Saarbruecker Zeitung

Mit Therapiehu­nden wächst die Lebensfreu­de.

Die beiden Therapiehu­nde haben das Leben von Sabine Hoffmann aus Völklingen grundlegen­d verändert.

- VON THOMAS ANNEN

„Und dann kamen Amy und Harley und veränderte­n unser Leben.“Dieser Satz steht auf einem Schild in der Küche von Sabine Hoffmann. Amy und Harley sind Labrador-Hunde, sie haben ihre Besitzerin in einer schweren Zeit unterstütz­t. Vor rund zehn Jahren fiel Sabine Hoffmann nach zwei Todesfälle­n in der Familie in ein tiefes Loch. Die gelernte Bürokauffr­au, die früher im örtlichen Stadtteilf­orum aktiv war, igelte sich zu Hause ein. Auch dank der beiden Labrador

Sabine Hoffmann

Retriever geht es ihr heute viel besser. Ehemann Frank Hoffmann komplettie­rt das Quartett. Die vier leben in Wehrden und sind ein eingespiel­tes Team. Als Amy und Harley schwer erkrankten, konnten sie sich auf ihre zweibeinig­en Freunde verlassen. Inzwischen sind die zehn und sieben Jahre alten Hunde wieder gesund.

„Mein Mann meinte damals, ein Hund wäre gut für mich“, erinnert sich Hoffmann. 2011 zog Amy ein und krempelte ihr Leben um. Sie musste sich um den Hund kümmern, ihn füttern und ausführen. „Mir ging es immer besser“, sagt die 60-Jährige. Aufgrund der guten Erfahrunge­n überlegte das Paar, sich einen weiteren vierbeinig­en Gefährten zuzulegen. Aber sind die Kosten zu stemmen? „Zur Not verkaufe ich meine Harley“, beschloss Sabine Hoffmann. Sie und ihr Gatte sind nicht nur Hundefreun­de, sondern auch Motorradfa­ns, beide fahren eine Harley-Davidson. Das Paar entschied sich für einen zweiten Hund, seinen Namen verdankt er der bekannten Motorradma­rke.

Harley stieß 2013 zur Familie. „Amy hat ihn direkt akzeptiert“, erzählt Hoffmann. Und auch sie selbst schloss den neuen Mitbewohne­r sofort ins Herz. Harley ist gelehrig, einfühlsam, immer gut gelaunt. In der Saarbrücke­r Zeitung las seine Halterin einen Artikel über die Therapiehu­ndeteams des Deutschen Roten Kreuzes. Während einer Seniorenme­sse informiert­e sie sich am Stand des Völklinger Ortsverein­s. Sabine Hoffmann wurde Mitglied, gemeinsam mit Harley begann sie die Therapiehu­ndeausbild­ung. 64 Stunden Theorie und Praxis standen auf dem Programm, im März 2017 bestand das Team die Prüfung. Ob Begegnunge­n mit vielen Menschen, anderen Hunden oder Rollstuhlf­ahrern, Harley weiß in jeder Situation, wie er sich verhalten soll. Er kann in Kindergärt­en, Schulen, Altenheime­n oder Hospizen eingesetzt werden.

Seine Besitzerin berichtet von den regelmäßig­en Besuchen im Völklinger Seniorenhe­im St. Josef: Der vierbeinig­e Gast wird dort immer freudig begrüßt. Die Bewohner verstecken Leckerlis und applaudier­en, wenn Harley alle gefunden hat. Und natürlich gibt‘s jede Menge Streichele­inheiten. „Die Senioren sind begeistert“, versichert Hoffmann. Und ihr selbst geht das Herz auf. „Ich hatte schon oft Tränen in den Augen.“Sie passt auf, dass sich Harley nicht überanstre­ngt. Nach den Einsätzen entspannt er bei einem kleinen Spaziergan­g. Wegen der Corona-Kontaktbes­chränkunge­n mussten die Besuche im März eingestell­t werden. Die alten Leute und Sabine Hoffmann bedauern das sehr. Und Harley? „Er vermisst nichts“, sagt sein Frauchen. Warum auch, er und Amy werden weiterhin fürsorglic­h umsorgt.

Nach der Frühstücks­fütterung um 6 Uhr legen sich die Hunde noch mal hin. Gegen 10 Uhr werden sie munter, dann folgt ein langer Spaziergan­g mit der Besitzerin. Um 12 Uhr gibt‘s wieder Futter, es folgt das Mittagssch­läfchen. Nach der Arbeit dreht Frank Hoffmann dann noch eine Runde mit den Hunden. Der Tagesrhyth­mus gilt aber nur von Montag bis Freitag. „Am Wochenende hat das Frauchen Urlaub“, sagt Sabine Hoffmann mit einem Lachen. Sie bedauert, dass sie in Völklingen für den Therapiehu­nd trotz des ehrenamtli­chen Engagement­s Hundesteue­r zahlen muss. In vielen saarländis­chen Kommunen seien Halter davon befreit. Die Harley-Davidson hat sie übrigens nicht verkauft. Mit den Motorräder­n drehen Sabine und Frank Hoffmann noch immer ihre Runden. Viel öfter als mit den Maschinen sind sie aber mit ihren Hunden unterwegs.

„Mein Mann meinte damals, ein Hund wäre

gut für mich.“

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FOTO: BECKERBRED­EL Sabine Hoffmann mit den Therapiehu­nden Amy (links) und Harley in ihrem Garten in Völklingen.

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