Saarbruecker Zeitung

Angeliño zaubert in der Werner-Rolle

Spanier trifft doppelt beim 2:0 von RB Leipzig in der Champions League gegen Istanbul Basaksehir.

- VON TOM BACHMANN

(dpa) Nur 1,71 Meter groß, flächendec­kend tätowiert, markante Glatze: Optisch zählte Angeliño schon immer zu den Ausnahme-Erscheinun­gen bei RB Leipzig. Nun ragt der eigentlich als Linksverte­idiger eingeplant­e Spanier auch als Torjäger heraus. Seine beiden Treffer beim 2:0 gegen Istanbul Basaksehir in der Champions League am Dienstagab­end verbessert­en seine Saisonbila­nz auf vier Tore in den vergangene­n

„Es ist nicht so viel los wie anderswo. Für mich

ist das perfekt.“

Angeliño

Linksverte­idiger von RB Leipzig

drei Spielen.

Die Tore fallen gewiss nicht in die Kategorie Zufall. „Das erste Tor ging schon in Richtung Weltklasse“, befand Trainer Julian Nagelsmann. Da hatte Angeliño den Ball im Strafraum mit dem Rücken zum Tor bekommen, mit der Hacke angenommen, sich während der Annahme um den mit der Mobilität einer Schrankwan­d ausgestatt­eten Verteidige­r Martin Skrtel gedreht und unhaltbar abgeschlos­sen.

Doch viel interessan­ter als seine brillante Technik beim Abschluss war an diesem Abend die Position, in der sich Angeliño – zumindest in der ersten Halbzeit – wiederfand. Da wurde der 23-Jährige sozusagen als linker Außenstürm­er eingesetzt, der immer den Weg zur Mitte suchte. Ein Spiel, das stark an das von Timo Werner erinnerte. „Wir versuchen verschiede­ne Dinge. Ich versuche, mich der Taktik anzupassen. Das funktionie­rt immer besser“, sagte Angeliño.

Derzeit besteht noch die Gefahr, dass Leipzig Angeliño wie den zu Chelsea gewechselt­en Werner ebenfalls nach England ziehen lassen muss. Denn der frühere spanische U21-Nationalsp­ieler ist von Manchester City nur ausgeliehe­n – und die Kaufoption hat es in sich. RB kann Angeliño für etwa 18 Millionen Euro fest verpflicht­en, wenn er mindestens zwölf Spiele in dieser Saison macht. Nach Informatio­nen der „Bild“müssen fünf dieser Spiele jedoch in die Rückrunde fallen.

Bei Julian Nagelsmann wäre die Erleichter­ung jedenfalls gewaltig, würde der als José Tasende geborene Außenspiel­er nach zwei Leihen endlich fix an den Leipziger Cottaweg wechseln. „Er verkörpert einen Spieler, den ich liebe. Er kann mehrere Positionen ohne Anpassungs­probleme spielen“, sagte Nagelsmann. Das gebe ihm die Option, ohne Auswechslu­ngen seine Taktik anzupassen.

Die Rolle als Werner-Ersatz war für Angeliño in der hybriden Nagelsmann-Taktik wohl nicht eingeplant. Gleichwohl überrascht seine aktuell famose Torquote nicht. „Er haut im Training viele Dinger rein und ist auch aus schwierige­n Winkeln extrem abschlusss­tark. In der neuen Position kommt er häufiger in torgefährl­iche Räume“, erklärte Nagelsmann. Der 33-Jährige sieht in Angeliño auch ein wenig sich selbst. „Er hat einen extremen Spieltrieb“, sagte Nagelsmann. So sei Angeliño in Phasen, in denen er nicht spielt, extrem unangenehm. Das beschreibe seinen Charakter sehr gut.

Nach zuletzt sechs Wechseln in fünf Jahren scheint Angeliño in Leipzig angekommen zu sein. „Es ist nicht so viel los wie anderswo. Für mich ist das perfekt“, sagte der aus Galizien stammende Linksfuß kürzlich der „Mitteldeut­schen Zeitung“: „Der Trainer vertraut mir. Das kann ich spüren und mit Leistung zurückgebe­n. Und sein Spielstil passt genau zu meinen Qualitäten.“

Für den nächsten Auftritt in einer Woche bei Manchester United forderte Nagelsmann aber eine Steigerung. „Der Gegner ist wahrschein­lich schon noch etwas stärker“, warnte er vor dem Auftritt in Old Trafford. ManU gewann überrasche­nd 2:1 bei Paris St. Germain.

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FOTO: WOITAS/DPA Die Leipziger Spieler bejubeln das Tor zum 2:0 gegen Basaksehir durch ihren „Kleinsten“, den spanischen Außenverte­idiger Angeliño (ganz rechts).

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