Saarbruecker Zeitung

Daimler durch starkes Quartal mutiger

Der Autobauer traut sich nun einen Gewinn auf Vorjahresn­iveau zu. Bislang zeigte er sich wegen der Corona-Krise wenig optimistis­ch.

- VON NICO ESCH UND MARCO ENGEMANN

(dpa) 4,3 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern markierten beim Auto- und Lastwagenb­auer Daimler im vergangene­n Jahr noch einen beispiello­sen Absturz. In diesem Jahr schien die Zahl angesichts der Pandemie lange unerreichb­ar. Nun glaubt Daimler, diese Marke doch wieder erreichen zu können – angetriebe­n von einem starken dritten Quartal und unter der Voraussetz­ung, dass Corona nicht noch mal so heftig zuschlägt wie im Frühjahr. „Das ist natürlich in Anbetracht der Ereignisse der letzten Tage zunehmend schwierig“, räumte Finanzchef Harald Wilhelm am Freitag ein.

Vorstandsc­hef Ola Källenius und Finanzchef Wilhelm hatten sich früh darauf fokusiert, das Geld zusammenzu­halten. Källenius zog die

Schrauben seines vor Corona vorgelegte­n Sparkonzep­ts noch fester an. In Verbindung mit der unerwartet raschen Erholung der Märkte und den wieder anziehende­n Verkaufsza­hlen vor allem in China zahle sich die strenge Disziplin bei Kosten und Effizienz nun aus, betonte Wilhelm.

Bei knapp 3,1 Milliarden Euro lag das Ergebnis vor Zinsen und Steuern im dritten Quartal – 14 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von 2,05 Milliarden Euro – das sind im Jahresverg­leich 19 Prozent

mehr. Ohne den sogenannte­n Abzug von Minderheit­en lag das Konzernerg­ebnis bei 2,16 Milliarden Euro – bei einem Umsatz von 40,3 Milliarden (minus sieben Prozent).

Der Autobauer sei auf dem richtigen Weg, sagte Wilhelm. „Die Transforma­tion von Daimler ist allerdings ein Langstreck­enrennen. Wir halten das Tempo weiter hoch.“Im Geschäft mit Pkw und Vans rechnet das Management sogar mit etwas mehr Umsatzrend­ite als zu Jahresbegi­nn.

Was die Kosten angeht, hat Corona dem Konzern kurzfristi­g sogar in die Hände gespielt. Zwar sei der Effekt der Kurzarbeit, der im zweiten Quartal noch einen dreistelli­gen Millionenb­etrag eingespart habe, im dritten wieder verschwund­en. Dafür spare man, etwa bei den derzeit quasi nicht anfallende­n Reisekoste­n, hohe Summen ein, sagte Wilhelm.

Auch langfristi­g sollen die Kosten runter – nicht zuletzt beim Personal, das laut Wilhelm ein knappes Drittel ausmacht. Wie viele Arbeitsplä­tze gestrichen werden, ist noch nicht klar – mindestens jedoch 15 000. Zuletzt zählte der Konzern weltweit knapp 292 000 Beschäftig­te, knapp 13 000 weniger als vor einem Jahr.

Källenius will die Gewinnschw­elle dauerhaft nach unten drücken. Dazu müssen auch die Elektro- und Plug-In-Hybrid-Modelle profitable­r werden, wie Wilhelm betonte. Denn rund 45 000 verkaufte Fahrzeuge im dritten Quartal und eine laut Wilhelm stark steigende Nachfrage bringen Daimler zwar der Einhaltung der CO2-Grenzwerte näher. Weil die Fahrzeuge in der Herstellun­g aktuell noch deutlich teurer sind, bringen sie dem Konzern aber auch weniger ein.

Wilhelm hob abgesehen von gesunkenen Kosten auch einen für den Konzern etwas zum Vorteil gewandelte­n Modellmix bei der Kernmarke Mercedes-Benz hervor. Heißt: Die Kunden griffen eher bei Modellen am oberen Ende des Preisspekt­rums zu, bei SUVs und der S-Klasse zum Beispiel, mit denen Daimler mehr Geld verdient. Das passt zu Källenius‘ Ansinnen, Mercedes wieder stärker auf Luxus auszuricht­en.

Ob es dank steigender Verkaufsza­hlen bei den Elektro- und Hybrid-Modellen gelingt, die CO2-Ziele zu erreichen, darauf wollte sich der Finanzchef nicht festnageln lassen. Und auch beim seit Wochen durch die Welt geisternde­n Gerücht, Daimler und BMW planten den Verkauf einiger ihrer Mobilitäts­dienste, blieb Wilhelm bei der bisherigen Sprachrege­lung: Natürlich müssten die Dienste auf eigenen Füßen stehen, und gegebenenf­alls sei man natürlich auch offen für Partnersch­aften. „Sie können keine dauerhafte Subvention­ierung erfahren“, sagte er.

40,3 Mrd. Euro betrug der Umsatz von Daimler im dritten Quartal.

Quelle: Daimler

 ?? FOTO: SCHRADER/AP PHOTO ?? Die Kernmarke Mercedes-Benz soll nach dem Willen des Daimler-Vorstandsc­hefs Olla Källenius wieder auf Luxus ausgericht­et werden.
FOTO: SCHRADER/AP PHOTO Die Kernmarke Mercedes-Benz soll nach dem Willen des Daimler-Vorstandsc­hefs Olla Källenius wieder auf Luxus ausgericht­et werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany