Der Schuldnerberater von Völklingen
Gerhard Weber von der Diakonie Völklingen hilft Menschen, die hoch verschuldet sind. Die Verbindlichkeiten sind für die Betroffenen eine große Belastung.
Ein paar Klicks im Internet genügen, schon ist die Ware bestellt. „Jetzt kaufen, später bezahlen“, verspricht die Werbung. Oder man stottert den Preis bequem in Raten ab. Schuldnerberater Gerhard Weber (61) kennt die Gefahren, die beim Kauf auf Pump lauern. Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Krankheit können schnell einen Strich durch die Rechnung machen. Dann flattern Mahn- und Vollstreckungsbescheide ins Haus, eine Lohnpfändung droht. Wer nicht mehr weiß, wie er die Darlehensraten oder Mietrückstände zahlen soll, kann
„Ich kann vielen Menschen konkret helfen“Gerhard Weber
Schuldnerberater im Haus der Diakonie in Völklingen
sich an die Schuldner- und Insolvenzberatung im Haus der Diakonie in Völklingen wenden. Seit 1995 hilft Weber in der Gatterstraße überschuldeten Menschen.
Nach dem Zivildienst orientierte sich der gelernte Bankkaufmann beruflich um und studierte Sozialarbeit. Weber kümmert sich um die Schuldnerberatung, seine Kollegin Beate Heinz ist Insolvenzberaterin. Die beiden stehen Hilfesuchenden aus Völklingen, Püttlingen und Großrosseln mit Rat und Tat zur Seite.
„Die Nachfrage ist groß“, betont Gerhard Weber. Im Vorjahr haben er und seine Kollegin 255 Personen beraten, die durchschnittliche Betreuungszeit beträgt rund 550 Tage. Vor allem Menschen mit kleinem Einkommen und fehlenden Rücklagen wenden sich an die Experten der Diakonie. Knapp 50 Prozent der Hilfesuchenden sind zwischen 21 und 40 Jahre alt. Positive Rückmeldungen der Klienten bestärken Berater Weber in seiner Arbeit. „Ich kann vielen Menschen konkret helfen“, sagt der Sozialarbeiter. In der Corona-Krise sei der Beratungsbedarf nochmals gestiegen. Weber bezweifelt, dass die Wirtschaft schon über den Berg ist. Wenn die staatlichen Hilfen auslaufen, rechnet er mit einem Anstieg der Insolvenzen.
Ehemalige Selbstständige gehören ebenso zu seinen Klienten wie unerfahrene Jugendliche, denen die Kosten von Handyverträgen über den Kopf wachsen. Wer das Problem verdrängt und unangenehme Post ungeöffnet in die Schublade steckt, verschlimmert nur die Situation. Oft suchen die Betroffenen erst Hilfe, wenn sie schon tief im Schlamassel stecken.
Bei der Beratung spürt Weber den großen psychischen Druck. „Für viele ist es eine sehr hohe Belastung“, sagt der Fachmann. Gleichzeitig attestiert er den Hilfesuchenden eine hohe Motivation; sie sind fest entschlossen, etwas zu ändern. Gemeinsam wird überlegt, wie die Regulierung der Schulden erfolgt – etwa durch Ratenzahlungen im Rahmen einer Vergleichsvereinbarung oder durch die Einleitung eines Insolvenzverfahrens. Die Umwandlung des Girokontos in ein sogenanntes Pfändungsschutzkonto mit pfändungsfreiem Grundbetrag entspannt die Lage ebenfalls.
Gerhard Weber gibt nicht nur Ratschläge, er verhandelt auch konkret mit den Inkassounternehmen. Er berichtet von einem aktuellen Fall: Eine Frau, Mitte 30, hat 13 400 Euro Schulden angehäuft. In Gesprächen mit den über zehn Gläubigern ist es dem Schuldnerberater schließlich gelungen, die Summe, die noch zu zahlen ist, auf 8000 Euro zu drücken.
Webers Beratung in Völklingen soll auch verhindern, dass nach der erfolgreichen Entschuldung neue Verbindlichkeiten angehäuft werden. Ein Tipp des Fachmanns: Wer über seine Einnahmen und Ausgaben genau Buch führt, behält leichter den Überblick. www.schuldnerberatung-saar.de