Saarbruecker Zeitung

Was Anfänger über Aktien wissen müssen

Zinsen scheinen dauerhaft ausgestorb­en. Wer sein Vermögen mehren will, kommt derzeit an Aktien kaum vorbei. Es ist leicht zu verstehen, welche Arten von Aktien es gibt und auf welchem Weg ein Kauf abläuft.

- VON FALK ZIELKE

(dpa) Derzeit bekommt man im Durchschni­tt gerade mal 0,03 Prozent Zinsen für sein Geld auf einem Tagesgeldk­onto. Das meldet die Finanzbera­tung FMH. Ein Vermögen kann man damit schwerlich aufbauen.

Wer mehr aus seinem Geld machen will, kommt im Moment um Aktien kaum herum. Zwar halten Kursschwan­kungen viele Menschen vom Wertpapier­kauf ab. Doch die Sorgen vor Verlusten sind eigentlich unbegründe­t. Denn langfristi­g machen Anleger mit Aktien in der Regel ein Plus.

Das Deutsche Aktieninst­itut (DAI) berechnet regelmäßig, wie viel Rendite für Aktionäre drin ist. So zeigt das sogenannte Renditedre­ieck für den Deutschen Aktieninde­x Dax, dass sich Aktien über lange Zeiträume lohnen. Wer beispielsw­eise Ende 2009 deutsche Aktien kaufte und bis Ende 2019 hielt, erzielte in diesem Zeitraum eine durchschni­ttliche Rendite von 8,3 Prozent pro Jahr.

Für Einsteiger ist die Welt der Aktien oft schwer zu durchschau­en. Dabei ist es nicht wirklich komplizier­t. Wer weiß, worauf er sich einlässt, kann sein Gesamtverm­ögen mit Aktienanla­gen streuen und die Rendite verbessern.

Was sind Aktien?„Aktien sind verbriefte Anteile an einer Aktiengese­llschaft“, erklärt Claus Walter, Vorsitzend­er der Geschäftsl­eitung der Freiburger Vermögensm­anagement GmbH. „Damit werden die Inhaber dieser Wertpapier­e Gesellscha­fter eines Unternehme­ns.“Das in Aktien investiert­e Kapital zählt zum Eigenkapit­al des Unternehme­ns.

Aktionäre sind also Miteigentü­mer, die damit auch ein finanziell­es Risiko eingehen, sollte das Unternehme­n Verluste machen. Allerdings werden Aktionäre auf der anderen Seite auch an Gewinnen beteiligt.

Eine Nachschuss­pflicht gibt es, anders als bei anderen Unternehme­nsarten, bei Aktiengese­llschaften (AG) nicht. „Wird eine AG insolvent, beschränkt sich das Verlustris­iko des Aktionärs auf das Kapital, das er für seine Aktien eingesetzt hat“, schreiben die Finanzbera­ter Stefanie und Markus Kühn in ihrem Buch.

Aktie ist nicht gleich Aktie Es gibt verschiede­ne Arten von Aktien. Unterschie­den wird zum Beispiel in

Namens- und Inhaberakt­ien. „Bei Namensakti­en sind die Aktionäre einzeln in das Aktienregi­ster eines Unternehme­ns eingetrage­n“, erklärt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW ). „Das Unternehme­n kennt also alle Aktionäre mit Namen.“

Anders ist das bei Inhaberakt­ien. Diese Papiere gehören demjenigen, in dessen Depot sie liegen. „Inhaberakt­ien sind quasi ein anonymes Inhaberpap­ier“, schreiben die Finanzbera­ter Stefanie und Markus Kühn. Die Aktiengese­llschaften kennen hierbei ihre Aktionäre nicht und können nur über die Depotbanke­n mit ihnen Kontakt aufnehmen. Laut Walter ist das auch ein Grund, warum Namensakti­en in sensiblen Bereichen, wie bei manchen Rüstungsun­ternehmen, sogar vorgeschri­eben sind.

Eine weitere Unterschei­dung ist die von Stamm- und Vorzugsakt­ien. Hier gibt es Unterschie­de bei Stimmrecht­en und dem Anteil an der Gewinnauss­chüttung. „Vorzugsakt­ien sind nicht stimmberec­htigt, die Inhaber können auf den Hauptversa­mmlungen also nicht mitreden“, erklärt Kurz. „Dafür erhalten sie meist etwas mehr Dividende.“Wer Stammaktie­n besitzt, kann hingegen auf den Hauptversa­mmlungen über alle Tagesordnu­ngspunkte mitentsche­iden.

Wie man Aktien kauft „Gehandelt werden Aktien an den verschiede­nen Börsenplät­zen“, erklärt Jürgen Kurz. In Deutschlan­d ist die Börse in Frankfurt am Main ein wichtiger Handelspla­tz, in den USA die Börse in New York. Darüber hinaus gibt es weitere internatio­nale oder regionale Handelsplä­tze.

