Saarbruecker Zeitung

Das Rathaus hat Verstärkun­g aus Nantes

Esther Amilien will ein Jahr lang als Junge Botschafte­rin die Städtepart­nerschaft mit neuen Ideen bereichern. Und womöglich kommt sie danach sogar wieder nach Saarbrücke­n.

- VON LENA-MARIE HOPPSTÄDTE­R

Ein Jahr lang ist das Rathaus St. Johann der neue Arbeitspla­tz von Esther Amilien. Nur wenige Tage nach ihrer Ankunft wirken die vielen Gänge noch verwirrend und unübersich­tlich auf sie. Sie müsse erst einmal ankommen. Gleich am zweiten Tag als „Junge Botschafte­rin von Nantes“ging die Französin mit ihren neuen Kolleginne­n und Kollegen auf Betriebsau­sflug.

Zwei Stunden habe sie mit dem Oberbürger­meister an einem Tisch gesessen und dessen Fragen beantworte­t. Sicherlich eine aufregende Situation für eine 18-Jährige. „Es ist ein bisschen schwer, denn alle sprechen nur deutsch mit mir. Aber das ist wichtig, um die Sprache zu erlernen“, erklärt Amilien. Deshalb bestehe sie darauf, Unterhaltu­ngen auf Deutsch zu führen. Ihre Sprachkenn­tnisse stetig zu verbessern, gehöre zu ihren Zielen.

Seit rund 50 Jahren sind das französisc­he Nantes und Saarbrücke­n Partnerstä­dte. 2008 begann das Programm der „Jungen Botschafte­r/-innen“. Jugendlich­e zwischen 18 und 25 sorgen ein Jahr lang in der jeweiligen Partnersta­dt für einen Austausch zwischen deutschen und französisc­hen Jugendlich­en.

Mit Alexia Theißen-Achille, die für Saarbrücke­n in Nantes ist, übernimmt Esther Amilien in diesem Jahr die Aufgabe. Es sei ihre erste Berufserfa­hrung. Unter anderem organisier­en die jungen Frauen deutsch-französisc­he Veranstalt­ungen und Aktionen, helfen Jugendlich­en bei der Praktikums­suche in der jeweiligen Partnersta­dt oder verbreiten aktuelle Informatio­nen zwischen den beiden Städten. Als Junge Botschafte­rin möchte Esther Amilien die Projekte ihrer Vorgängeri­n weiterführ­en.

Zum Beispiel das Vorhaben, Schüler mit den Film-Aktivitäte­n der Städte vertraut zu machen, sei es mit dem Festival „Univerciné allemand“oder mit dem Max-Ophüls-Festival. Auch „Sport und Diskrimini­erung“, eine Aktion mit dem Landesspor­tverband (LSVS), soll es wieder geben.

Alle Angebote für die jungen Franzosen sollen ihnen die Möglichkei­t bieten, Deutschlan­d zu entdecken, und Lust auf das Land machen. Die Gäste sollen auch sehen, wie sympathisc­h Saarbrücke­n ist. „Mir selbst gefällt es hier sehr“, sagt die 18-Jährige. Ebenso soll es den deutsch-französisc­hen Stammtisch im Ratskeller wieder geben. Dieser wird mit dem Frankreich­zentrum der Universitä­t veranstalt­et. „Menschen können sich dort auf Deutsch und Französisc­h austausche­n“, erklärt Amilien. Esther Amilien bringt viele Ideen mit. Welche in der Corona-Zeit

machbar sind, bleibt abzuwarten. Dafür könnte es digitale Alternativ­en geben.

Die gebürtige Nanteserin, die in ihrer Freizeit gern klettert und Fahrrad fährt, hat in diesem Jahr ihr wissenscha­ftliches Abitur am Lycée Livet in Nantes absolviert. Einen Auslandsau­fenthalt hatte sie bereits. In der zehnten Klasse war sie drei Monate im hessischen Gießen. Nach dem Abi wollte sie rasch wieder nach Deutschlan­d. „Ich mag die deutsche Kultur und die Menschen hier“, sagt Amilien lächelnd.

In Saarbrücke­n sei sie allerdings noch nicht gewesen. Vom Programm der „Jungen Botschafte­rin“habe sie im Kulturzent­rum in Nantes erfahren. Es habe ihr sofort gefallen. Ihr Ziel, an den deutsch-französisc­hen Beziehunge­n zu arbeiten, könne sie in diesem Freiwillig­enprogramm verfolgen. Und nach Deutschlan­d zurückkehr­en kann sie auch. Außerdem hoffe sie, eigenständ­iger zu werden und viele Kontakte zu knüpfen. „Es ist eine gute Erfahrung für das Leben.“

Für die Zeit danach hat Esther Amilien ebenfalls Pläne. Ab September 2021 wird sie an der Universitä­t von Straßburg „Germanisti­k aus deutsch-französisc­her Perspektiv­e“studieren. Und ihr Einsatz für die deutsch-französisc­he Zusammenar­beit solle damit nicht enden. Sie wolle nach Saarbrücke­n zurückkehr­en und die Projekte zukünftige­r Junger Botschafte­r unterstütz­en.

„Ich mag die deutsche Kultur und die Menschen hier.“

Esther Amilien

Junge Botschafte­rin aus Nantes

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FOTO: STEPHANIE THIELEBÖRG­ER Die 18-jährige Französin Esther Amilien, Junge Botschafte­rin aus Saarbrücke­ns Partnersta­dt Nantes, steht vor dem Rathaus St. Johann.

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