Messer-Taten gehen im Saarland zurück
Saar-Innenminister Klaus Bouillon (CDU) berichtet von einer sinkenden Zahl von Messer-Taten. Der Grund dafür seien verstärkte Kontrollen.
SAARBRÜCKEN (kir) Die Saar-Polizei hat 2019 weniger Vorfälle mit Messern registriert. Die Zahl der Straftaten und Ordnungswidrigkeiten, bei denen ein Messer im Spiel war, sank laut Lagebild des Landespolizeipräsidiums im Vergleich zu 2018 um elf Prozent, in Saarbrücken um 27 Prozent. Innenminister Klaus Bouillon (CDU) führt dies auf die verstärkten Kontrollen zurück. Die Zahl der Gewalttaten mit Messern stieg aber.
Seit 2016 erstellt die saarländische Polizei jedes Jahr ein Lagebild „Stichwaffen- und Messervorfälle“. Anlass war die seit einigen Jahren – auch im Zusammenhang mit der verstärkten Migration – geführte Diskussion über einen Anstieg der Messer-Kriminalität. Da die Polizeiliche Kriminalstatistik nur Straftatbestände erfasst, aber keine Tatmittel, fehlte für diese Diskussion die Datengrundlage. Ermittler des Landespolizeipräsidiums werten deshalb jährlich die Polizei-Datenbank händisch aus, indem sie gezielt nach Vorfällen suchen, bei denen das Messer eine Rolle spielt.
Was wird in dem Lagebild alles erfasst?
Sowohl Straftaten als auch Ordnungswidrigkeiten im öffentlichen Raum. Straftaten können sein: aktiver Einsatz des Messers (Gewaltdelikte und Bedrohungen), Delikte wie Ladendiebstahl oder Drogenhandel, bei denen das Messer griffbereit mitgeführt wird, oder auch Straftaten, die bereits im Besitz des Messers selbst bestehen. Denn der Besitz eines verbotenen Messers, etwa Butterfly- oder Springmessers, stellt eine Straftat dar. Bei anderen Messern, zum Beispiel feststehenden Messern mit einer Klingenlänge über zwölf Zentimeter, ist zwar der Besitz erlaubt, nicht aber das Mitführen außerhalb des eigenen Hauses. Hier liegt eine Ordnungswidrigkeit vor (Geldbuße bis zu 10 000 Euro). Ausnahmen gelten zum Beispiel im Zusammenhang mit der Berufsausübung sowie beim Picknicken oder Pilzsammeln.
Wie hat sich die Zahl der Messer-Vorfälle entwickelt?
Im Jahr 2019 erfasste die Polizei für ihr Lagebild 740 Vorfälle. Das sind elf Prozent weniger als im Vorjahr, aber immer noch deutlich mehr als in den Jahren 2016 und 2017. Abgenommen hat dabei lediglich die Zahl der Ordnungswidrigkeiten, die Straftaten blieben auf Vorjahresniveau. Besonders deutlich ging die Zahl der Messer-Vorfälle in Saarbrücken zurück – um 27 Prozent. Allerdings besteht trotz rückläufiger Gesamtzahlen kein Grund zur Entwarnung. Betrachtet man die Zahl der Gewaltdelikte, die mit einem Messer begangen wurden, so registrierte die Polizei sogar einen Anstieg.
Welche Auffälligkeiten gibt es bei der räumlichen Verteilung?
Die Fälle konzentrieren sich wie schon in den Vorjahren vor allem entlang der dichtbesiedelten Saarschiene von Saarbrücken nach Saarlouis, sowie in Neunkirchen. Nach den Erhebungen der Polizei zeigt sich sowohl ein Stadt-Land-Gefälle als auch eine deutliche Diskrepanz zwischen dem nördlichen und südlichen Saarland. In der Stadt Saarbrücken sind die Fallzahlen am höchsten in St. Johann und hier wiederum in den Distrikten Hauptbahnhof und Nauwieser Viertel. Der Distrikt Hauptbahnhof erstreckt sich bis zur Saar und von der Westspange bis zur Dudweiler Straße. Der Distrikt Nauwieser Viertel grenzt östlich an; zu ihm gehört auch die Johanneskirche, die als Kriminalitätsbrennpunkt – auch im Hinblick auf Messertaten – gilt.
Wie bewertet das zuständige Innenministerium die Zahlen?
Der Rückgang der Vorfälle ist nach Ansicht von Innenminister Klaus Bouillon (CDU) unter anderem auf den gewachsenen „Kontrolldruck“zurückzuführen. Im vergangenen Jahr führte die Polizei in der Saarbrücker Innenstadt 72 Großkontrollen durch. Bei diesen Kontrollen waren meist zwischen 20 und 25 Polizisten im Einsatz, in Einzelfällen auch deutlich mehr (bis zu 82). „Hierdurch konnten wir bereits jetzt schon ein deutliches Signal setzen, unsere verstärkte Präsenz zeigt Wirkung“, sagte Bouillon.
Was ist über die Störer bzw. Täter bekannt?
In der weit überwiegenden Zahl der Fälle handelt es sich laut Polizei-Lagebild um junge Männer. 65 Prozent der Störer bzw. Täter waren im vergangenen Jahr Deutsche, gefolgt von syrischen Staatsangehörigen (13 Prozent) – damit war das Verhältnis in etwa wie in den Vorjahren. Bei den Opfern waren 67 Prozent Deutsche und acht Prozent Syrer.