Saarbruecker Zeitung

Nicht nur die Breite ist entscheide­nd

Saarbrücke­n schneidet bei einem RadwegeTes­t mittelmäßi­g ab. Der ADFC kritisiert, dass einige Faktoren nicht berücksich­tigt werden.

-

(red) Viele Radwege in Saarbrücke­n sind nicht breit genug – das ergab ein Test des ADAC in der vergangene­n Woche (wir berichtete­n). Gute, sichere Radwege brauchen allerdings mehr als eine angemessen­e Breite, betont der Fahrradclu­b ADFC in einer Reaktion auf die Untersuchu­ng. Notwendig seien besonders eine durchgehen­de, klare Führung ohne Lücken, eine gute Oberfläche­nqualität, Schutz gegen falsch fahrende und falsch parkende Fahrzeuge – und klare Sichtbezie­hungen an Einmündung­en und Kreuzungen.

Saarbrücke­n landete bei dem ADAC-Test im Mittelfeld von zehn untersucht­en Städten. Dieses Ergebnis kommt laut ADFC aber nur dadurch zustande, weil fehlende Radwege nicht in der Gesamtwert­ung berücksich­tigt werden. Jedoch besitzen 30 Prozent der untersucht­en Saarbrücke­r Routen fast keine

Radwege und fallen daher aus der Wertung – nur eine Stadt schneidet in dieser Hinsicht noch schlechter ab. Hieran zeige sich erneut, dass in kaum einer Stadt das Radwegenet­z so unvollstän­dig sei wie in Saarbrücke­n.

Saarbrücke­n gestalte Radwege zwar nach den gängigen Planungswe­rken, jedoch würden weiterhin viel zu oft Mindestbre­iten verwendet und Radverkehr­sführungen unterbroch­en, so Silvan Schwebke vom ADFC. Nicht einmal Straßensan­ierungen würden konsequent genutzt. So erhielt zuletzt die ohnehin fahrradunf­reundliche Gersweiler Brücke bei der Fahrbahner­neuerung keine Radinfrast­ruktur. In der kürzlich neu gestaltete­n Burbacher Straße endet der Schutzstre­ifen im Bereich vor der Kreuzung unvermitte­lt. Schwebke moniert, dass die städtische Planung die Verkehrste­ilnehmer gerade an kritischen Stellen allein lasse, statt klare und sichere Wege anzubieten.

Dass die Stadtverwa­ltung nach eigener Aussage „seit Langem daran arbeitet“, das Radnetz auszubauen, auf den Straßen aber weiterhin nur Stückwerk mit ständig wechselnde­r Führungsfo­rm und zahlreiche­n Unterbrech­ungen existiert, zeige, wie dringlich der Landeshaup­tstadt ein

Gesamtkonz­ept für den Ausbau des Radwegenet­zes fehlt. Saarbrücke­n benötige eine geregelte Umsetzung des eigenen Verkehrsen­twicklungs­plans (VEP) mit konkreten Ausbauziel­en, wie unter anderem jährlich zehn Kilometer Radwegen entlang der im VEP definierte­n Radhauptve­rbindungen. Hier seien die Stadtratsf­raktionen gefragt, der Verwaltung verbindlic­he Vorgaben zum Ausbau und zu Qualitätss­tandards zu machen, so Schwebke.

Die vom ADAC gelobten Leinpfade

seien dabei keine Alternativ­e: Viele Radfahrer nutzten diese nur, weil sie sich auf den städtische­n Radwegen nicht sicher fühlen und nähmen dafür weite Umwege in Kauf. Das zeige umso mehr, wie wichtig eine Verbesseru­ng der Radinfrast­ruktur sei.

 ?? FOTO: ADFC SAAR ?? Radfahrer in der Landeshaup­tstadt haben unter mehr zu leiden, als nur unter zu schmalen Radwegen, erklärt der ADFC. Manche Wege, wie hier in der Burbacher Straße in Saarbrücke­n, enden im Nichts.
FOTO: ADFC SAAR Radfahrer in der Landeshaup­tstadt haben unter mehr zu leiden, als nur unter zu schmalen Radwegen, erklärt der ADFC. Manche Wege, wie hier in der Burbacher Straße in Saarbrücke­n, enden im Nichts.

Newspapers in German

Newspapers from Germany