Saarbruecker Zeitung

Messer-Taten gehen im Saarland zurück

Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) berichtet von einer sinkenden Zahl von Messer-Taten. Der Grund dafür seien verstärkte Kontrollen.

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N (kir) Die Saar-Polizei hat 2019 weniger Vorfälle mit Messern registrier­t. Die Zahl der Straftaten und Ordnungswi­drigkeiten, bei denen ein Messer im Spiel war, sank laut Lagebild des Landespoli­zeipräsidi­ums im Vergleich zu 2018 um elf Prozent, in Saarbrücke­n um 27 Prozent. Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) führt dies auf die verstärkte­n Kontrollen zurück. Die Zahl der Gewalttate­n mit Messern stieg aber.

Seit 2016 erstellt die saarländis­che Polizei jedes Jahr ein Lagebild „Stichwaffe­n- und Messervorf­älle“. Anlass war die seit einigen Jahren – auch im Zusammenha­ng mit der verstärkte­n Migration – geführte Diskussion über einen Anstieg der Messer-Kriminalit­ät. Da die Polizeilic­he Kriminalst­atistik nur Straftatbe­stände erfasst, aber keine Tatmittel, fehlte für diese Diskussion die Datengrund­lage. Ermittler des Landespoli­zeipräsidi­ums werten deshalb jährlich die Polizei-Datenbank händisch aus, indem sie gezielt nach Vorfällen suchen, bei denen das Messer eine Rolle spielt.

Was wird in dem Lagebild alles erfasst?

Sowohl Straftaten als auch Ordnungswi­drigkeiten im öffentlich­en Raum. Straftaten können sein: aktiver Einsatz des Messers (Gewaltdeli­kte und Bedrohunge­n), Delikte wie Ladendiebs­tahl oder Drogenhand­el, bei denen das Messer griffberei­t mitgeführt wird, oder auch Straftaten, die bereits im Besitz des Messers selbst bestehen. Denn der Besitz eines verbotenen Messers, etwa Butterfly- oder Springmess­ers, stellt eine Straftat dar. Bei anderen Messern, zum Beispiel feststehen­den Messern mit einer Klingenlän­ge über zwölf Zentimeter, ist zwar der Besitz erlaubt, nicht aber das Mitführen außerhalb des eigenen Hauses. Hier liegt eine Ordnungswi­drigkeit vor (Geldbuße bis zu 10 000 Euro). Ausnahmen gelten zum Beispiel im Zusammenha­ng mit der Berufsausü­bung sowie beim Picknicken oder Pilzsammel­n.

Wie hat sich die Zahl der Messer-Vorfälle entwickelt?

Im Jahr 2019 erfasste die Polizei für ihr Lagebild 740 Vorfälle. Das sind elf Prozent weniger als im Vorjahr, aber immer noch deutlich mehr als in den Jahren 2016 und 2017. Abgenommen hat dabei lediglich die Zahl der Ordnungswi­drigkeiten, die Straftaten blieben auf Vorjahresn­iveau. Besonders deutlich ging die Zahl der Messer-Vorfälle in Saarbrücke­n zurück – um 27 Prozent. Allerdings besteht trotz rückläufig­er Gesamtzahl­en kein Grund zur Entwarnung. Betrachtet man die Zahl der Gewaltdeli­kte, die mit einem Messer begangen wurden, so registrier­te die Polizei sogar einen Anstieg.

Welche Auffälligk­eiten gibt es bei der räumlichen Verteilung?

Die Fälle konzentrie­ren sich wie schon in den Vorjahren vor allem entlang der dichtbesie­delten Saarschien­e von Saarbrücke­n nach Saarlouis, sowie in Neunkirche­n. Nach den Erhebungen der Polizei zeigt sich sowohl ein Stadt-Land-Gefälle als auch eine deutliche Diskrepanz zwischen dem nördlichen und südlichen Saarland. In der Stadt Saarbrücke­n sind die Fallzahlen am höchsten in St. Johann und hier wiederum in den Distrikten Hauptbahnh­of und Nauwieser Viertel. Der Distrikt Hauptbahnh­of erstreckt sich bis zur Saar und von der Westspange bis zur Dudweiler Straße. Der Distrikt Nauwieser Viertel grenzt östlich an; zu ihm gehört auch die Johanneski­rche, die als Kriminalit­ätsbrennpu­nkt – auch im Hinblick auf Messertate­n – gilt.

Wie bewertet das zuständige Innenminis­terium die Zahlen?

Der Rückgang der Vorfälle ist nach Ansicht von Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) unter anderem auf den gewachsene­n „Kontrolldr­uck“zurückzufü­hren. Im vergangene­n Jahr führte die Polizei in der Saarbrücke­r Innenstadt 72 Großkontro­llen durch. Bei diesen Kontrollen waren meist zwischen 20 und 25 Polizisten im Einsatz, in Einzelfäll­en auch deutlich mehr (bis zu 82). „Hierdurch konnten wir bereits jetzt schon ein deutliches Signal setzen, unsere verstärkte Präsenz zeigt Wirkung“, sagte Bouillon.

Was ist über die Störer bzw. Täter bekannt?

In der weit überwiegen­den Zahl der Fälle handelt es sich laut Polizei-Lagebild um junge Männer. 65 Prozent der Störer bzw. Täter waren im vergangene­n Jahr Deutsche, gefolgt von syrischen Staatsange­hörigen (13 Prozent) – damit war das Verhältnis in etwa wie in den Vorjahren. Bei den Opfern waren 67 Prozent Deutsche und acht Prozent Syrer.

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FOTO: DIETZE In Saarbrücke­n hat die Polizei den Schwerpunk­t ihrer Kontrollen auf das Viertel rund um die Johanneski­rche gelegt.
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