Mit Therapiehunden wächst die Lebensfreude.
Die beiden Therapiehunde haben das Leben von Sabine Hoffmann aus Völklingen grundlegend verändert.
„Und dann kamen Amy und Harley und veränderten unser Leben.“Dieser Satz steht auf einem Schild in der Küche von Sabine Hoffmann. Amy und Harley sind Labrador-Hunde, sie haben ihre Besitzerin in einer schweren Zeit unterstützt. Vor rund zehn Jahren fiel Sabine Hoffmann nach zwei Todesfällen in der Familie in ein tiefes Loch. Die gelernte Bürokauffrau, die früher im örtlichen Stadtteilforum aktiv war, igelte sich zu Hause ein. Auch dank der beiden Labrador
Sabine Hoffmann
Retriever geht es ihr heute viel besser. Ehemann Frank Hoffmann komplettiert das Quartett. Die vier leben in Wehrden und sind ein eingespieltes Team. Als Amy und Harley schwer erkrankten, konnten sie sich auf ihre zweibeinigen Freunde verlassen. Inzwischen sind die zehn und sieben Jahre alten Hunde wieder gesund.
„Mein Mann meinte damals, ein Hund wäre gut für mich“, erinnert sich Hoffmann. 2011 zog Amy ein und krempelte ihr Leben um. Sie musste sich um den Hund kümmern, ihn füttern und ausführen. „Mir ging es immer besser“, sagt die 60-Jährige. Aufgrund der guten Erfahrungen überlegte das Paar, sich einen weiteren vierbeinigen Gefährten zuzulegen. Aber sind die Kosten zu stemmen? „Zur Not verkaufe ich meine Harley“, beschloss Sabine Hoffmann. Sie und ihr Gatte sind nicht nur Hundefreunde, sondern auch Motorradfans, beide fahren eine Harley-Davidson. Das Paar entschied sich für einen zweiten Hund, seinen Namen verdankt er der bekannten Motorradmarke.
Harley stieß 2013 zur Familie. „Amy hat ihn direkt akzeptiert“, erzählt Hoffmann. Und auch sie selbst schloss den neuen Mitbewohner sofort ins Herz. Harley ist gelehrig, einfühlsam, immer gut gelaunt. In der Saarbrücker Zeitung las seine Halterin einen Artikel über die Therapiehundeteams des Deutschen Roten Kreuzes. Während einer Seniorenmesse informierte sie sich am Stand des Völklinger Ortsvereins. Sabine Hoffmann wurde Mitglied, gemeinsam mit Harley begann sie die Therapiehundeausbildung. 64 Stunden Theorie und Praxis standen auf dem Programm, im März 2017 bestand das Team die Prüfung. Ob Begegnungen mit vielen Menschen, anderen Hunden oder Rollstuhlfahrern, Harley weiß in jeder Situation, wie er sich verhalten soll. Er kann in Kindergärten, Schulen, Altenheimen oder Hospizen eingesetzt werden.
Seine Besitzerin berichtet von den regelmäßigen Besuchen im Völklinger Seniorenheim St. Josef: Der vierbeinige Gast wird dort immer freudig begrüßt. Die Bewohner verstecken Leckerlis und applaudieren, wenn Harley alle gefunden hat. Und natürlich gibt‘s jede Menge Streicheleinheiten. „Die Senioren sind begeistert“, versichert Hoffmann. Und ihr selbst geht das Herz auf. „Ich hatte schon oft Tränen in den Augen.“Sie passt auf, dass sich Harley nicht überanstrengt. Nach den Einsätzen entspannt er bei einem kleinen Spaziergang. Wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen mussten die Besuche im März eingestellt werden. Die alten Leute und Sabine Hoffmann bedauern das sehr. Und Harley? „Er vermisst nichts“, sagt sein Frauchen. Warum auch, er und Amy werden weiterhin fürsorglich umsorgt.
Nach der Frühstücksfütterung um 6 Uhr legen sich die Hunde noch mal hin. Gegen 10 Uhr werden sie munter, dann folgt ein langer Spaziergang mit der Besitzerin. Um 12 Uhr gibt‘s wieder Futter, es folgt das Mittagsschläfchen. Nach der Arbeit dreht Frank Hoffmann dann noch eine Runde mit den Hunden. Der Tagesrhythmus gilt aber nur von Montag bis Freitag. „Am Wochenende hat das Frauchen Urlaub“, sagt Sabine Hoffmann mit einem Lachen. Sie bedauert, dass sie in Völklingen für den Therapiehund trotz des ehrenamtlichen Engagements Hundesteuer zahlen muss. In vielen saarländischen Kommunen seien Halter davon befreit. Die Harley-Davidson hat sie übrigens nicht verkauft. Mit den Motorrädern drehen Sabine und Frank Hoffmann noch immer ihre Runden. Viel öfter als mit den Maschinen sind sie aber mit ihren Hunden unterwegs.
„Mein Mann meinte damals, ein Hund wäre
gut für mich.“