Daimler durch starkes Quartal mutiger
Der Autobauer traut sich nun einen Gewinn auf Vorjahresniveau zu. Bislang zeigte er sich wegen der Corona-Krise wenig optimistisch.
(dpa) 4,3 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern markierten beim Auto- und Lastwagenbauer Daimler im vergangenen Jahr noch einen beispiellosen Absturz. In diesem Jahr schien die Zahl angesichts der Pandemie lange unerreichbar. Nun glaubt Daimler, diese Marke doch wieder erreichen zu können – angetrieben von einem starken dritten Quartal und unter der Voraussetzung, dass Corona nicht noch mal so heftig zuschlägt wie im Frühjahr. „Das ist natürlich in Anbetracht der Ereignisse der letzten Tage zunehmend schwierig“, räumte Finanzchef Harald Wilhelm am Freitag ein.
Vorstandschef Ola Källenius und Finanzchef Wilhelm hatten sich früh darauf fokusiert, das Geld zusammenzuhalten. Källenius zog die
Schrauben seines vor Corona vorgelegten Sparkonzepts noch fester an. In Verbindung mit der unerwartet raschen Erholung der Märkte und den wieder anziehenden Verkaufszahlen vor allem in China zahle sich die strenge Disziplin bei Kosten und Effizienz nun aus, betonte Wilhelm.
Bei knapp 3,1 Milliarden Euro lag das Ergebnis vor Zinsen und Steuern im dritten Quartal – 14 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von 2,05 Milliarden Euro – das sind im Jahresvergleich 19 Prozent
mehr. Ohne den sogenannten Abzug von Minderheiten lag das Konzernergebnis bei 2,16 Milliarden Euro – bei einem Umsatz von 40,3 Milliarden (minus sieben Prozent).
Der Autobauer sei auf dem richtigen Weg, sagte Wilhelm. „Die Transformation von Daimler ist allerdings ein Langstreckenrennen. Wir halten das Tempo weiter hoch.“Im Geschäft mit Pkw und Vans rechnet das Management sogar mit etwas mehr Umsatzrendite als zu Jahresbeginn.
Was die Kosten angeht, hat Corona dem Konzern kurzfristig sogar in die Hände gespielt. Zwar sei der Effekt der Kurzarbeit, der im zweiten Quartal noch einen dreistelligen Millionenbetrag eingespart habe, im dritten wieder verschwunden. Dafür spare man, etwa bei den derzeit quasi nicht anfallenden Reisekosten, hohe Summen ein, sagte Wilhelm.
Auch langfristig sollen die Kosten runter – nicht zuletzt beim Personal, das laut Wilhelm ein knappes Drittel ausmacht. Wie viele Arbeitsplätze gestrichen werden, ist noch nicht klar – mindestens jedoch 15 000. Zuletzt zählte der Konzern weltweit knapp 292 000 Beschäftigte, knapp 13 000 weniger als vor einem Jahr.
Källenius will die Gewinnschwelle dauerhaft nach unten drücken. Dazu müssen auch die Elektro- und Plug-In-Hybrid-Modelle profitabler werden, wie Wilhelm betonte. Denn rund 45 000 verkaufte Fahrzeuge im dritten Quartal und eine laut Wilhelm stark steigende Nachfrage bringen Daimler zwar der Einhaltung der CO2-Grenzwerte näher. Weil die Fahrzeuge in der Herstellung aktuell noch deutlich teurer sind, bringen sie dem Konzern aber auch weniger ein.
Wilhelm hob abgesehen von gesunkenen Kosten auch einen für den Konzern etwas zum Vorteil gewandelten Modellmix bei der Kernmarke Mercedes-Benz hervor. Heißt: Die Kunden griffen eher bei Modellen am oberen Ende des Preisspektrums zu, bei SUVs und der S-Klasse zum Beispiel, mit denen Daimler mehr Geld verdient. Das passt zu Källenius‘ Ansinnen, Mercedes wieder stärker auf Luxus auszurichten.
Ob es dank steigender Verkaufszahlen bei den Elektro- und Hybrid-Modellen gelingt, die CO2-Ziele zu erreichen, darauf wollte sich der Finanzchef nicht festnageln lassen. Und auch beim seit Wochen durch die Welt geisternden Gerücht, Daimler und BMW planten den Verkauf einiger ihrer Mobilitätsdienste, blieb Wilhelm bei der bisherigen Sprachregelung: Natürlich müssten die Dienste auf eigenen Füßen stehen, und gegebenenfalls sei man natürlich auch offen für Partnerschaften. „Sie können keine dauerhafte Subventionierung erfahren“, sagte er.
40,3 Mrd. Euro betrug der Umsatz von Daimler im dritten Quartal.
Quelle: Daimler