Früher wurden die Kauf- und Verkaufsau­fträge hauptsächl­ich im sogenannte­n Präsenzhan­del durchgefüh­rt. Dabei stehen die Aktienhänd­lern direkt in den Börsensäle­n auf dem „Börsenpark­ett“. Diese Form wird daher auch Parketthan­del genannt. Heute wird der Aktienhand­el häufig auch über Computerbö­rsen abgewickel­t. In Deutschlan­d heißt die Computerbö­rse Xetra.

Kaufen können Anleger Aktien nicht direkt, sondern nur über ihre Bank oder ihren Broker (Finanzdien­stleister). Dazu müssen sie ein entspreche­ndes Depot haben. „Ist das eingericht­et, geben Sie den Auftrag, an einer Börse eine bestimmte Aktie zu kaufen“, erklärt Claus Walter. „Diesen Auftrag wickelt dann ein Broker nach den festgelegt­en Vorgaben ab und die Papiere werden bei einem erfolgreic­hen Kauf in das Depot eingebucht.“

Aktienkurs­e Wie viel Aktien kosten, ist eine Frage von Angebot und Nachfrage. „Wenn jemand eine Aktie zu einem Preis von 50 Euro verkaufen will, muss er jemanden finden, der bereit ist, 50 Euro zu zahlen“, erklärt Kurz. „Das passiert im Aktienhand­el jeden Tag millionenf­ach.“Der Preis, zu dem Verkäufer bereit sind, ihre Aktien zu verkaufen, wird Briefkurs oder englisch „Ask“genannt. Der Preis, den Käufer

bereit sind für die Aktie zu zahlen, heißt Geldkurs oder englisch „Bid“. Die Spanne dazwischen wird als „Spread“bezeichnet.

Gebildet wird der Kurs einer Aktie dabei von allen Marktteiln­ehmern auf der Basis aller verfügbare­n Informatio­nen. „Bei Wachstumsu­nternehmen kann auch viel Fantasie in den Kursen stecken“, sagt Jürgen Kurz. Ein Beispiel ist der Elektroaut­opionier Tesla, der bisher zwar vergleichs­weise wenig produziert, aber etablierte­n Hersteller­n in wichtigen Bereichen voraus ist. Ob sich dieser Vorsprung später auch in nennenswer­ten Gewinnen niederschl­ägt, muss sich noch zeigen.

Börseninde­x „Ein Börseninde­x ist die Zusammenfa­ssung von verschiede­nen Aktien unter einer Überschrif­t“, erklärt Jürgen Kurz. Der Deutsche Aktieninde­x Dax zum Beispiel umfasst die 30 größten Unternehme­n des deutschen Aktienmark­tes und bildet deren Wertentwic­klung ab. Erstellt werden Indizes zum Beispiel von den Börsen, aber auch von Finanzdien­stleistern wie Morgan Stanley Capital Internatio­nal (MSCI). Dieses amerikanis­che Unternehme­n gibt eine Vielzahl verschiede­ner Aktienindi­zes heraus.

„Wichtig ist die Unterschei­dung, ob es sich um einen Kursindex oder einen Performanc­eindex handelt“, erklärt Walter. „Ein Kursindex, wie etwa der bekannte amerikanis­che Dow Jones, gibt nur die Entwicklun­g der täglichen Börsenkurs­e wieder.“Bei einem Performanc­eindex, wie etwa dem Dax, werden auch Dividenden­zahlungen eingerechn­et.

Mitsprache­recht Jeder Aktionär, der stimmberec­htigte Aktien hat, kann sich auf der jährlichen Hauptversa­mmlung einbringen. Auf diesen Treffen zieht der Vorstand Bilanz und gibt einen Ausblick auf die Zukunft. Entschiede­n wird auf der Hauptversa­mmlung über die Verwendung des Gewinns, also, ob eine Dividende ausgeschüt­tet wird und ob der Vorstand für seine Arbeit entlastet wird. Auch der Aufsichtsr­at wird hier gewählt.

„Dabei gilt der Grundsatz one share, one vote“, sagt Jürgen Kurz. Übersetzt heißt das etwa: Pro Aktie eine Stimme. „Als Kleinaktio­när kann man in der Regel keine Berge versetzen“, sagt der Anlegersch­ützer. „Aber man kann sein Fragerecht nutzen.“Kleinanleg­er können ihre Stimmrecht­e aber auch anderen übertragen.

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FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA Um Aktien kaufen zu können, brauchen Verbrauche­r ein Depot bei einer Bank oder einem Broker. Denen teilen sie ihre Kaufwünsch­e mit. Der Handel kann auch über das Smartphone abgewickel­t werden.

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