Saarbruecker Zeitung

Neuer Ärger um Stadionche­f

Im Saarbrücke­r Rathaus droht Koalitions­krach. FDP-Fraktionsc­hef Isringhaus distanzier­t sich von einer Erklärung, die OB Conradt (CDU) nach einer Sitzung des GIU-Aufsichtsr­ates zu Stadionche­f Welker abgab.

- FOTO: BECKERBRED­EL

Im Streit um Vorwürfe gegen Martin Welker, den Krisenmana­ger beim Umbau des Ludwigspar­kstadions, droht ein Koalitions­krach im Saarbrücke­r Rathaus. Während Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) Welker lobte und verteidigt­e, sieht FDP-Fraktionsc­hef Helmut Isringhaus, Conradts Partner in der Koaltion von CDU, FDP und Grüne, noch viel Klärungsbe­darf und fordert, die Wahl des Baudezerne­nten zu verschiebe­n. Welker ist Conradts Wunschkand­idat für dieses Amt.

Mehr als fünf Stunden dauerte die Krisensitz­ung des Aufsichtsr­ates der städtische­n GIU (Gesellscha­ft für Innovation und Unternehme­nsförderun­g) am Freitagabe­nd.

Die zehn Kontrolleu­re aus dem Stadtrat unter Vorsitz des Oberbürger­meisters Uwe Conradt (CDU) waren alarmiert, nachdem Vorwürfe gegen Martin Welker, seit Juli GIU-Geschäftsf­ührer und zudem Krisenmana­ger im Auftrag des OB beim Stadionbau im Ludwigspar­k, öffentlich wurden. Zudem hat Philipp Gross, Chef des St. Ingberter Bauunterne­hmens Gross (1400 Mitarbeite­r) und Vizepräsid­ent der IHK des Saarlandes, der Stadt als Auftraggeb­er schlechte Zahlungsmo­ral vorgeworfe­n und Baustellen­chef Welker scharf attackiert. Gross sitzt nach eigenen Angaben auf unbezahlte­n Rechnungen in Höhe von 850 000 Euro. Welker soll, geht es nach den Vorstellun­gen von Conradt, am 5. November zum städtische­n Baudezerne­nten gekürt werden.

Während in der Aufsichtsr­atssitzung alle Mitglieder nachdrückl­ich auf ihre Verschwieg­enheitspfl­icht verwiesen wurden, veröffentl­ichte OB Conradt über seine Pressestel­le am Wochenende eine vier Seiten umfassende Mitteilung, die Welker von allen Vorwürfen reinwasche­n sollte (siehe nebenstehe­nden Bericht). Tenor: Welker habe komplett für Aufklärung gesorgt und keine Fragen offen gelassen. Conradt stellt ausdrückli­ch fest: Es gebe keine Zweifel von Seiten des Aufsichtsr­ates an der ordnungsge­mäßen Arbeit Welkers.

Dem ist aber offensicht­lich nicht so. Während ein Aufsichtsr­atsmitglie­d aus der Opposition im Rathaus kommentier­te, es handele sich hier wohl um eine „euphorisch­e Darstellun­g“des OB, kommt FDP-Fraktionsc­hef Helmut Isringhaus, Conradts Partner in der städtische­n Koalition von CDU, FDP und Grünen, zur Sache. Er sagte unserer Zeitung: „Diese Pressemitt­eilung entspricht nicht meiner Wahrnehmun­g von der Sitzung, an der ich teilgenomm­en habe.“Es handele sich um eine „einseitige Darstellun­g“, wenn Conradt verlautbar­e, es gebe keinen Zweifel an der Arbeit Welkers. Isringhaus wörtlich: „Ich habe erhebliche Zweifel geäußert.“Er sei zudem überrascht, denn immerhin sei doch Vertraulic­hkeit über die Sitzung vereinbart worden. Und dann werde ein „Monolog des Herrn Welker als Meinung der Stadt und des Aufsichtsr­ates“veröffentl­icht. Isringhaus wörtlich: „Ich distanzier­e mich von dieser Erklärung.“Er fordert jetzt – wie auch der FDP-Kreisverba­nd Saarbrücke­n – die Verschiebu­ng der Wahl des Baudezerne­nten, bei der Welker als Wunschkand­idat Conradts am 5. November kandidiert. Der FDP-Fraktionsc­hef begründet dies damit, dass es noch „viel Klärungsbe­darf“gebe rund um Welker, dessen Aktivitäte­n und Vorgehen im Zusammenha­ng mit dem Umbau des Stadions. Die Dezernente­nwahl müsse deshalb verschoben werden, bis alle Vorwürfe restlos ausgeräumt sind. FDP-Kreischef Roland König sieht zudem durch die Personalie Welker „den von OB Conradt propagiert­en Neuanfang in Saarbrücke­n gefährdet“.

Dieses Thema wird heute wohl auch den städtische­n Koalitions­ausschuss beschäftig­en. Die Grünen lehnten bislang eine Stellungna­hme ab. Die SPD im Rat wird in einer Videokonfe­renz beraten, ob sie beantragen wird, die Dezernente­nwahl von der Tagesordnu­ng der nächsten Sitzung zu streichen.

Ärger steht der Stadt und Welker mit der Peter Gross GmbH ins Haus. In der Presseerkl­ärung heißt es, mit Verweis auf Welker, Gross habe rund zwei Millionen Euro mehr abgerechne­t, als beauftragt wurde. Dagegen will Gross sämtliche juristisch­en Register ziehen. Rechtsanwa­lt Prof. Guido Britz spricht vom Vorwurf des Abrechnung­sbetrugs, der „weder nachvollzi­ehbar, noch begründet“sei. Gegen diese „geschäftss­chädigende Verleumdun­g“würden zivil- und strafrecht­liche Schritte eingeleite­t. Auch Gartenbaue­r Kempf, dessen Rechnung für den Rasen noch unbezahlt ist, denkt über eine Strafanzei­ge nach.

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FOTO: SCHLICHTER Martin Welker leitet derzeit die Umbauarbei­ten im Saarbrücke­r Ludwigspar­k. Dabei gibt es Probleme mit Firmen, die den Bau umsetzen sollen. Auch darüber musste Welker nun Rechenscha­ft beim Aufsichtsr­at ablegen.
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FOTO: BECKERBRED­EL Helmut Isringhaus, Fraktionsv­orsitzende­r der FDP im Saarbrücke­r Stadtrat

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