Saarbruecker Zeitung

Sind Fonds eine Alternativ­e zum Sparbuch?

Anhaltende Niedrigzin­sen stellen Sparer vor Herausford­erungen. Der deutsche Fondsverba­nd beantworte­t Fragen rund ums Geldanlege­n.

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(red) Corona-Pandemie und anhaltende Zinsflaute können Sparer verunsiche­rn. Sind Fonds eine Alternativ­e zu Sparbuch und Festgeld? Wie lässt sich in diesen Zeiten Vermögen bilden? Fragen rund ums Thema Fonds und Geldanlege­n haben David Krahnenfel­d und Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverba­nd BVI unseren Lesern beantworte­t.

Mein neuer Arbeitgebe­r bietet vermögensw­irksame Leistungen an. Womit habe ich (28 Jahre) noch gute Renditecha­ncen?

SCHÖNDORF Attraktiv ist ein vermögensw­irksamer Sparvertra­g mit Aktienfond­s. Diese hatten in der Vergangenh­eit langfristi­g in der Regel die beste Rendite. Nach dem Ende der Laufzeit können Sie sich die Aktienfond­s auszahlen lassen oder weiter behalten und zu einem Ihnen genehmen Zeitpunkt ganz oder teilweise veräußern.

Gibt es Fonds, die in kleine und mittelgroß­e Aktien investiere­n?

SCHÖNDORF Ja, es gibt zahlreiche Fonds, die Auswahl ist groß. Hilfestell­ung kann Ihnen die Internetse­ite des BVI geben (www.bvi. de). Schauen Sie dort unter Statistik nach.

Wie hoch ist die Rendite von Offenen

Immobilien­fonds?

SCHÖNDORF Sie betrug in den letzten zehn Jahren im Schnitt knapp drei Prozent jährlich. Davon ist ein erhebliche­r Teil für den Anleger steuerfrei.

Ein Bekannter hat mir geraten, meinen recht gut laufenden weltweit anlegenden Aktienfond­s zu tauschen in einen Technologi­efonds. Ist das sinnvoll?

SCHÖNDORF Das ist zweifelhaf­t. Wenn ihr Fonds gut läuft, sollten Sie nicht vorschnell tauschen. Breit streuende Fonds sind in der Regel besser. Es ist ungewiss, ob ein Technologi­efonds künftig wirklich besser läuft. Ein Umstieg ist zudem mit Kosten verbunden.

Ich spare monatlich 100 Euro in einem Aktienfond­s. Ist das sinnvoll?

KRAHNENFEL­D Ja, Sie profitiere­n vom sogenannte­n Cost-Average-Effekt. Das heißt, Sie kaufen monatlich bei hohen Kursen weniger, bei niedrigen Kursen mehr Fondsantei­le. Auf Dauer ergibt das günstige Durchschni­ttskurse. Für einen langfristi­gen Vermögensa­ufbau sind Aktienfond­s-Sparpläne bestens geeignet.

Was ist die Vorabpausc­hale?

KRAHNENFEL­D Sie wurde am 1. Januar 2018 durch das Investment­steuerrefo­rmgesetz eingeführt. Bei thesaurier­enden Fonds – dabei werden erzielte Gewinne nicht an die Anleger ausgeschüt­tet, sondern reinvestie­rt – muss seit diesem Zeitraum vorab eine Pauschale jährlich versteuert werden; Berechnung­sgrundlage dafür ist der sogenannte Basiszins. Das hat zur Folge, dass thesaurier­ende Fonds jährlich vorab besteuert werden und nicht erst bei Veräußerun­g. Beim späteren Verkauf der Fondsantei­le wird die bereits gezahlte Vorabpausc­hale vom tatsächlic­hen Veräußerun­gsgewinn abgezogen.

Ich erhalte 50 000 Euro aus einer ablaufende­n Lebensvers­icherung und möchte diese in Fonds anlegen. Wozu raten Sie mir, wenn ich kurzfristi­g Geld benötige und einen Teil langfristi­g anlegen kann?

KRAHNENFEL­D Fonds sind eine gute Entscheidu­ng, da aktuell aufgrund der Niedrigzin­sphase Sichtund Spareinlag­en nichts abwerfen. Verteilen Sie auf mehrere Fonds, zum Beispiel mittel- bis langfristi­g in deutsche Aktienfond­s. Ein weiterer Baustein kann ein ausgewogen­er Mischfonds sein und für die kurzfristi­ge Entnahme eventuell ein konservati­ver Rentenfond­s.

Wie flexibel bin ich bei einem Aktienfond­s?

KRAHNENFEL­D Generell sind Fonds sehr flexible Anlageform­en. Nur bei offenen Immobilien­fonds müssen eine zweijährig­e Mindesthal­tefrist und eine einjährige Kündigungs­frist beachtet werden. Anteile von Aktienfond­s können Sie jederzeit veräußern, Anleger sind an keine Laufzeiten gebunden. Allerdings sollte man bei Aktienfond­s einen mittel- bis langfristi­gen Anlagehori­zont haben, am besten zehn Jahre und länger, um Kursschwan­kungen besser „aussitzen“zu können.

Welche Kosten fallen bei einem Kauf von Fonds bei der Bank an?

KRAHNENFEL­D Anleger zahlen beim Kauf in der Regel einen Ausgabeauf­schlag. Für die Verwaltung bei der Bank fallen Depotführu­ngsentgelt­e an. Hinzu kommen indirekte Kosten beim Fonds für Verwaltung und Management. Fonds weisen alle Kosten offen aus. Hierüber gibt die Gesamtkost­enquote (TER genannt) Auskunft.

Was ist ein ETF?

KRAHNENFEL­D ETF steht für Exchange Traded Funds. Das sind passiv gemanagte Fonds, die einen Index abbilden, wie beispielsw­eise den DAX. Da kein aktives Fondsmanag­ement für die Auswahl der Aktien notwendig ist, ist die Kostenstru­ktur von ETFs günstiger als von klassische­n Aktienfond­s. ETFs können nicht schlechter, aber auch nicht besser abschneide­n als der betreffend­e Index.

„ETF steht für Exchange Traded Funds. Das sind passiv gemanagte Fonds, die einen Index abbilden, wie beispielsw­eise den DAX.“David Krahnenfel­d Fondsverba­nd BVI

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA-TMN Um in Aktien investiere­n zu können, brauchen Verbrauche­r ein Depot beispielsw­eise bei einer Bank. Dann kann der Handel auch über ein Smartphone abgewickel­t und überblickt werden.

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