Skispringer Wellinger feiert seine Rückkehr
Skisprung-Star Andreas Wellinger bestreitet an diesem Donnerstag seinen ersten Wettkampf nach seinem Kreuzbandriss.
Skisprung-Olympiasieger Andreas Wellinger fliegt am heutigen Donnerstag bei der deutschen Meisterschaft in Oberstdorf zum ersten Mal nach seiner Kreuzbandriss-Verletzung wieder bei einem Wettkampf von der Schanze.
(sid) Andreas Wellinger hat seine lange Schanzen-Pause ausgiebig genutzt. Der Skisprung-Olympiasieger hat in Australien gesurft, daheim studiert und nebenbei sogar für seinen Pilotenschein gebüffelt. Zehn Flugstunden habe er auf dem Konto, sagte der 25-Jährige unlängst dem Bayerischen Rundfunk. Seine ersten Landungen seien allerdings „noch ein bisschen holprig“gewesen.
Sauber landen will Wellinger ohnehin viel lieber wieder auf den Hängen der Skisprung-Welt statt auf der asphaltierten Landebahn. An diesem Donnerstag bestreitet der Bayer endlich seinen ersten Wettkampf nach schier endloser Auszeit. Zwar ist die deutsche Meisterschaft in Oberstdorf mit Einzel- und Teamwettbewerb nur ein leichter Aufgalopp auf dem Weg in den WM-Winter. Doch für Wellinger wird es der erste Wettkampf seit dem Weltcup-Finale im März 2019 in Planica.
Drei Monate später war Wellinger beim Training im österreichischen Hinzenbach schwer gestürzt. Die Diagnose: Kreuzbandriss im rechten Knie. Einen ganzen Winter verpasste der Held von Pyeongchang, erst im Mai 2020 ging es wieder auf die Schanze. Die Titelkämpfe in Oberstdorf, wo Ende Dezember auch die Vierschanzentournee beginnt und im Februar die Heim-Weltmeisterschaft folgt, wird ein erster, vorsichtiger Test unter Wettkampfbedingungen. Die kommende Saison soll am 21. und 22. November im polnischen Wisla beginnen.
Wellinger geht sein Comeback betont gelassen und ohne Druck an. „Klar, ich will wieder ganz nach oben“, sagt er angesichts der nahenden Höhepunkte: „Aber man kann lange noch nicht sagen, ob es auch bis dahin reicht.“Das erste Ziel müsse es sein, „die Routine und die Wettkampferfahrung zu gewinnen“. Und dann im Ende November beginnenden Weltcup Punkte sammeln.
Bundestrainer Stefan Horngacher sieht Wellinger dabei auf einem guten Weg. „Er hat die Zeit gut genutzt und springt schon auf relativ hohem Niveau. Er hat keine Probleme und ist voll belastbar. Er kann ein hohes Niveau erreichen in diesem Winter“, sagt der Österreicher. Dass er dabei auch den eigenen Kopf ausschalten muss, weiß auch Wellinger. Denn sobald er den Bakken verlässt, darf der Gedanke an den Sturz keine Rolle spielen. „Erst wenn der Kopf bereit ist, kann man sagen: Okay, das funktioniert, und das Knie hält es aus“, sagt Wellinger. Schon zwei, drei Prozent weniger könnten dazu führen, „dass es wieder passieren kann“.
Das Beispiel Severin Freund hat Wellinger dabei immer vor Augen. Der einst beste deutsche Springer zog sich 2017 im Januar und Juli gleich zwei Kreuzbandrisse zu – und schaffte es seither nicht mehr, sien altes Niveau zu erreichen, weil er immer wieder von Verletzungen und Krankheiten zurückgeworfen wurde. An die Erfolge von einst – ob Olympiasieg mit der Mannschaft (2014) oder WM-Gold von der Großschanze (2015) – wird Freund kaum mehr herankommen.
Bleibt zu hoffen, dass Wellingers Rückkehr anders verläuft und er endlich einmal von Verletzungen verschont bleibt. Auch beim Surfen in Australien brach er sich Anfang des Jahres das Schlüsselbein. „Meine Schwester hat irgendwann mal gesagt, als ich von der Brücke ins Wasser gesprungen bin: Du hast auch immer den Drang, dich umzubringen. Ein bisschen hoch gegriffen. Aber tendenziell steckt da schon was dahinter“, sagt Wellinger mit einem Augenzwinkern. Das sei natürlich etwas übertrieben. Aber „ein kleiner Adrenalin-Junkie“sei er eben schon. Und das soll sich sehr bald wieder bei ganz weiten Sprüngen zeigen.
„Klar, ich will wieder ganz nach oben.“Andreas Wellinger Olympiasieger von 2018