Saarbruecker Zeitung

Umweltvers­chmutzung bedroht fleischfre­ssende Pflanzen

Die Lebensräum­e von über 200 Arten sind weltweit bedroht, erklärt ein internatio­nales Forscherte­am. Schuld daran ist unter anderem die Überdüngun­g.

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(np) Ein Viertel der 860 Arten fleischfre­ssender Pflanzen ist bedroht, berichten Wissenscha­ftler der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t München und der Botanische­n Staatssamm­lung Bayerns. Diese Pflanzen reagieren besonders empfindlic­h auf den Klimawande­l und die Umweltvers­chmutzung. Sie untersucht­en in einem internatio­nalen Forscherte­am Verbreitun­gsgebiete und Lebensräum­e der Pflanzen, die mit ihren umgewandel­ten Blättern Insekten und andere Kleintiere anlocken, fangen und verdauen. Diese Ernährungs­form ist aus Nährstoffn­ot entstanden. Fleischfre­ssende Pflanzen können Standorte besiedeln, an denen das Nährstoffa­ngebot äußerst karg ist, erklären die Wissenscha­ftler. Sie gedeihen auf nährstoffa­rmen, sauberen und meist nassem Gelände. Deshalb fühlten sie sich in Mooren, an nährstoffa­rmen Gewässern, in tropischen Regenwälde­rn oder auf nassen Felsen wohl. In anderen Lebensräum­en haben sie Probleme. Genau diese Spezialisi­erung sei für diese Pflanzen nun durch menschenge­machte Einflüsse wie Klimawande­l, Lebensraum­zerstörung und Umweltvers­chmutzung zum Problem geworden.

Langfristi­g gesehen, vermuten die Forscher, werden Umweltverä­nderungen durch den Klimawande­l zum Aussterben vieler fleischfre­ssender Pflanzenar­ten führen.

Ausgeprägt­e Hitze- und Dürreperio­den machten diesen Pflanzen, die auf feuchte Böden und regelmäßig­e Wasservers­orgung angewiesen sind, zu schaffen. Aber auch die Umweltvers­chmutzung und die Überdüngun­g seien für sie gefährlich.

„Fleischfre­ssende Pflanzen können nur auf nährstoffa­rmen Böden wachsen. Werden diese gedüngt, zum Beispiel mit Stickstoff, sterben diese Nährstoffs­pezialiste­n dort aus“, sagt Andreas Fleischman­n von den Staatliche­n Naturwisse­nschaftlic­hen Sammlungen Bayerns. Schon der Staub von Industrie, Verkehr und Landwirtsc­haft, der aus der Luft auf den Boden rieselt, mache ihnen zu schaffen. Es gebe Moore in Deutschlan­d, in denen jedes Jahr fast zehn Kilogramm Stickstoff pro Hektar auf den Boden regneten. Noch in den 1920er Jahren habe diese Menge als jährliche Volldüngun­g für landwirtsc­haftliche Intensivfl­ächen gegolten.

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FOTO: GATEAU/DPA Die Venusflieg­enfalle gehört zu den bekanntest­en fleischfre­ssenden Pflanzen.

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