HG Saarlouis mausert sich zum Titelkandidat
Handball-Drittligist gewinnt Topspiel gegen die HSG Krefeld und führt die Liga weiter ungeschlagen an. Überragende zweite Halbzeit.
Es war die erste richtige Bewährungsprobe der Saison. Und nach einigen Anlaufschwierigkeiten meisterten die Handballer der HG Saarlouis diese in beeindruckender Manier: Dank einer herausragenden zweiten Halbzeit bezwang das Team von Trainer Philipp Kessler am Samstagabend die hoch gehandelte HSG Krefeld mit 30:26 (9:14) und bleibt nach dem vierten Sieg im vierten Spiel makelloser Tabellenführer der 3. Handball-Liga Mitte.
Darius Jonczyk
„Wenn man die zweite Halbzeit betrachtet, war es ein verdienter Sieg“, zeigte sich Kessler nach der ohne Zuschauer ausgetragenen Partie zufrieden. Vor fast leeren Rängen – coronabedingt waren insgesamt nur 100 Personen in der Stadtgartenhalle zugelassen – drehte die HG nach einem Fünf-Tore-Rückstand zur Pause mächtig auf und machte die durch zu viele offensive Fahrkarten angehäufte Hypothek in Hälfte zwei rasch wett. Nicht zuletzt dank Torwart-Routinier Darius Joncyzk, der zum Ende der ersten Halbzeit für Patrick Schulz ins Tor ging und die Krefelder Werfer reihenweise zur Verzweiflung brachte: 15 Paraden, elf davon nach der Pause, standen für „Darek“zu Buche.
„Die Jungs haben einen super Job gemacht. So war es einfach für mich. Dann stehst du halt manchmal richtig und hast auch das nötige Glück“, gab Jonczyk das Lob an die Kollegen weiter. Und die brannten darüber hinaus in der zweiten Halbzeit ein regelrechtes Offensiv-Feuerwerk mit 21 eigenen Treffern ab.
Vor allem Spielmacher Loic Laurent zeigte sich glänzend aufgelegt und war neben Jonczyk maßgeblich daran beteiligt, dass die HG zeitig zum 16:16 (42.) ausgleichen konnte. Kapitän Peter Walz war es daraufhin, der Saarlouis zum 18:17 (45.) erstmals seit dem 5:4 (15.) wieder in Führung brachte. Danach spielte sich bei der HG immer öfter Neuzugang Marcel Becker in den Fokus: Der junge Rückraumakteur packte mehrfach seine linke Klebe aus und sorgte mit drei Toren in Folge zum 25:22 (53.) für die erste klarere Saarlouiser
Führung – am Ende war Becker mit sechs Toren gleichauf mit Laurent Topwerfer der HG.
Danach kamen die Gäste nochmal zurück: Krefeld glich durch seinen besten Schützen Moritz Barwitzki (acht Tore, 4/4 Siebenmeter) zum 26:26 (57.) aus – doch der Rest des Spiels gehörte den Gastgebern. Niklas Louis brachte die HG wieder nach vorne. Joncyzk parierte einmal mehr stark gegen Krefelds Carlos Marquis, woraufhin Becker mit seinem sechsten Streich zum 28:26 für den Durchbruch Richtung Sieg sorgte (58.). Lars Walz und Laurent machten dann sogar die 30 Tore voll.
Neben Jonczyk und Becker verdiente sich vor allem der Franzose Laurent das Lob seines Trainers. „Er hat sehr geschickt Regie geführt und nahezu jeden Zweikampf gegen Krefelds Innenblock gewonnen – das war schon herausragend“, sagte Kessler. Laurent selbst traut der HG in dieser Saison Herausragendes zu: „Die Stimmung bei uns im Team ist im Moment einfach perfekt. Und ich spiele nicht Handball, um zu verlieren – natürlich ist die 2. Liga unser Ziel“, gibt sich der 28-jährige Rückraumakteur selbstbewusst.
Immer vorausgesetzt, dass Corona nicht erneut einen Strich durch die Rechnung macht: „Wir wissen, dass nächste Woche wieder eine Pause kommen kann. Aktuell genießen wir einfach jedes Spiel, das wir spielen können. Es ist eine Ablenkung vom schwierigen Alltag“, sagte Jonczyk – verbunden mit der Hoffnung, dass das aktuelle Saarlouiser Hoch noch ein bisschen anhalten kann.
„Aktuell genießen wir einfach jedes Spiel, das
wir spielen können.“
Torhüter der HG Saarlouis