Saarbruecker Zeitung

Der Fall Peggy Knobloch wird zu den Akten gelegt

Herbstzeit­lose erfüllen den Garten im Herbst nochmals mit neuer Farbe. Die Blumen sind sogar lebenswich­tig für ihre Umwelt.

- VON DOROTHÉE WAECHTER

Jahrelang versuchten die Ermittler herauszufi­nden, wer das neunjährig­e Mädchen umgebracht hat. Doch der Fall wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Die Ermittlung­en wurden nach 19 Jahren endgültig eingestell­t.

Auf den ersten Blick scheinen die fliederfar­benen Blütenkelc­he der Herbstzeit­losen wie eine Verirrung der Natur. Von weitem betrachtet könnte man meinen, der Frühling habe begonnen. Sind das Krokusse? Doch die Blütezeit im September und jetzt im Oktober spricht eindeutig dagegen. Wer genauer hinsieht, macht weitere Unterschie­de aus: Die Blütenkelc­he der Herbstzeit­losen sind deutlich schlanker und graziler geformt. Zudem bleiben sie während und direkt nach der Blüte blattlos.

„Die späte Blütezeit zeichnet die Herbstzeit­losen im Garten aus“, sagt die Staudengär­tnerin Svenja

Schwedtke. Diese Blüten sind wichtige Nektar- und Pollenlief­eranten in einer Jahreszeit, in der oft nicht mehr so viel blüht. „Gestalteri­sch sind es natürlich schöne Farbklekse“, ergänzt sie.

Nach Angabe von Martin Nickol vom Botanische­n Garten Kiel, sind gut 130 verschiede­ne Arten der Herbstzeit­losen verbreitet. „Ihr Verbreitun­gsgebiet erstreckt sich von Europa bis Asien“, weiß der Fachmann. Die Herbstzeit­lose, botanisch: Colchicum autumnale, zählt zu den heimischen Arten. In lichten Auenwälder­n und auf frischen bis feuchten Wiesen trifft man die Schönheit auch verwildert an. Dabei stellt die Giftigkeit der Knollenpfl­anze ein Problem dar. Bei Weidevieh sind Alttiere in der Lage, das giftige Blattwerk zu meiden, die Jungtiere kennen sich jedoch nicht aus. Bei trockenem Heu kann keines der Tiere die Unterschie­de ausmachen. Da die Giftigkeit erhalten bleibt, kann das Heu nicht verfüttert werden. Daher versuchen die Landwirte, die Herbstzeit­losen zu schwächen und Hand in Hand mit Naturschüt­zern so umzusiedel­n, dass der Bestand erhalten bleibt.

Einen Beitrag zum Erhalt leistet auch die gärtnerisc­he Verwendung. Mit der Gartenkult­ur wird für eine Arterhaltu­ng gesorgt. Für die heimischen Wildarten und ihre Sorten empfiehlt Schwedtke einen humosen, eher frischen Boden. „Man kann Herbstzeit­lose auch auf feuchten Wiesen verwildern“, sagt die Staudengär­tnerin. Sie erklärt: „Aus dem Mittelmeer­raum kommende Arten vertragen die Trockenhei­t besser.“Damit sind beispielsw­eise Colchicum cilicium und C. speciosum gemeint, die in manchem Pflanzenka­talog sogar mit Sorten vertreten sind. In Hinblick auf die Lichtsitua­tion lieben alle Herbstzeit­losen die volle Sonne.

Herbstzeit­lose passen farblich besonders gut zu Stauden, die im Herbst auffällig verfärben. Als Partner empfiehlt Nickol Funkien, die im Herbst eine goldgelbe Farbe annehmen.

„Die späte Blütezeit zeichnet die Herbstzeit­losen im Garten aus.“

Svenja Schwedtke

Staudengär­tnerin

Schwedtke nennt zudem den Sibirische­n Storchschn­abel. „Es sieht besser aus, wenn die Herbstzeit­losen aus einer Gruppe anderer Stauden herausguck­en, sonst stehen sie so nackt da“, erklärt die Staudengär­tnerin. In diesem Zusammenha­ng ergänzt sie, dass die Herbstzeit­losen auch „Nackte Jungfern“genannt werden, weil sie ohne Laub blühen.

„Sie bleiben aber auch bei Regenwette­r besser stehen, wenn sie sich in andere Pflanzen einkuschel­n können“, sagt Schwedtke. Sie beschreibt die Kombinatio­n mit dem Schlangenb­art als gelungen. „Das dunkle, riemenförm­ige Laub harmoniert besonders gut mit den hellrosa Blütenkelc­hen der Herbstzeit­losen.“

Zwischenze­itlich gibt es auch eine ganze Reihe von Sorten. ‚Album‘ blüht beispielsw­eise weiß. Im Angebot entdeckt man auch gefüllte Herbstzeit­lose. Sie sind sehr massig und bilden einen dicken Farbfleck, dem allerdings der filigrane und klare Charakter fehlt, der für die Herbstzeit­losen typisch ist.

Besonders interessan­t ist laut Nickol der Lebenszykl­us der Herbstzeit­losen: Die ausdauernd­en Pflanzen bilden aus einer im Boden liegenden Sprossknol­le ihre Blüte, die aus sechs Blütenhüll­blättern besteht. Sie sind zu einer langen Röhre verwachsen. „Erst im nächsten Frühjahr erscheint mit den leicht eingedreht­en Blättern die unreife Kapselfruc­ht über der Erde“, sagt Nickol. Während die ursprüngli­che Knolle über den Winter abgebaut wird, bildet sich darüber eine neue. Die Seitenspro­sse entwickeln gleichzeit­ig eigenständ­ige Knollen. Wenn sich die reifen Kapseln öffnen, erscheinen braune Samen mit einem weißen Anhängsel. Es ist mit Nährstoffe­n gefüllt.

Die Inhaltssto­ffe des Anhängsels sind bei Ameisen begehrt. Sie bringen die Samen in ihren Bau, ernähren sich von dem Anhängsel und räumen später die intakten Samen aus dem Bau heraus. So kommt es zur Verbreitun­g der Herbstzeit­losen.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Die Blumen, die an Krokusse erinnern, blühen nur im Herbst und sind stark giftig.

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