Mit Löffelperfektion ins Kochshow-Finale
Die Saarbrückerin Yvonne Fries ist Favoritin auf den Sieg bei der Sat.1-Kochshow „The taste“.
Yvonne Fries hat es geschafft. Die 37-jährige gebürtige Eppelbornerin steht im Finale der Kochshow „The taste“bei SAT.1 (Mittwoch, 20.15 Uhr). Bei der Sendung treten Hobby- und Profiköche gegeneinander an – unter der Anleitung von Star-Gastronomen. Yvonnes Coach ist Zwei-Sternekoch Tim Raue. Das Besondere an der Show: Die Kandidaten kredenzen ihre Kochkünste innerhalb von 60 Minuten auf einen kleinen Löffel – kochen im Miniaturformat. Scharf, cremig, salzig, süß, Säure, Crunch – alles auf kleinem Raum. Dafür hat die saarländische Köchin und Restaurantfachfrau wohl ein besonders Talent. Denn: Wenn ein Kandidat den Gastjuroren oder Coaches etwas wirklich Außergewöhnliches auf den Löffel zaubert, vergeben diese goldene Sterne. Yvonne Fries hat bereits 14 erkocht. Das ist Rekord für die Show, die seit 2013 nun in der achten Staffel läuft. Die bisherige Bestleistung lag bei elf Sternen.
„Bevor ich zu ‚The taste‘ kam, hatte ich ja noch gar keine Ahnung von meiner Löffelperfektion“, sagt Fries und lacht. Sie freue sich natürlich über die Sterne, jeder sei ein „schönes Kompliment und eine Bestätigung“,
aber im Finale würden sie nur bedingt etwas bringen. Lediglich bei einem Unentschieden würden sie den Ausschlag geben. Warum Fries so geschmackvolle Löffel servieren kann? „Es ist sicher ein wenig Glück dabei. Aber man sollte auch offen sein, was anderes zu machen als auf dem Teller“, sagt die 37-Jährige. „Bei einem Löffel hat man ja nur den einen Biss, in dem alles drin sein muss. Was auf einem Teller erst nach und nach entdeckt wird, kommt alles auf einem Löffel zusammen.“Mehr salzen müsse sie daher, mehr Säure müsse ran, erklärt sie. „Davon könnte man keinen ganzen Teller essen, das würde einem überwürzt vorkommen“, erklärt sie. Auf dem kleinen
Löffel ist das starke Abschmecken aber offenbar genau das Richtige.
Fries kann auch auf Tellern sehr gut kochen. Nach ihrer Ausbildung sammelt sie Erfahrungen im Aigner in Berlin am Gendarmenmarkt, bei Sterneköchin Léa Linster in Luxemburg und im Cala d’or auf Mallorca. Die abschließende Küchenmeisterprüfung besteht sie mit der Bestnote eins. Vier Jahre lang hat sie in Fischbach mit „Das alte Pförtnerhaus“ihr eigenes Restaurant besessen. Seit Anfang Oktober zaubert sie als Privatköchin Kreationen auf Teller. Acht bis 16 Gäste bekocht sie in deren Küchen. Private Dinner nennt sich das Geschäftskonzept. Dazu wären die 50 000 Euro Siegprämie ein schönes Startkapital – aber nicht nötig. Das Business läuft. „Es ist derzeit viel Arbeit, viele Termine, was schön ist, was Spaß macht. Es ist schon sehr viel los“, sagt sie. Dabei habe sie das gar nicht „auf sich zukommen sehen, das habe ich nicht erwartet“, aber natürlich freut sie sich, dass sie viele Anfragen bekomme. „Aber derzeit muss man mal noch abwarten, wie es weitergeht.“Corona – auch hier. Demnächst wird sie bei privaten Dinnern wohl neben Tellern auch mal Löffel servieren müssen. Wenn die Gäste denn das Halbfinale gesehen haben.
Dort konnte Fries am vergangenen Mittwoch unter dem Motto „kulinarische Kontraste“Gastjuror Tim Mälzer überzeugen. Auf ihrem Löffel lagen frittiertes Stubenküken mit Erbsenpüree. „Voll in die Fresse“, war diese Geschmacksemulsion, sagte Mälzer. In einer zweiten Kochrunde musste Yvonne ohne Unterstützung von Raue kochen. Auf ihren Solo-Löffel zauberte sie Steinbutt, Blumenkohl, Anchovis und Himbeeren. Ein Löffel mit Nachhaltigkeit. Ihr Coach und Blindverkoster Tim Raue vergab gar seinen „Goldstern“an den Löffel der Saarbrückerin. Weil er „ein Spiel aus Säure und Salzigkeit“sei, „was am Gaumen eine runde Welt aufmacht. Es ist der kreativste Löffel und auch unfassbar spannend.“Sternekoch Frank Rosin sah auf dem Löffel „eine freche Kreativität“. Von Alexander Herrmann bekam der Löffel der Saarbrückerin den zweiten goldenen Stern im Solokochen. Denn: „Das war der gewagteste Kontrast über die normalen Momente hinaus“, begründete der Starkoch seine Entscheidung. Alex Kumptner stimmt zu: „An diesen Löffel werden wir uns am längsten erinnern.“Und: „Was Yvonne da abgefeiert hat, war eine Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn“, meinte Raue abschließend. Was wohl beste Voraussetzungen fürs Finale sind.