Saarbruecker Zeitung

Zwei Saarbrücke­rinnen retten St. Martin

Weil coronabedi­ngt viele St. Martins-Umzüge abgesagt werden müssen, reitet der heilige Martin dieses Jahr ohne Umzug durch Herrensohr.

- VON FRANK BREDEL

Einen St. Martins-Umzug kann es wegen der Corona-Pandemie 2020 in Herrensohr nicht geben. Aber einfach so absagen, das kam für Klara Dreßler und Jana Maurer von der Dachsbau-Ranch in Herrensohr nicht in Frage. Sie überlegten nach einer Alternativ­e und planten, dass die Figur des Heiligen, die normal hoch zu Ross den Umzug anführt, nun halt alleine durch den Ort reitet und dafür die Strecke so verlängert, dass sie bei jedem Kind am Fenster vorbeikomm­t.

„Wir haben uns überlegt, den St. Martin durch die Straßen reiten zu lassen und einen Aufruf im Internet gestartet. Eltern sollten sich melden, bei denen wir unbedingt vorbeikomm­en sollen. So haben wir noch zwei Straßen in Jägersfreu­de dazu genommen“, sagt Maurer. Die 27-jährige Bürokauffr­au rechnet damit, dass man drei Stunden unterwegs sein wird.

Die Reiter haben ihre Aktion beim Ordnungsam­t angemeldet, doch das hatte gar keine Bedenken, da der Ritt als privater Ausritt gelte und dafür keine Erlaubnis notwendig sei. Trotzdem würden die Pferde besonders abgesicher­t. Vier Personen würden mit Warnwesten vor und hinter dem Pferd gehen und auch verhindern, dass sich ein Umzug bilde, wenn Menschen sich ungefragt anschließe­n.

„Der St. Martin wird rote Lichter und Reflektore­n haben. Man wird ihn gut sehen“, sagt Maurer, die der Familie der örtlichen Bäckerei angehört. Aus Spenden und Eigenmitte­ln werde man Martins-Brezeln backen lassen und vor und bei dem Ritt Gutscheine verteilen. Mit denen könne man später zu normalen Geschäftsz­eiten für die Kinder kostenlose Martins-Brezeln in der Herrensohr­er Bäckerei Maurer abholen.

„Unser Beitrag hatte eine wahnsinnig­e Resonanz. Er wurde mehr als 200 000 mal gelesen und 300 Mal geteilt. Viele Familien haben angerufen, aber auch Bürgermeis­ter aus Nachbarort­en und Reitverein­e. Unsere Idee wird aufgegriff­en werden, wir haben nichts dagegen. Uns geht es um die Kinder, denen in diesem Jahr schon zu viel abgesagt worden ist“, sagt Dreßler. Die 23-Jährige arbeitet hauptberuf­lich mit Pferden, ihre Dachsbau-Ranch beherbergt 30 Pensionspf­erde. Von dort kommt auch Balu, das Pferd des St. Martin, das am 11. November durch Herrensohr ziehen wird.

Um 17 Uhr will man an der Ranch starten und dann nach und nach alle Straßen durchreite­n. Autos würden stets vorbeigela­ssen, man reite am Straßenran­d. Auch das habe dem Ordnungsam­t gut gefallen. Der Aktion stehe daher nichts im Wege und die Kinder müssten auf ihr St. Martins-Erlebnis nicht verzichten.

Anders ist es bei Laura Kaiser. Die 26-Jährige aus Jägersfreu­de ritt in den vergangene­n Jahren mit ihrem Pferd Barny in Quierschie­d, Altenwald, Rentrisch und Hühnerfeld dem St. Martins-Umzug voran. Dieses Jahr stehe kein einziger Ausritt auf ihrem Plan. „Ich erinnere mich gut an meine eigenen Umzüge, wenn ich dem Reiter folgte und es nicht erwarten konnte, so nah wie möglich am Pferd zu gehen“, sagt sie: „Am Feuer bin ich dann abgestiege­n, und die Kinder durften paarweise zum Pferd, um es zu streicheln.“Ihre üblichen Umzüge fallen alle aus. Das versteht sie und trägt es mit. Die Aktion der Reiterinne­n in Herrensohr gefalle ihr. Die Idee, davon ist sie überzeugt, werde vermutlich in einigen Nachbarkom­munen aufgegriff­en.

„Unser Beitrag hatte eine wahnsinnig­e Resonanz.“Klara Dreßler

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FOTO: BECKERBRED­EL Klara Dreßler (r.) und Jana Maurer organisier­en am 11. November mit Pferd Balu in Herrensohr einen Martins-Umzug ohne Umzug. Damit die Kinder nicht komplett auf St. Martin verzichten müssen.
 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Laura Kaiser muss in diesem Jahr bei den St. Martins-Umzügen aussetzen, nachdem sie in den vergangene­n Jahren mehrere Umzüge angeführt hat.
FOTO: BECKERBRED­EL Laura Kaiser muss in diesem Jahr bei den St. Martins-Umzügen aussetzen, nachdem sie in den vergangene­n Jahren mehrere Umzüge angeführt hat.

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