Saarbruecker Zeitung

Haltepunkt Güdingen ist erst 2023 barrierefr­ei

Die Bahnstatio­n an der Oberen Saar mit ihren steilen Treppen ist eine Zumutung. Und für Rollstuhlf­ahrer im Grunde gar nicht nutzbar.

- VON HEIKO LEHMANN

Der Bahnhof im bayerische­n Altötting ist Deutschlan­ds „Bahnhof des Jahres“. Es gibt dort unter anderem hochwertig­e Stellplätz­e für Fahrräder, abschließb­are Fahrradbox­en mit Stromansch­luss und sogar eine Werkbank zur Reparatur der Räder. Dass es in Altötting einen barrierefr­eien Zugang zu allen Gleisen gibt, versteht sich von selbst.

Die Güdinger können von solchen Zuständen nur träumen. Dort müssen Radfahrer ihr Rad bis an den Bahnsteig tragen. Für Menschen

mit Behinderun­gen oder Bewegungse­inschränku­ngen ist der Bahnsteig kaum zu erreichen. „Es ist eine Zumutung, dass hier immer noch nichts für die Barrierefr­eiheit getan wurde. 2020 sieht es in Güdingen immer noch so aus wie vor 50 Jahren“, sagt ein Radfahrer, der anonym bleiben will.

Er trägt sein Rad 17 Stufen bis in die Unterführu­ng hinunter und auf der anderen Seite 24 Stufen bis zum Bahnsteig hinauf. Eine andere Möglichkei­t gibt es in Güdingen nicht.

Im Jahr 2000 wurde in Güdingen ein Wartehäusc­hen gebaut, ansonsten ist der Bahnhof noch in seinem Ursprungsz­ustand. Das teilte die Deutsche Bahn AG auf Anfrage der Saarbrücke­r Zeitung mit.

In der Unterführu­ng riecht es nicht sonderlich angenehm, und auf dem Bahnhofsge­lände liegt hier und da Abfall. Ein richtig zugemüllte­r Bahnhof sieht zwar schlimmer aus, doch das ist in Güdingen auch nicht das Hauptprobl­em.

„Hier werden seit Jahren Menschen mit Gehbehinde­rung, Eltern mit Kleinkinde­rn, Rollstuhlf­ahrer und ältere Menschen, die Probleme mit dem Treppenste­igen haben, von der Nutzung der Saarbahn ausgeschlo­ssen. Ein beschämend­er Zustand“, sagt Heike Müller, FDP-Stadtveror­dnete und Vorsitzend­e der FDP Güdingen.

Wie dieser Ortsverban­d mitteilte, besteht nach dem Baugesetz eine Verpflicht­ung für einen barrierefr­eien Zugang zu dem Bahnhof. Aber in den vergangene­n Jahren habe es immer nur den Hinweis auf eine Übereinkun­ft zwischen der Stadt Saarbrücke­n und der Deutschen Bahn AG gegeben. Sie besagt: Ein solcher Ausbau sei erst ab einer Nutzer-Zahl von 1000 Personen am Tag notwendig.

„Hierbei wird ignoriert, dass diese Zahl in Güdingen überschrit­ten wird und somit rechtlich der Anspruch auf einen barrierefr­eien Zugang besteht“, ergänzt Heike Müller.

Im Jahr 2015 hätte der Güdinger Bahnhof bereits umgebaut werden sollen. Doch das Vorhaben scheiterte nicht zuletzt an schwierige­n

Grundstück­sverhandlu­ngen. Nur über diese Grundstück­e ist ein barrierefr­eier Zugang zu bauen.

Wie ein DB-Sprecher mitteilte, soll es im Juni 2023 aber definitiv mit dem Umbau des Güdinger Bahnhofes losgehen. Für 2,5 Millionen Euro sind zwei neue Außenbahns­teige mit barrierefr­eien Zugängen

vorgesehen. Es soll einen neuen Wetterschu­tz und dynamische Fahrgastan­zeigen geben.

Ein weiterer Zugang für Menschen ohne Mobilitäts­einschränk­ung ist ebenfalls geplant. Der neue Güdinger Bahnhof soll nach nur vier Monaten Bauzeit im Oktober 2023 fertig sein.

Für die Chefin der Güdinger Liberalen ist die Nachricht erfreulich. Dennoch dauere das alles zu lange. Heike Müller: „Die FDP ist bestimmt schon 15 Jahre an dem Thema dran. Es ist beschämend, dass der barrierefr­eie Umbau eines kleinen Bahnhofs länger dauert als der Bau des Berliner Großflugha­fens.“

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FOTO: HEIKO LEHMANN Der Haltepunkt Güdingen ist für Menschen mit eingeschrä­nkter Beweglichk­eit seit Jahrzehnte­n ein Ärgernis. Drei Jahre bleibt das noch so.
 ?? FOTO: HEIKO LEHMANN ?? 41 Treppenstu­fen müssen Fahrgäste in Güdingen bis zum Bahnsteig hinter sich lassen.
FOTO: HEIKO LEHMANN 41 Treppenstu­fen müssen Fahrgäste in Güdingen bis zum Bahnsteig hinter sich lassen.

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