Ein Blick hinter die Kulissen des Klinikums.
Vom Betrieb der Dampf-Leitung bis zur Groß-Sanierung: Technik-Abteilung des Klinikums Saarbrücken erledigt Tausende Aufträge.
Was hat ein großer Schiffsmotor in Saarbrücken zu suchen? Oben, auf dem Winterberg? Die stattliche Dieselmaschine ist, entsprechend angepasst, Hauptbestandteil des großen Notstromaggregats im Klinikum Saarbrücken, mit dem man auch so etwa zwölf Einfamilienhäuser mit Strom versorgen könnte.
Das ist nur einer von vielen Aha-Momenten, wenn man ein wenig hinter die Kulissen schaut und nachfragt, was alles an Technik für den Betrieb eines großen Krankenhauses notwendig ist. Allein die Leitungsnetze: Während ein herkömmlicher Haushalt mit Strom, Wasser, Telefon, TV und vielleicht noch Gas und einem Internet-Router schon gut bestückt ist, gibt es im Klinikum Saarbrücken stolze 28 verschiedene Leitungsnetze. Darunter Druckluftund Sauerstoffleitungen, Vakuumleitungen (zum Absaugen), zwei keimarme Weichwasser-Leitungen (warm und kalt), eine Dampfleitung und sogar eine Rohrpost. Mit letzterer werden aber keine Briefchen verschickt, sondern zum Beispiel Gewebeproben aus dem OP direkt zur Pathologie, so dass noch während der Operation etwa geklärt werden kann, ob ein Tumor komplett entfernt ist oder nicht.
Herr über die Leitungsnetze und all die anderen technischen Anlagen ist Ingo Friedrich, Doktor der Physik und Abteilungsleiter Technik des Klinikums. Vor zehn Jahren von der Stadt Saarlouis auf den Winterberg gewechselt, räumt er ein: „Damals war ich selbst platt, als ich gesehen habe, was hier alles zum technischen Bereich gehört.“Seine Abteilung hat etwa 50 feste Mitarbeiter, darunter Medizintechniker, Versorgungstechnik-Ingenieure, eine Architektin, Gärtner und Handwerker wie – mit eigenen Werkstätten – Schreiner, Schlosser und Installateure. Neben den „normalen“Erhaltungs-Arbeiten
gibt es in dem etwa 60 Jahre alten Gebäude auch jede Menge Sanierungen: „Jedes Jahr werden ein, zwei, manchmal drei Bereiche von Grund auf kernsaniert“, schildert Friedrich. Und derzeit wird in einer eigens errichteten Anbau-Erweiterung für über zwei Millionen Euro ein neues Reinraum-Labor gebaut, in dem dann unter absolut keimfreien Bedingungen Medikamente für Krebspatienten hergestellt werden. Der Plan für das Labor kommt auch aus der Technik-Abteilung, die Bauausführung übernehmen Fremdfirmen.
Sanierung und Bau gehören zum Bereich „Baumaßnahmen“der Technischen Abteilung. Daneben gibt es auch die Bereiche „Facilitymanagement“– etwa für Gebäudeleittechnik, Schließanlagen, Wohnheimverwaltung, Energiemanagement und Außenanlagen zuständig – sowie die „Technische Betriebsführung“, zu deren Aufgabenbereich Instandhaltungen, Wartungen und Prüfungen gehören. „Allein für die Instandhaltungen und kleinere Reparaturen kommen wir pro Jahr auf etwa vier Millionen Euro“, nennt Friedrich eine Größenordnung.
Alles in allem hat die Technische Abteilung jedes Jahr rund 25 000 Einzel-Aufträge zu bearbeiten. Darunter 13 000 Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten sowie 10 000 turnusgemäß anstehende Prüfungen, die dann von der Kaffeemaschine über Notausgänge, Aufzüge und Klimatechnik bis hin zum Dampfkessel und den Röntgengeräten reichen.
Schon aus dem medizinischen Bereich allein sind es 8000 Produkte, die regelmäßig überprüft werden müssen. Die Bandbreite reicht von der Spritzen-Pumpe zur Medikamenten-Dosierung für 100 Euro bis zum 1,5 Millionen Euro teuren Kernspintomographen.
Allein über 300 Strom- und Wasserzähler gibt es im Haus, die jährlichen Kosten für Strom und Heizung liegen bei rund drei Millionen Euro. Etwa 500 Räume gibt es in dem Klinikum, bei einer Gesamt-Nutzfläche von rund 100 000 Quadratmetern – ohne Außengelände.
Und zum Beispiel so etwas Spezielles wie einen Dampfkessel, wofür braucht man den? „Dampf ist ein viel besserer Energieträger als Wasser“, erklärt Friedrich. Der Dampf wird in einem kleinen Gebäude neben der Klinik mit 180 Grad ins Leitungsnetz geschickt, die durch den Dampf über Umwandler erzeugte Hitze dient dann im Gebäudekomplex zum Sterilisieren medizinischer Instrumente ebenso wie der Matratzen, aber auch zum Betrieb der großen Durchlauf-Geschirrspülmaschine,
durch die pro Stunde etliche Hundert Geschirrteile durchlaufen können.
Und die eingangs erwähnte Notstromanlage? War die schon Mal im Einsatz? „Jeden letzten Mittwoch im Monat, um 16 Uhr“, so Friedrich, „denn dann wird auch das Notstromaggregat getestet.“
Das muss innerhalb von 15 Sekunden laufen – Sekunden, die in den wichtigen Bereichen von Batterien überbrückt werden. Und sollte der Notstrom-Motor zur unpassendsten Zeit schlapp machen, dann gibt es noch das alte Notstromaggregat, das man noch als Reserve für die Reserve in der Hinterhand behält.