Ein Jahr Training für eine Übung
Die Rhythmische Sportgymnastik ist in Saarbrücken in die Bundesliga-Saison gestartet. Die Saar-Riege landete in ihrer Gruppe auf Rang vier.
Emma Klein aus Saarbrücken wirft den Ball drei Meter in die Höhe, macht ein Rad mit einer Hand, lässt sich in den Sitz fallen und fängt den Ball mit den Beinen. Von den knapp 100 Zuschauern in der Multifunktionshalle an der Hermann-Neuberger-Sporthalle in Saarbrücken kommen Jubelrufe und Applaus. Die Bundesliga-Saison in der Rhythmischen Sportgymnastik ist am Samstag in Saarbrücken gestartet.
Am Morgen begann die Nord-Staffel. Der TV Dahn setzte sich mit 108 Punkten vor dem Team Hessen (103 Punkte), dem Charlottenburger TSV (87 ) und Steh Kopf Westerburg (76) durch. Am Abend war die Süd-Staffel an der Reihe, in der die besten saarländischen Athletinnen unter der Flagge des TV St. Wendel an den Start gehen. Pauline Köhler aus Eschringen musste mit den Keulen und dem Band zweimal ran. „Die Keulen waren ganz gut, aber mit dem Band bin ich nicht zufrieden. Da habe ich Fehler gemacht. Insgesamt war es aber toll, endlich mal wieder einen Wettkampf zu haben. Wir sind seit Januar nur am Trainieren“, sagt die 14-Jährige.
Die zwischen 13 und 18 Jahre alten Athletinnen des TV St. Wendel trainieren jeden Tag vier Stunden und zusätzlich noch zwei Mal pro Woche morgens zwei Stunden in der Schule, um in der deutschen Spitze mithalten zu können. „Es dauert ungefähr drei Monate, bis man ein neues Element ohne Fehler drauf hat. Für eine ganze Übung muss man ein ganzes Jahr trainieren“, sagt Regina Krivoseev aus Rehlingen, die wie Pauline Köhler mit den Keulen überzeugen konnte. Am Band tat sich auch Elisabeth Polzin-Kvasova aus Ottweiler schwer. Doch die 13-Jährige holte alles aus sich heraus und konnte das Publikum trotzdem begeistern.
Karin Schalda-Junk ist die Trainerin der acht Athletinnen des TV St. Wendel. Die Lehrerin am Rotenbühl-Gymnasium in Saarbrücken ist auch Landestrainerin. Sie erklärt: „Das Band ist das mit Abstand schwerste von allen vier Geräten.“Mit dem Abschneiden ihrer Riege ist sie „sehr zufrieden. Wir haben eine der jüngsten Mannschaften und die Zukunft noch vor uns“.
Etwa 1,5 Minuten dauert eine Übung, die perfekt zur Musik dargeboten werden muss. Die 15-jährige Vasiana Todorova und die 13 Jahre alte Emma Klein – beide sind aus Saarbrücken – zeigten mit dem Ball eine tadellose Leistung. Wie auch die 18-jährige Anna Spanier aus Merzig und die 16 jahre alte Xenia Mauer aus Güdingen mit dem Reifen. Beide bekamen eine Wertung von über 14 Punkten. „Die Übung war gut. So habe ich mir das vorgestellt. Viel schöner ist es aber, dass wir endlich wieder Wettkämpfe haben“, sagt Anna Spanier.
Die Deutsche Turn-Liga hat es trotz steigenden Corona-Zahlen geschafft, den Bundesliga-Auftakt auszurichten. Die Hygienebedingungen wurden verschärft. Sowohl Sportler als auch Zuschauer hielten sich beispielhaft an die Regeln. Etwa 30 Mitglieder des TV St. Wendel und die Eltern der Sportlerinnen halfen mit, dass alles klappte.
Sportlich landete der TV St. Wendel mit 95 Punkten in der Süd-Staffel mit dem vierten Platz vor der SG Gütersloh/Bielefeld (80 Punkte). Rang drei ging an Eintracht Frankfurt (112). Ganz vorne landeten mit dem Berliner TSC (139) und Bayer Leverkusen (138) die beiden derzeit besten deutschen Mannschaften. Die slovenische Meisterin Aleksandra Podgorsek schaffte für Bayer Leverkusen mit den Keulen die Tageshöchstwertung von 21 Punkten.
Am 7. November ist in Bielefeld der zweite Bundesliga-Wettkampftag. Ende November treten in Bremen die beiden besten Mannschaften der beiden Bundesliga-Staffeln gegeneinander an und ermitteln den deutschen Meister.