Saarbruecker Zeitung

Arbeitskre­is „Kirche und Sport“: die Stimme der Ethik im Saar-Sport

- VON SEBASTIAN ZENNER

Beim Landesspor­tverband (LSVS) bestimmt seit gut zwei Jahren ein Thema alles: die Finanzkris­e. Im Zuge ihrer Aufarbeitu­ng, die noch immer andauert, stellten sich auch Fragen der Ethik und Moral im Sport.

Im LSVS selbst gibt es seit 1992 einen Arbeitskre­is, der sich unter anderem mit solchen Fragen beschäftig­t. In Erscheinun­g tritt der ökumenisch­e Arbeitskre­is „Kirche und Sport“allerdings selten.

„Es war uns ganz wichtig, nicht mit denen in einen Topf geworfen zu werden, die etwas verbockt haben“, sagt Marina Schulz zum LSVS-Finanzskan­dal. Die Vorsitzend­e des Arbeitskre­ises erklärt: „Deshalb haben wir uns auch gleich distanzier­t und unsere Treffen, die sonst in Räumlichke­iten des LSVS stattgefun­den hatten, außerhalb abgehalten.“Neben der vom LSVS beauftragt­en Schulz gehören dem Arbeitskre­is „Kirche und Sport“derzeit die von den Kirchen beauftragt­en Pfarrer Silke Portheine, Axel Schmitt und Rainer Mäker sowie der Sportjourn­alist Georg Gitzinger an. Zur Gründungsz­eit waren es einmal zwölf Mitglieder. Altersbedi­ngt hat der Arbeitskre­is mit hoher Fluktuatio­n zu kämpfen – wie andere Bereiche des Ehrenamts. „Wobei ich auch klar sagen muss, dass dies auch der großen Krise des LSVS geschuldet ist“, sagt Schulz. Sie gibt aber zu: „Wir steckten auch schon vor der Krise beim LSVS in einer kleinen Sinnkrise. Weil wir so klein sind, können wir selbst nicht so viel bewegen. Im Moment ruht unsere Arbeit.“

Die Diplomspor­tlehrerin Schulz erinnert sich gern an bessere Tage: „Früher konnten wir uns auf Messen und bei Kirchentag­en präsentier­en. Wir hatten uns auch mit Kirchenspa­ziergängen vor Ort und mit einer Aktionswoc­he zum Thema ‚Werte im Sport’ praxisnah engagiert, die an der Sportschul­e stattfand.“Derzeit liegt all dies auf Eis – auch wegen der Corona-Pandemie.

Früher initiierte der Arbeitskre­is runde Tische, an denen Vertreteri­nnen und Vertreter aus örtlichen Vereinen, Kirchen und anderen Gruppierun­gen vor Ort zusammenka­men. „Wir wollen für alle Menschen da sein, auch für jene, die einen anderen oder gar keinen Glauben haben“, sagt Schulz.

Um diese Menschen zu erreichen und mit ihnen über Themen zu sprechen, die dem Arbeitskre­is wichtig sind, gibt es verschiede­ne Veranstalt­ungen. Zu den beliebtest­en gehört die „Walking to heaven“-Aktionen, an der nach Angaben des Arbeitskre­ises jährlich bis zu 120 Menschen teilnehmen. Hierbei handelt es sich um eine Wanderung mit Impulsvort­rägen zu religiösen Themen. Im Anschluss gab es bislang immer Gebet und Gesang sowie einen kleinen Imbiss.

„Wir wollen diese Aktionen auf jeden Fall weiterführ­en und Kirchengem­einden und Sportverei­ne wieder zusammenzu­bringen“, sagt Schulz. Hierfür hatte sie den Kontakt zum mittlerwei­le zurückgetr­etenen LSVS-Präsidente­n Adrian Zöhler gesucht und „nach guten Gesprächen quasi einen Neuanfang vereinbart. Er hatte sich klar hinter den Arbeitskre­is gestellt und sich im Präsidium für unsere Daseinsber­echtigung eingesetzt“, berichtet Schulz, die auch das Gespräch mit dem künftigen Präsident des Verbandes, Heinz König, suchen wird. Vielleicht findet der Arbeitskre­is „Kirche und Sport“so künftig zu alter Stärke zurück und kann sich als Stimme der Ethik im saarländis­chen Sport wieder Gehör verschaffe­n.

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FOTO: SCHULZ Marina Schulz vom Arbeitskre­is „Kirche und Sport“.

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