Vom Ludwigspark-Macher zum Streitfall
Der Oberbürgermeister will Martin Welker als Baudezernenten, seine Wahl ist nach Vorwürfen aus der Bauwirtschaft unsicher.
Oberbürgermeister Uwe Conradt erlaubt sich keinen Zweifel. Zumindest nicht offiziell. Martin Welker, den Mann, den er aufgefordert hat, sich um die freie Stelle des Saarbrücker Baudezernenten zu bewerben, wird von zwei Firmen nicht nur ein „unkollegialer Umgang“bei der Sanierung des Ludwigparkstadions vorgeworfen. Die Firmen streiten um aus ihrer Sicht nicht gezahlte Rechnungen in Höhe von über einer Million Euro. Welker, Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft GIU und Ludwigspark-Projektleiter, wurde von Korruptionsermittlern im Auftrag der Staatsanwaltschaft zur Vernehmung vorgeladen. Die Staatsanwaltschaft interessiert sich für Abrechnungen und Absprachen in Sachen Ludwigspark (die SZ berichtete).
Da versuchen Firmen, die Mist gebaut und von der Stadt trotzdem Geld haben wollen, nun durch Vorwürfe gegen Welker, „Kapital zu schlagen“, heißt es im Rathaus. Den Oberbürgermeister scheinen solche Vorwürfe nicht zu verunsichern. Im Gegenteil: „Die letzten Tage haben mich darin bestätigt, dass Martin Welker ein sehr guter Kandidat für das Amt des Baudezernenten ist. Unbelegte Anschuldigungen ändern an meiner Einschätzung nichts. Martin Welker hinterfragt vieles sehr kritisch. Das schmeckt vielleicht nicht jedem, ist aber wichtig, um aus den Fehlern der Vergangenheit die richtigen Schlüsse zu ziehen“, teilte Uwe Conradt gestern auf Anfrage mit. Welker habe „eine kritische Baustelle übernommen und wieder aufs rechte Gleis gesetzt“, sagt Conradt. Weiter heißt es in der Mitteilung des Oberbürgermeisters: „Das funktioniert nicht ohne Konflikte. Das gilt im gleichen Maße für die Aufarbeitung der Vergangenheit des Projektes. Und ohne rechtliche Auseinandersetzungen werden wir auf bestimmte Fragen keine Antworten bekommen. Diese Auseinandersetzungen scheut er nicht.“
Ganz so fest scheint der Glaube an Martin Welker in Conradts CDU nicht zu sein. Mit Blick auf die für 5. November geplante Wahl des neuen Baudezernenten im Stadtrat sagt der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion, Sascha Zehner: „Wir werden aktiv das Gespräch mit Herrn Welker suchen.“Ob die CDU für Welker stimmen wird, werde sie „nach Rücksprache mit den Koalitionspartnern entscheiden“. Die CDU werde „zeitnah nach den Herbstferien mitteilen, wen wir bei der Wahl unterstützen“.
Die Koalitionspartner geben sich zurückhaltend. „Wir lesen mit Interesse, was in der Zeitung steht“, sagt der Vorsitzende der Grünen-Stadtratsfraktion, Torsten Reif. Man habe aber selbst noch keine Informationen aus dem Rathaus erhalten. „Ich kann nicht beurteilen, ob an den Vorwürfen substanziell etwas dran ist. Wir werden das kritisch betrachten, aber ich bin weit davon entfernt, eine Vorverurteilung zu machen“, sagt Reif. Die CDU habe das Vorschlagsrecht für die Stelle des Baudezernenten, also warte man nun erst mal, dass die CDU offiziell auf die Partner zukommt.
Partner Nummer zwei, die FDP, ist auch in Wartestellung. Es sei „innerhalb der Koalition noch nicht ausreichend geredet“worden, sagt der Chef der FDP-Stadtratsfraktion, Helmut Isringhaus. Bei einer Entscheidung müssten aber selbstverständlich auch die Vorwürfe in die Waagschale kommen.
Sieben Bewerbungen auf die Stelle des Baudezernenten sind bei der Stadt eingegangen. Diese Bewerbungen müsse man sich anschauen und mit dem ein oder anderen Bewerber reden, sagt der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Mirco Bertucci. Das Problem sei: „Wir haben das alles aus der Zeitung erfahren.“Die Stadtverwaltung informiere den Stadtrat nicht. Deshalb haben Bertucci und sein Kollege von der Linken-Fraktion, Michael Bleines, im Sinne von „mehr Transparenz“gestern eine „öffentliche Sondersitzung im Streitfall Ludwigspark“und eine Sondersitzung des GIU-Aufsichtsrats beantragt.