Düstere und gespenstische Soiree im Foyer der Congresshalle
(fa) Es war gespenstisch: Das Foyer der Congresshalle am Freitagabend fast menschenleer, im großen Saal verstreut ein paar Musikfreunde, die Bühne betreten die Musiker mit schwarzen Masken: Die erste Soiree der Deutschen Radio-Philharmonie. Corona hat das Musikleben voll im Griff. Wegen Erkrankung entfiel der Beginn mit Lutoslawskis „Mini Overture“für Blechbläser. So blieb die anfänglich düstere Atmosphäre für die sowohl sich heiter bescheidenden wie lebensmüde-entsagungsvollen Rückert-Lieder von Gustav Mahler erhalten. Peter Stangel hat sie für Kammerensemble eingerichtet. Mezzosopranistin Elisabeth
Kulman tat sich anfangs ein wenig schwer, ihre Position im Orchesterklang zu finden, den Dirigent Michael Sanderling mit Umsicht steuerte. Doch bald konnte sie mit ihrem nicht wohligen, aber kraftvollen, wenn nötig auch geschärften Mezzo all die textlich-musikalischen Valeurs eindringlich gestalten bis hin zum entsagungsvollen „Ich bin der Welt abhandengekommen“und der Aussage: „Ich bin gestorben dem Weltengewimmel und ruh in einem stillen Gebiet“. Corona bringt uns dem nahe.
Anton Bruckners einziges Kammermusikwerk, das Streichquintett F-Dur hat Stanislaw Skrowaczewski zur Einrichtung für Streichorchester inspiriert. Zu Recht, denn die sinfonischen Dimensionen und Strukturen fordern zu chorischer Besetzung und dynamischer Weitung heraus. Das Zusammenspiel war makellos, die Intonationsgenauigkeit erstaunlich, selbst die rhythmische Uneinigkeit der Bratschen zu Beginn des Finales wurde schnell korrigiert. So gelang eine kontrastreiche, in sich geschlossene Interpretation, die Bruckners Meisterschaft in formaler Weiträumigkeit, Kontrasten, Steigerungen und kontrapunktischer Gestaltung ebenbürtig war. Schade nur, dass auf das entspannende Scherzo aus Zeitgründen verzichtet werden musste. Ein kurzer Abend, der an die letzten Dinge rührte.