Saarbrücken lichtet den Schilderwald
25 000 Warn- und Verbotshinweise stehen an den Straßen. Etwa genauso viele wie vor zehn Jahren, aber deutlich weniger als zu Beginn des Jahrtausends.
Wind und Wetter, Hitze und Kälte forderten ihren Tribut. An einem Werktag im Herbst ist es Zeit, ein Schild aus dem Verkehr zu ziehen. Farben und gekreuzte Linien, die auf das absolute Halteverbot hinweisen sollen, sind verblasst. Deshalb muss es jetzt vom Straßenrand verschwinden, nachdem es dort jahrelang seinen Dienst verrichtet hat. In einem Lieferwagen wartet der neue Nachfolger. Dessen Warnung an Falschparker wird jetzt etliche Jahre unübersehbar sein. Wie lange, hängt in erster Linie von den Belastungen ab, denen das Schild an seinem Standort ausgesetzt ist. Der neue runde Parkverbotshinweis in Saarbrücken-St. Arnual wird mit Installation zu einem der 25 000 Verkehrsschilder am rund 690 Kilometer umfassenden Straßennetz der Landeshauptstadt. Auf rund 96 000 beläuft sich die Zahl der Autos, die allein die Saarbrücker auf diesen Straßen bewegen.
Ein paar hundert Meter von diesem Halteverbotsschild entfernt mündet die Gneisenaustraße in die Saargemünder Straße. Acht Verkehrsschilder zeigen, was dort zu beachten ist. Vom Tempo-30-Hinweis, der für Einbiegende gilt, bis zum absoluten Halteverbot, damit die schmale, beschauliche Seitenstraße einigermaßen passierbar bleibt – wenn denn die Baustelle verschwunden ist, die das Sträßchen derzeit zur Sackgasse macht. Das zieht ein weiteres, allerdings nur temporäres Verkehrsschild nach sich. Es wird die Straße mit den Baumaschinen verlassen, wenn die Arbeiten an der neuen Fernwärmeleitung beendet sind.
Die Zahl der Schilder an Saarbrückens Straßen blieb in den vergangenen zehn Jahren, dem Datum der letzten Zählung, annähernd unverändert. Und das in einer Stadt, die in dieser Zeit noch gewachsen ist, die Straßen und Wohnviertel erschloss, die markante Verkehrs- und Einkaufszonen wie die Eisenbahnstraße und ihr Umfeld erneuerte.
Im ersten Jahrzehnt des Jahrtausends haben Mitarbeiter der Stadt den Schilderwald sogar kräftig gelichtet. 3500 Schilder verschwanden in dieser Zeit von Saarbrückens Straßenrändern, wie eine SZ-Bilanz mit einem Experten der Stadtverwaltung aus dem Jahr 2010 zeigte. Eine Novelle der Straßenverkehrsordnung machte es möglich. Ganz im Sinne des ADAC, der damals schon gefordert hatte, Schilder nur dort aufzustellen, wo sie für die Verkehrssicherheit und den Verkehrsfluss notwendig sind.
Wo überhaupt noch welche hinzukommen und nicht nur ausgetauscht werden, das entscheidet die Straßenverkehrsstelle beim Saarbrücker Ordnungsamt. Sie spricht sich dabei mit den Kollegen vom Amt für Straßenbau und Verkehrsinfrastruktur ab.
Sind Schilder erst einmal aufgestellt, dann muss sie auch jemand in Schuss halten. Die Verwaltung hat auf ihren Bauhöfen Mitarbeiter im sogenannten Schilderdienst. Sie halten auf ihren regelmäßigen Kontrollfahrten Ausschau nach maroden oder mutwillig beschädigten Exemplaren und tauschen sie aus.
Weitere Hinweise auf Austauschkandidaten kommen von anderen Stadtbediensteten, die täglich Saarbrückens Straßen durchstreifen. Mitarbeiter des Ordnungsamtes registrieren nicht nur Falschparker, sondern auch austauschreife Schilder.
Mitunter sind die Hinweise am Straßenrand allerdings keineswegs verschlissen oder kaputt, sondern zum Diebesgut geworden. Heiß begehrt bei Freunden wohlklingender Straßennamen war zumindest in den ersten Jahren des Jahrtausends das immer wieder gestohlene Schild am Lyonerring.