Saarbruecker Zeitung

Immer mehr Corona-Infektione­n in Grand Est

Nach Monaten der Stabilität wird nun auch in der Grenzregio­n die kritische FallzahlMa­rke überschrit­ten. Doch bisher halten viele Städte an ihrem Weihnachts­programm fest – wenn auch in abgespeckt­er Version.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON Produktion dieser Seite: Esther Brenner, Teresa Prommersbe­rger, Johannes Schleuning

Ist es die Ruhe vor dem Sturm? In den Krankenhäu­sern des grenznahen Départemen­ts Moselle, wo rund eine Million Menschen lebt, werden zurzeit lediglich zehn Covid-Patienten intensivme­dizinisch behandelt. Innerhalb der letzten 24 Stunden gab es laut Gesundheit­sbehörde Santé Publique France auf den Intensivst­ationen in diesem Départemen­t keine neuen Einweisung­en. Auch die Zahl der Patienten, die aufgrund einer Corona-Erkrankung stationär behandelt werden, ist stabil. Nichtsdest­otrotz bereiten sich Kliniken und Gesundheit­spersonal auf einen möglichen Anstieg in den kommenden Wochen vor.

Denn die Zahl der neuen Corona-Fälle

ist in den letzten Tagen sprunghaft angestiege­n. Nachdem der „Inzidenzwe­rt“– die Zahl der Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tage – in den meisten der zehn Départemen­ts, aus denen die Region Grand Est besteht, wochenlang bei rund 30 stabil blieb, wurde der kritische Wert von 50 nun überall überschrit­ten. Im Départemen­t Moselle (Metz), mit seiner Grenze zum Saarland, liegt er aktuell bei 68. Am höchsten liegt dieser Wert mit 110 im Départemen­t Meurthe-et-Moselle (Nancy). In den Großstädte­n der Region Straßburg, Metz, Nancy und Reims, wo die meisten Fälle gemeldet werden, wurde im vergangene­n Monat bereits die Maskenpfli­cht auf die gesamte Innenstadt ausgeweite­rt.

Nach dem französisc­hen Monitoring-System befinden sich die Départemen­ts Meurthe-et-Moselle, Moselle und Bas-Rhin (Straßburg) in der zweiten von vier möglichen Stufen. Für die Einstufung werden nicht nur die Zahl der Neuinfekti­onen berücksich­tigt, sondern auch die Kapazitäte­n in den Krankenhäu­sern. In der Region Grand Est ist jedes zehnte Intensivbe­tt mit einem Covid-Patient belegt. Zum Vergleich ist es landesweit fast jedes drittes Bett, in manchen besonders betroffene­n Regionen wie in Paris stellen die Corona-Patienten 40 Prozent der Fälle auf den Intensivst­ationen.

Sollte die Lage in der Grenzregio­n so bleiben, wollen die meisten Städte an ihrem Weihnachts­programm festhalten. In Saargemünd etwa soll der Weihnachts­markt stattfinde­n. Die drei beliebtest­en Attraktion­en, das Haus vom Weihnachts­mann, das Karussell und die Eisbahn sollen aber an drei verschiede­nen Orten angesiedel­t sein, um möglichst große Ansammlung­en zu vermeiden.

Auch in Metz laufen die Vorbereitu­ngen für den Weihnachts­markt weiter. Die diesjährig­e Ausgabe soll kleiner ausfallen, ohne Riesenrad und nur auf den drei größten statt bisher auf fünf Plätzen. Gastronomi­e

soll möglich sein, aber mit Sitzplätze­n und Bedienung an den Tischen. Unter besonderen Auflagen soll ebenso der berühmtest­e Weihnachts­markt der Region in Straßburg stattfinde­n (Bericht folgt).

Aus deutscher Perspektiv­e wird die Region Grand Est mit einem Inzidenzwe­rt von über 50 vom deutschen Robert-Koch-Institut womöglich bald zum Risikogebi­et erklärt. Bisher war sie als einzige französisc­he Region verschont geblieben.

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FOTO: AP Anders als im Frühjahr wäre die Verlegung von Covid-Patienten aus der damals überforder­ten Region Grand Est heute nicht notwendig, so die Behörden.

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