OB Conradt fehlen „abschließende Informationen“
Bei der Landeshauptstadt Saarbrücken und deren Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU) scheint es selbst für den Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzenden Uwe Conradt (CDU) noch überraschende oder unerwartete Informationen zu geben. So etwa bei dem jetzt offiziell eingeräumten Sachverhalt, dass Conradts Wunschkandidat für das Amt des Baudezernenten, der seit Juli amtierende GIU-Chef Martin Welker, noch die Summe von rund 1,8 Millionen Euro (brutto) aus der GIU-Kasse zu bekommen hat. Basis dafür soll ein außergerichtlicher Vergleich aus dem Jahr 2017 zwischen Anwalt Welker und der GIU sein.
Angeblich war es seit 1999 versäumt worden, Stundensätze für Welkers Wirken im Interesse der GIU zu vereinbaren. Auf die Frage, wann genau er von diesem millionenschweren Vergleich mit Welker erfahren habe, antwortet der OB gegenüber unserer Zeitung eher ausweichend: „Dem Vergleich selbst hatte der frühere Aufsichtsrat im Juni 2017 zugestimmt, ich selbst war zu jener Zeit noch nicht Mitglied des Aufsichtsrates. Der Vollzug des Beschlusses zählt zum klassischen operativen Geschäft der Geschäftsführung. Nach meinen Informationen ist eine ausreichend hohe Rückstellung für die Vergleichssumme gebildet worden und in den Büchern vermerkt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gehe ich davon aus, dass das Handeln der Geschäftsführung ordnungsgemäß war.“Wann genau er von dem Vergleich erstmals erfahren hat, sagt Conradt nicht. Vielleicht erst durch eine entsprechende Anfrage unserer Zeitung? Offen bleibt auch, wann er informiert wurde, dass der Millionenbetrag drei Jahre nach dem Vergleich immer noch nicht ausgezahlt wurde? Conradt dazu: „Zu der Frage, warum die Auszahlung bislang nicht erfolgte, liegen mir noch keine abschließenden Informationen vor. Aufgrund der Presseberichterstattung soll unter anderem diese Frage durch die Geschäftsführung am Freitag im Aufsichtsrat erläutert werden.“
Stadtpressesprecher Thomas Blug erklärte auf die Frage, warum das Geld bislang nicht ausgezahlt wurde, er wolle der Erörterung im Aufsichtsrat nicht vorgreifen.
GIU-Chef Martin Welker, Leiter der Großbaustelle Stadion Ludwigspark, lehnte derweil gegenüber unserer Zeitung eine Stellungnahme ab. Er betonte, es handele sich um eine „höchst persönliche Angelegenheit“.