Saarbruecker Zeitung

U-Ausschuss: Linke fordert erneut Kollings Rücktritt

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(kip) Im Untersuchu­ngsausschu­ss zum mutmaßlich­en Missbrauch­sskandal an der Kinderpsyc­hiatrie der Homburger Universitä­tsklinik (UKS) hat gestern der Sonderermi­ttler der Staatskanz­lei, Harald Schnur, drei Stunden lang ausgesagt. Die Vorfälle in der Klinik fanden vermutlich zwischen 2010 und 2014 statt. Ein 2016 verstorben­er Arzt soll Jungen bei Untersuchu­ngen missbrauch­t haben. Nach seinem Tod hatte die Staatsanwa­ltschaft das Verfahren gegen ihn eingestell­t. Erst im Sommer 2019 wurden Eltern informiert, dass ihre Kinder eventuell betroffen seien. Die Staatskanz­lei will auch erst 2019 von dem Fall erfahren haben. Der Kripobeamt­e Schnur ist seit Bekanntwer­den des Skandals vom Innenminis­terium in die Staatskanz­lei abgeordnet, um die Vorgänge aufzukläre­n.

Die Obfrau der CDU-Fraktion im Untersuchu­ngsausschu­ss, Jutta Schmitt-Lang, fand seine Aussagen wichtig, da „mal wieder sehr klar wurde, wie viele Hinweise der Klinikleit­ung schon bekannt waren“. Die

Klinikleit­ung hingegen behauptete, dass sie davon ausging, dass die 2014 neben der Staatsanwa­ltschaft eingeschal­tete Ärztekamme­r Staatssekr­etär Stephan Kolling (CDU) und den damaligen Chef der Staatskanz­lei und UKS-Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Jürgen Lennartz (CDU) über die Ermittlung­en gegen den Assistenza­rzt in Kenntnis gesetzt habe. Kolling wie Lennartz hatten im U-Ausschuss bestritten, informiert worden zu sein.

U-Ausschussm­itglied Dennis Lander von den Linken erklärte, dass der

Sonderermi­ttler ausgesagt habe, dass die Zeugen, die 2014 erklärten, Kolling sei informiert gewesen, „glaubwürdi­g seien“. Deswegen müsste er„jetzt ganz klar sagen: Der Kolling muss zurücktret­en“. Jürgen Renner, U-Ausschussm­itglied der SPD, hat den Sonderermi­ttler so verstanden, dass bereits 2011 erste Hinweise an die Klinikleit­ung gingen, diese aber nicht mit einer Anzeige reagierte. „Die wäre aber angebracht gewesen“, so Renner. Sie kam aber erst im Dezember 2014. Wie Lander sieht Renner Klärungsbe­darf.

Hat die Klinikleit­ung sich 2014 falsch verhalten, waren Kolling und Lennarzt von dem Fall informiert? Renner: „Das Problem der verschiede­nen Aussagen von Kolling und Klinikleit­ung fällt an die Rechtsaufs­icht zurück“, also an die Staatskanz­lei. „Die muss diesen Widerspruc­h auflösen“, fordert Renner. Wenn der UKS-Vorstand seiner Informatio­nspflicht nicht nachgekomm­en sei, müsse es dort „Konsequenz­en geben“. Wenn er seiner Pflicht nachgekomm­en sei, „ist der Kolling dran“, so Renner.

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