Er hilft Flüchtlingen dabei, Fuß zu fassen
Bernd Eckert (71) stand als Hospizhelfer 20 Jahre Sterbenden zur Seite, 2016 gründete er einen Flüchtlingshilfe-Verein.
Wenn Bernd Eckert (71) zu Fuß in Völklingen unterwegs ist, trifft er fast immer einen seiner Schützlinge. Schnell kommt er mit den Flüchtlingen ins Gespräch: Wie geht‘s? Was gibt es Neues?
Seine Ehefrau kaufe inzwischen lieber alleine ein, verrät der Rentner schmunzelnd. Dann dauere es nicht so lange. Schon vor rund 20 Jahren kümmerte sich Eckert um Asylbewerber. Damals waren Kurden aus der Türkei, Zuwanderer aus dem ehemaligen Jugoslawien und Schwarzafrikaner in Völklingen gestrandet. Offizielle Hilfsangebote gab es kaum.
Das soziale Engagement des gelernten
Bernd Eckert
Verwaltungsangestellten, der bei der Deutschen Rentenversicherung gearbeitet hat, ist vielfältig. 20 Jahre stand er Schwerstkranken als ehrenamtlicher Hospizhelfer zur Seite. Als Bernd Eckert 2015 die Flüchtlingsströme im Fernsehen sah, wollte er erneut helfen.
Gerne folgte er einem Aufruf der städtischen Integrationsbeauftragten. Etwa 60 bis 65 Mitstreiter erklärten sich beim ersten Treffen dazu bereit, mit anzupacken. Davon sei weniger als eine Handvoll übrig geblieben, stellt Eckert enttäuscht fest.
Er selbst ist am Ball geblieben. 2016 gründete er den Förderverein Flüchtlingshilfe „Miteinander in Völklingen“. Die aktuell rund 80 Mitglieder haben fast alle Migrationshintergrund.
Im Vereinsleben, so Eckerts Überlegung, könnten die Zuwanderer viel über ihr Gastland lernen. Und so wüssten die Syrer inzwischen, dass man in Deutschland pünktlich sein sollte und dass bei wichtigen Entscheidungen abgestimmt wird.
Möglichst oft versucht der stellvertretende Vorsitzende, Zuwanderer und Einheimische miteinander ins Gespräch zu bringen. Die Aktivitäten seines Vereines reichen vom Frühlingsfest über den Trommelworkshop für den Nachwuchs bis zur Putzaktion im Bürgerpark.
Eckerts Rat ist bei den Flüchtlingen geschätzt: Sie melden sich, wenn der Nachwuchs in der Schule Probleme hat oder wenn es Fragen zum Kindergeld gibt. „Wenn ich helfen kann, mache ich das gerne“, betont der Völklinger. Er würde sich wünschen, dass ihn auch Verantwortliche aus Politik und Verwaltung nach seiner Meinung fragen.
Der Verein ist dicht dran an der Flüchtlingsthematik, er kennt die Sorgen der Zuwanderer. Bei wichtigen Entscheidungen zur Integrationspolitik war Eckerts Rat aber bisher nicht gefragt. Bei der Wohnungssuche winken die Vermieter regelmäßig ab, wenn Eckert sagt, dass er nach Zimmern für Flüchtlinge Ausschau hält. Der Verein selbst wünscht sich eine eigene Räumlichkeit, in der er eine Sprechstunde
„Es vergeht kein Tag, ohne dass jemand anruft.“
anbieten kann. Das scheitert allerdings an den Finanzen. „So viel Geld haben wir nicht“, sagt Eckert bedauernd.
Rückschläge entmutigen ihn nicht. „Eine Tür geht zu, eine andere geht auf“, sagt der engagierte Integrationshelfer. Mit offenen Armen wurde der Verein in der Seniorenresidenz der Arbeiterwohlfahrt in
Püttlingen empfangen. Bei den Bewohnern sind die Flüchtlinge gern gesehene Gäste.
Drei Migranten begannen dort ein Freiwilliges Soziales Jahr. „Sie haben aber nicht durchgehalten“, erzählt Eckert: „Damit muss man leben.“Und auch mit der Corona-Krise muss der Verein leben. Die Besuche bei den Senioren wurden eingestellt, zurzeit ruht das Vereinsleben.
Bernd Eckerts Telefon klingelt aber auch während der Pandemie. „Es vergeht kein Tag, ohne dass jemand anruft“, sagt er. Am Vortag meldete sich eine Flüchtlingsfamilie, die von Völklingen ins Ruhrgebiet gezogen ist. Sie hat Probleme mit der Anmeldung am neuen Wohnsitz.