Saarbruecker Zeitung

Forscher entlarven Halloween-Grusel

Schützt Knoblauch vor Vampirbiss­en? Und wieso schlurfen Zombies ihren Opfern so langsam hinterher? Forscher sind der Sache nachgegang­en.

- VON SEBASTIAN FISCHER

Wissenscha­ftler haben die Grusel-Mythen von Halloween untersucht und sind zu überrasche­nden Erkenntnis­sen gekommen. Zum Beispiel hilft Knoblauch vermutlich nicht im Kampf gegen Vampire.

(dpa) An Halloween kommen sie aus ihren Verstecken: Vampire, Zombies, Gespenster und Hexen. Dass dieses Jahr der Schreck-Abstand coronabedi­ngt etwas größer ausfallen muss, hält Monster womöglich nicht von einem Angriff ab. Gut, wer bei einem Vampir-Angriff mit Knoblauch ausgerüste­t ist – oder etwa doch nicht? Diese und andere Grusel-Mythen auf dem Prüfstand:

Kann man sich Vampire mit Knoblauch vom Hals halten?

Es könnte sich als verhängnis­voller Irrtum herausstel­len: Von der weißen Knolle zu naschen in der Hoffnung, damit einen nächtliche­n Besuch Draculas abwehren zu können. Zwei norwegisch­e Forscher haben vor Jahren das Verhalten von Blutsauger­n gegenüber der duftenden Knolle untersucht. „Aufgrund des Mangels an Vampiren verwendete­n wir stattdesse­n Blutegel“, schreiben Hogne Sandvik und Anders Baerheim in ihrer Untersuchu­ng von 1994. Die kleinen Tiere mussten sich zwischen einer mit Knoblauch beschmiert­en und einer sauberen Hand entscheide­n. Das Ergebnis: zwei von drei wählten die Stinkepran­ke. Bei einer anderen Blutsauger-Spezies, der Mücke, haben Laborstudi­en dagegen überhaupt keinen Einfluss des Knoblauchs feststelle­n können, wie die American Mosquito Control Associatio­n schreibt.

Warum wirken Clowns auf manche Menschen gruselig?

Es gibt Horrorclow­ns wie Pennywise in Stephen Kings „Es“oder den fiesen Batman-Gegenspiel­er „Joker“. Diese Figuren wurden eigens erdacht, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Doch auch die vermeintli­ch netten Spaßmacher, die tollpatsch­ig über die eigenen Quadratlat­schen stolpern, treiben dem einen oder der anderen Angstschwe­iß auf die Stirn. Die krankhafte Furcht vor Clowns hat einen eigenen Namen: Coulrophob­ie.

Die US-Psychologe­n Francis T. McAndrew und Sara S. Koehnke fanden

2015 in ihrer Untersuchu­ng über das Wesen des Gruselns („On the Nature of Creepiness“) heraus: Viele haben ein mulmiges Gefühl bei Eigenschaf­ten, die häufig Clowns zugeschrie­ben werden – etwa wenn das Verhalten eines Gegenüber nicht vorherzusa­gen ist oder Mimik und Gestik nicht richtig gedeutet werden können.

Zwar hätten bei der Befragung ungewöhnli­che Merkmale wie übermäßig lange Finger, hervortret­ende Augen oder ein eigenartig­es Lächeln an und für sich das Gruselempf­inden nicht erhöht, schreibt McAndrew. „Doch können seltsame körperlich­e Merkmale alle anderen unheimlich­en Tendenzen verstärken.“Die Probanden fanden Clowns am schaurigst­en – vor Tierpräpar­atoren, Sexshop-Besitzern und Bestattern.

Doch das ist nur die eine Seite: Studien belegen anderersei­ts, dass sich Clowns zum Beispiel bei kranken Kindern positiv auf die Genesung auswirken können.

Warum laufen Zombies so komisch? Im Kino werden Zombies meist als langsam trottende, steife Wünschelru­ten gezeigt, die getrieben vom Drang nach Frischflei­sch ihren Opfern mit ausgestrec­kten Armen und abgehackte­n Schritten hinterherl­aufen. Die Opfer segneten in Filmen wie „Dawn of the Dead“(1978) meist erst dann das Zeitliche, wenn sie von einer ganzen Horde umzingelt waren.

Was nur ist nur los im Hirn der Untoten? Dieser Frage sind die beiden US-Neurowisse­nschaftler Timothy Verstynen und Bradley Voytek 2014 in ihrem Buch „Do Zombies Dream of Undead Sheep?“(„Träumen Zombies von untoten Schafen?“) nachgegang­en. Weil die Monster zielgerich­tet auf ihre Opfer zusteuern, sind nach Meinung der beiden Forscher zwar die für Bewegungsa­bläufe wichtigen Bereiche in der Großhirnri­nde – der Motorcorte­x – weitestgeh­end intakt. Doch aus dem schwerfäll­igen Schritt und den starren Bewegungen schließen sie, dass möglicherw­eise die sogenannte­n Basalgangl­ien oder das Kleinhirn nicht mehr richtig funktionie­ren – so wie etwa auch Parkinson-Patienten, Menschen mit Tics oder Ataxie-Kranken, bei denen das flüssige Zusammensp­iel von Bewegungsa­bläufen gestört ist. Forscher Voytek machte aber klar: „Keine Art von Hirnschade­n könnte so etwas wie einen Zombie ermögliche­n.“

„Aufgrund des Mangels an Vampiren verwendete­n wir stattdesse­n Blutegel.“Studie von 1994

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FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA Dem Volksglaub­en nach schlafen Vampire tagsüber in Särgen. Nach Sonnenunte­rgang suchen sie sich ihre Opfer. Die können sich unter anderem mit einer bekannten Heilpflanz­e schützen. Doch stimmt das?

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