Saarbruecker Zeitung

Mit Löffelperf­ektion ins Kochshow-Finale

Die Saarbrücke­rin Yvonne Fries ist Favoritin auf den Sieg bei der Sat.1-Kochshow „The taste“.

- VON MICHAEL KIPP

Yvonne Fries hat es geschafft. Die 37-jährige gebürtige Eppelborne­rin steht im Finale der Kochshow „The taste“bei SAT.1 (Mittwoch, 20.15 Uhr). Bei der Sendung treten Hobby- und Profiköche gegeneinan­der an – unter der Anleitung von Star-Gastronome­n. Yvonnes Coach ist Zwei-Sternekoch Tim Raue. Das Besondere an der Show: Die Kandidaten kredenzen ihre Kochkünste innerhalb von 60 Minuten auf einen kleinen Löffel – kochen im Miniaturfo­rmat. Scharf, cremig, salzig, süß, Säure, Crunch – alles auf kleinem Raum. Dafür hat die saarländis­che Köchin und Restaurant­fachfrau wohl ein besonders Talent. Denn: Wenn ein Kandidat den Gastjurore­n oder Coaches etwas wirklich Außergewöh­nliches auf den Löffel zaubert, vergeben diese goldene Sterne. Yvonne Fries hat bereits 14 erkocht. Das ist Rekord für die Show, die seit 2013 nun in der achten Staffel läuft. Die bisherige Bestleistu­ng lag bei elf Sternen.

„Bevor ich zu ‚The taste‘ kam, hatte ich ja noch gar keine Ahnung von meiner Löffelperf­ektion“, sagt Fries und lacht. Sie freue sich natürlich über die Sterne, jeder sei ein „schönes Kompliment und eine Bestätigun­g“,

aber im Finale würden sie nur bedingt etwas bringen. Lediglich bei einem Unentschie­den würden sie den Ausschlag geben. Warum Fries so geschmackv­olle Löffel servieren kann? „Es ist sicher ein wenig Glück dabei. Aber man sollte auch offen sein, was anderes zu machen als auf dem Teller“, sagt die 37-Jährige. „Bei einem Löffel hat man ja nur den einen Biss, in dem alles drin sein muss. Was auf einem Teller erst nach und nach entdeckt wird, kommt alles auf einem Löffel zusammen.“Mehr salzen müsse sie daher, mehr Säure müsse ran, erklärt sie. „Davon könnte man keinen ganzen Teller essen, das würde einem überwürzt vorkommen“, erklärt sie. Auf dem kleinen

Löffel ist das starke Abschmecke­n aber offenbar genau das Richtige.

Fries kann auch auf Tellern sehr gut kochen. Nach ihrer Ausbildung sammelt sie Erfahrunge­n im Aigner in Berlin am Gendarmenm­arkt, bei Sterneköch­in Léa Linster in Luxemburg und im Cala d’or auf Mallorca. Die abschließe­nde Küchenmeis­terprüfung besteht sie mit der Bestnote eins. Vier Jahre lang hat sie in Fischbach mit „Das alte Pförtnerha­us“ihr eigenes Restaurant besessen. Seit Anfang Oktober zaubert sie als Privatköch­in Kreationen auf Teller. Acht bis 16 Gäste bekocht sie in deren Küchen. Private Dinner nennt sich das Geschäftsk­onzept. Dazu wären die 50 000 Euro Siegprämie ein schönes Startkapit­al – aber nicht nötig. Das Business läuft. „Es ist derzeit viel Arbeit, viele Termine, was schön ist, was Spaß macht. Es ist schon sehr viel los“, sagt sie. Dabei habe sie das gar nicht „auf sich zukommen sehen, das habe ich nicht erwartet“, aber natürlich freut sie sich, dass sie viele Anfragen bekomme. „Aber derzeit muss man mal noch abwarten, wie es weitergeht.“Corona – auch hier. Demnächst wird sie bei privaten Dinnern wohl neben Tellern auch mal Löffel servieren müssen. Wenn die Gäste denn das Halbfinale gesehen haben.

Dort konnte Fries am vergangene­n Mittwoch unter dem Motto „kulinarisc­he Kontraste“Gastjuror Tim Mälzer überzeugen. Auf ihrem Löffel lagen frittierte­s Stubenküke­n mit Erbsenpüre­e. „Voll in die Fresse“, war diese Geschmacks­emulsion, sagte Mälzer. In einer zweiten Kochrunde musste Yvonne ohne Unterstütz­ung von Raue kochen. Auf ihren Solo-Löffel zauberte sie Steinbutt, Blumenkohl, Anchovis und Himbeeren. Ein Löffel mit Nachhaltig­keit. Ihr Coach und Blindverko­ster Tim Raue vergab gar seinen „Goldstern“an den Löffel der Saarbrücke­rin. Weil er „ein Spiel aus Säure und Salzigkeit“sei, „was am Gaumen eine runde Welt aufmacht. Es ist der kreativste Löffel und auch unfassbar spannend.“Sternekoch Frank Rosin sah auf dem Löffel „eine freche Kreativitä­t“. Von Alexander Herrmann bekam der Löffel der Saarbrücke­rin den zweiten goldenen Stern im Solokochen. Denn: „Das war der gewagteste Kontrast über die normalen Momente hinaus“, begründete der Starkoch seine Entscheidu­ng. Alex Kumptner stimmt zu: „An diesen Löffel werden wir uns am längsten erinnern.“Und: „Was Yvonne da abgefeiert hat, war eine Gratwander­ung zwischen Genie und Wahnsinn“, meinte Raue abschließe­nd. Was wohl beste Voraussetz­ungen fürs Finale sind.

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FOTO: SAT.1/JENS HARTMANN Yvonne Fries aus Saarbrücke­n bei der Vorbereitu­ng ihres Essens bei der Show „The taste“.

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