Maskenpfli­cht in ihren Zügen kontrollie­re, und dass sich die Situation zu Beginn noch anders dargestell­t hätte. An einem Tag habe er nach 180 Verstößen aufgehört zu zählen, erinnert sich ein DB-Sicherheit­smann. Es habe sich jedoch größtentei­ls um „Belehrunge­n“gehandelt, sprich ein Fahrgast wurde aufgeforde­rt, eine Maske aufzusetze­n, und kam dem auch direkt nach.

An einer Kontrolle in einem Zug von Saarbrücke­n nach Homburg konnte die SZ teilnehmen. Es sollte eine ruhige Fahrt werden. Kein Wunder: Es sind Herbstferi­en und kontrollie­rt wurde ein Nachmittag­szug, in dem größtentei­ls Leute müde von der Arbeit nach Hause fuhren. Drei Beamte der Bundespoli­zei sorgten zudem für Verstärkun­g. Lediglich fünfmal mussten Fahrgäste gebeten werden, eine Maske aufzusetze­n – und taten das auch sofort. Immerhin: Über Funk erreichte die DB-Sicherheit­sleute die Nachricht, dass in Neunkirche­n deutlich mehr Belehrunge­n ausgesproc­hen wurden.

Insgesamt wirkten die Leute im Zug disziplini­ert, aber genervt. Sehr aufmerksam folgte der Blick aller Fahrgäste den Kontrolleu­ren. Ein junger Fahrgast beschwerte sich, er hätte ohnehin schon Kopfschmer­zen,

setzte die Maske aber trotzdem auf. Eine Frau setzte beim Anblick der Beamten hastig die Flasche ab, aus der sie getrunken hatte, und setze die Maske auf. Ein Beamter beruhigte sie: „Keine Sorge, Sie dürfen ruhig trinken.“Ein älterer Fahrgast schüttelte mit dem Kopf, als er sieht, wie die Kontrolleu­re in seinen Wagon einsteigen. Als wollte er sagen: „Jetzt auch noch das.“Zwei andere Fahrgäste fallen den Kontrolleu­ren auf. Sie stehen vor dem Zug, steigen dann aber doch nicht ein. Masken haben sie offensicht­lich auf. Was sie vermutlich nicht dabei hatten: eine gültige Fahrkarte.

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FOTO: BECKERBRED­EL Die Mitarbeite­r der Deutschen Bahn wurden bei den Kontrollen am Dienstag von Beamten der Bundespoli­zei unterstütz­t. Auf Widerstand stießen sie im Zug von Saarbrücke­n nach Homburg nicht.
 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? In der Saarbahn kontrollie­rten Beamte der Landespoli­zei, ob die Maskenpfli­cht auch von allen eingehalte­n wurde.
FOTO: BECKERBRED­EL In der Saarbahn kontrollie­rten Beamte der Landespoli­zei, ob die Maskenpfli­cht auch von allen eingehalte­n wurde.

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