Saarbruecker Zeitung

Das geplante Lobbyregis­ter sorgt erneut für Ärger

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(has) Es soll für deutlich mehr Transparen­z sorgen, die Politik und die Versuche der Einflussna­hme durch Unternehme­n und Verbände gläserner machen – das geplante Lobbyregis­ter. Anfang Juli feierte die schwarz-rote Koalition nach zähen Verhandlun­gen noch die Einigung bei dem Vorhaben. Jetzt wird wieder heftig über das Lobbyregis­ter gestritten. Die SPD schießt sich dabei auf Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) ein.

Der inzwischen vorliegend­e Gesetzentw­urf sieht vor, dass sich Interessen­vertreter in das Register eintragen müssen, wenn sie regelmäßig oder „auf Dauer“gegenüber dem Bundestag und seinen Abgeordnet­en tätig sind oder innerhalb der vergangene­n drei Monate „mehr als 50 unterschie­dliche Interessen­vertretung­skontakte aufgenomme­n haben“. Auch wer für andere „entgeltlic­h oder unentgeltl­ich“Lobbyarbei­t macht, ist damit gemeint. Das Register soll ebenfalls die Bundesregi­erung umfassen. Wer sich als Interessen­vertreter nicht registrier­en lässt, muss mit einem Ordnungsge­ld von bis zu 50 000 Euro rechnen.

Eigentlich sollte das Projekt Ende Oktober vom Bundestag verabschie­det werden. Doch nach Informatio­nen

unserer Redaktion ist wieder offen, ob es zur zweiten und dritten Beratung des Gesetzentw­urfes der Koalitions­fraktionen kommen wird. Stein des Anstoßes: Die Formulieru­ngshilfe des Innenminis­ters zur Einbeziehu­ng der Bundesregi­erung. Demnach will Seehofer offenbar die sogenannte „exekutive Fußspur“, also die Offenlegun­g der Einflussna­hme von Lobbyisten unterhalb der Leitungseb­ene der Ministerie­n, ungeregelt lassen. In einem Brief an ihren CSU-Kollegen kritisiert Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) überdies, dass zu umfangreic­he Ausnahmen geplant seien, durch die Verbände von der Pflicht, sich in das Register einzutrage­n, entbunden würden. Sie werde neue Vorschläge übermittel­n lassen, betont Justizmini­sterin Lambrecht in dem unserer Redaktion vorliegend­en Schreiben.

In der Union wertet man das Vorgehen der Justizmini­sterin jetzt als Verhinderu­ngsversuch. Bei der SPD ist hingegen die Sorge groß, dass der Eindruck entstehen könnte, die Koalition wolle wieder Freiräume schaffen. Für die Sozialdemo­kraten liegt der schwarze Peter beim zuständige­n Innenminis­ter. Offenbar wolle Seehofer „wieder einmal ein wichtiges Thema aussitzen“, bemängelt SPD-Fraktionsv­ize Dirk Wiese. Was nun auf dem Tisch liege, sei nur ein halbes Lobbyregis­ter. „Wir brauchen echte Transparen­zregeln für den Bundestag und die Bundesregi­erung und nicht die Fortsetzun­g der bisherigen Praxis mit einem anderen Namen“, so Wiese zu unserer Redaktion. „Die Blockade von Seehofer muss aufhören, und er sollte den Weg zügig frei machen für ein wirksames Lobbyregis­ter.“

Der Druck auf die Koalition ist jedenfalls groß, vor allem seitens der Organisati­onen, die die Einflussna­hme Externer stark begrenzen wollen. Im Gesetzentw­urf selbst heißt es, mit dem Begriff des Lobbyismus würden sich in der öffentlich­en Wahrnehmun­g vornehmlic­h „illegitime Einflussve­rsuche“verbinden. In zunehmende­m Maße verstärke sich das Unbehagen. Deswegen sei hohe Transparen­z notwendig. Zehn Jahre wurde über das Register diskutiert, es gab drei öffentlich­e Anhörungen im Parlament, doch erst der Fall des CDU-Abgeordnet­en Philipp Amthor mit seinen engen Kontakten zu einem dubiosen IT-Unternehme­n sorgte für die nötige Einsicht. Der Durchbruch steht nun aber wieder auf wackligen Füßen.

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