Immer mehr Corona-Kranke in Saar-Kliniken
Während die Kanzlerin zur Mithilfe gegen die Pandemie mahnt, protestieren in Berlin erneut Gegner der Corona-Politik.
(SZ) Die Zahl der Corona-Kranken im Saarland, die in einer Klinik behandelt werden, ist am Wochenende um 28 auf nun 117 gestiegen, wie das Gesundheitsministerium am Sonntagabend mitteilte. Ein Patient ist an oder mit dem Virus gestorben. Damit hat sich im Saarland die Gesamtzahl der Todesfälle, die mit Corona in Verbindung gebracht werden, auf 179 erhöht. Im Laufe des Wochenendes registrierte das Ministerium 279 neue Infektionen. 1405 Personen sind den Behörden als zurzeit aktiv infiziert bekannt.
Bundesweit haben die Gesundheitsämter laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) innerhalb eines Tages 11 176 neue Corona-Infektionen gemeldet (Stand: Sonntag, 0 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus erhöhte sich um 29 auf insgesamt 10 032. Die Ansteckungsrate ist weiter gestiegen. Laut RKI-Bericht vom Samstag stecken hundert Menschen 136 weitere an. Am Freitag waren es noch 123.
(dpa) Mit eindringlichen Appellen an die Bevölkerung haben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der selbst infizierte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erneut um Mithilfe bei der Eindämmung der Corona-Pandemie gebeten. „Bitte helfen Sie weiter mit und hören Sie nicht auf diejenigen, die verharmlosen und beschwichtigen. Es ist ernst“, sagte Spahn in einem am Sonntag auf Facebook veröffentlichten Video. Merkel hatte einen Tag zuvor in ihrem Videopodcast wiederholt die Menschen darum gebeten, auf Reisen und Kontakte zu verzichten: „Das Gebot der Stunde heißt für uns alle: Kontakte reduzieren.“
Aus Protest gegen die staatlichen Corona-Beschränkungen gingen am Sonntag in der Hauptstadt erneut Demonstranten auf die Straße. Die Polizei sprach von rund 2000 Menschen, die sich auf dem Alexanderplatz in Berlin-Mitte versammelten. Die Situation war dort zeitweise unübersichtlich, weil Menschen aus der Menge ausbrachen. Die Polizei berichtete von zahlreichen Verstößen gegen die Corona-Auflagen. Es kam auch zu weiteren kleinen Demonstrationen.
Rund 1000 Polizisten kontrollierten am Wochenende in Berlin die Einhaltung der Corona-Regeln. Tagsüber hielt sich der Großteil der Menschen einer Zwischenbilanz zufolge an die Regeln. Am Samstagabend wurden dann rund 4000 Menschen kontrolliert, mit 1000 seien „Präventionsgespräche“geführt worden. In der Nacht seien 280 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden. Am Samstagabend wurde im Bezirk Mitte eine „Fetisch-Party“mit rund 600 Gästen aufgelöst. Auch ein anderer Vorfall hielt die Polizei auf Trab: Unbekannte hatten ein Gebäude des Robert-Koch-Instituts (RKI) mit
Brandsätzen attackiert.
Die Corona-Infektionszahlen steigen unterdessen rasant: Am Sonntagmorgen meldete das RKI unter Berufung auf Zahlen der Gesundheitsämter 11 176 neue Infektionen innerhalb eines Tages. Am Tag zuvor waren es 14 714.
Auch politisch bringt Corona vieles durcheinander. Ob der für den 4. Dezember in Stuttgart geplante CDU-Parteitag zur Kür eines Nachfolgers für Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer stattfindet, soll diesen Montag entschieden werden. Auch der für Freitag in Erfurt geplante Parteitag der Linken steht auf wackeligen Füßen. Dort sollen die Nachfolgerinnen der Parteichefs
Katja Kipping und Bernd Riexinger bestimmt werden. Wegen der Corona-Lage ist nicht ausgeschlossen, dass der Vorstand den Parteitag am Dienstag absagt.
In der Wirtschaft wächst derweil die Angst vor einem erneuten großflächigen Stillstand. Der Präsident des Groß- und Außenhandelsverbands BGA, Anton Börner, forderte daher „ein noch viel stärkeres Herunterfahren
des öffentlichen Lebens“. Der Bild am Sonntag sagte er: „Je länger wir damit warten, umso größer wird der Schaden für die Gesundheit der Menschen und auch für die Wirtschaft. Lieber jetzt entschlossen handeln, auch wenn es schmerzhaft ist, damit uns nicht die Zeit davon rennt.“
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, warnte vor erneuten Verschiebungen von Arztterminen oder Operationen. „Die Ärzte sind für den Winter wesentlich besser gerüstet als zu Beginn der Pandemie. Es gibt für Patienten keinen Grund mehr, wie im März wegen Corona Krebsvorsorge-Termine oder wichtige Operationen zu verschieben“, sagte er in einem Gespräch mit der Zeitung, an dem auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach teilnahm. „Wir müssen uns an das Virus gewöhnen und dürfen dabei nicht vergessen, dass es neben Covid-19 auch noch andere Krankheiten gibt“, sagte Gassen. Lauterbach hingegen sagte, „wenn es uns in den kommenden zwei bis drei Wochen nicht gelingt, die persönlichen Kontakte zu beschränken, werden die Zahlen in wenigen Wochen so stark gestiegen sein, dass uns nur noch ein erneuter Lockdown bleibt.“Weiter forderte Lauterbach, in den Schulen den zeitgleichen Unterricht für alle Schüler zu beenden.
„Das Gebot der Stunde heißt für uns alle: Kontakte reduzieren.“Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrem Videopodcast