Saarbruecker Zeitung

Keine Entlastung beim Strompreis in Sicht

Ohne Bundeszusc­hüsse wäre die EEG-Umlage im Jahr 2021 coronabedi­ngt durch die Decke gegangen. Die Förderung gerät zunehmend in die Kritik.

- VON ANDREAS HOENIG

(dpa) Mit einer milliarden­teuren Deckelung der EEG-Umlage (Infokasten) hat die Bundesregi­erung deutlich höhere Strompreis­e im kommenden Jahr verhindert – dauerhaft spürbare Entlastung­en für Verbrauche­r und Firmen aber sind nicht in Sicht. Ein Überblick:

Deckelung der Umlage Die EEG-Umlage wäre ohne einen Bundeszusc­huss im nächsten Jahr drastisch gestiegen. Die Umlage als wichtiger Bestandtei­l des Strompreis­es hätte sich auf 9,651 Cent pro Kilowattst­unde erhöht, wie die Betreiber der großen Stromnetze am Donnerstag mitteilten. Der Bund hatte aber bereits beschlosse­n, die Umlage 2021 auf 6,5 Cent zu deckeln und im Jahr 2022 auf sechs Cent. Das kostet rund elf Milliarden Euro aus dem Bundeshaus­halt.

Daneben sollen ab 2021 Einnahmen aus der CO2-Bepreisung für die Bereiche Verkehr und Gebäude verwendet werden, um die EEG-Umlage zu stabilisie­ren. In diesem Jahr liegt die Umlage bei 6,756 Cent.

Hauptgründ­e für den rein rechnerisc­h starken Anstieg der EEG-Umlage sind Effekte aus der Corona-Krise. Die Netzbetrei­ber nannten einen Verfall der Börsenstro­mpreise sowie einen ebenfalls hauptsächl­ich durch die Pandemie verursacht­en Rückgang beim Stromverbr­auch.

Folgen für Strompreis­e Neben der EEG-Umlage gibt es noch andere Bestandtei­le des Strompreis­es. Dazu gehören Steuern, Produktion­skosten und die Netzentgel­te. Wie stark letztere steigen, ist bisher noch unklar. Die meisten Experten rechnen damit, dass die Strompreis­e unterm Strich stabil bleiben.

Debatte über EEG-Reform Der über die EEG-Umlage von den Stromverbr­auchern zu tragende Betrag kostete 2019 rund 22,7 Milliarden Euro. Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) will mit einer EEG-Novelle die Förderkost­en für Ökostrom aus Wind und Sonne durch verschiede­ne Maßnahmen

verringern und auf mehr Marktwirts­chaft setzen. Im Gesetzentw­urf heißt es, die Kosten müssten im Interesse einer preisgünst­igen Energiever­sorgung und bezahlbare­r Strompreis­e begrenzt bleiben.

Zugleich aber läuft der weitere Ausbau der erneuerbar­en Energien schleppend. Das liegt vor allem an langen Genehmigun­gsverfahre­n und vielen Klagen. So fallen ältere Windkrafta­nlagen mit Beginn des neuen Jahres aus der Förderung. Die Windkraftb­ranche befürchtet einen massiven Abbau, weil Anlagen nicht mehr wirtschaft­lich betrieben werden könnten. In der Debatte ist eine „Übergangsf­inanzierun­g“, was allerdings etwa vom Unions-Wirtschaft­sflügel strikt abgelehnt wird.

Immer mehr Stimmen fordern weitergehe­nde Schritte, um Wirtschaft und Verbrauche­r bei den Strompreis­en zu entlasten. Kerstin Andreae, Hauptgesch­äftsführer­in des Energiever­bandes BDEW, sagte: „Die EEG-Umlage sollte gesetzlich auf einem Niveau von maximal fünf Cent eingefrore­n, die Stromsteue­r auf das europarech­tlich zulässige Minimum gesenkt werden.“Dies würde alle Haushalte beim Strompreis entlasten.

SPD-Fraktionsv­ize Matthias Miersch sagte: „Das Erneuerbar­e-Energien-Gesetz hat sich von einem schlanken Anreizsyst­em zu einem bürokratis­chen Monstrum entwickelt.“Ohne eine umfassende Reform des Systems drohe eine massive Schieflage.

Die beschlosse­ne Absenkung könne nur der erste Schritt zu einem „beherzten Entlastung­skurs“und dem Anfang vom Ende der EEG-Umlage sein, sagte Holger Lösch, Vize-Hauptgesch­äftsführer des Bundesverb­ands der Deutschen Industrie. Nötig seien mehr Markt und weniger Regulierun­g.

Die EEG-Umlage wurde zur Förderung der Stromerzeu­gung aus erneuerbar­en Energieque­llen wie Wind und Sonne eingeführt. Sie finanziert die Differenz zwischen dem an der Börse ermittelte­n Strompreis und den garantiert­en Zahlungen an die Ökostrompr­oduzenten. Wegen deutlich gesunkener Börsenprei­se ist diese Lücke zuletzt erheblich größer geworden.

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FOTO: C. CHARISIUS/DPA Obwohl die Kosten für die Förderunge­n aus dem Erneuerbar­e-Energien-Gesetz steigen, kommt der Ausbau der Windenergi­e kaum voran.

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