Saarbruecker Zeitung

Halali mit Abstand: Wie Jäger mit Corona umgehen

Wegen der drohenden Afrikanisc­hen Schweinepe­st gelten die diesjährig­en Herbstjagd­en als systemrele­vant. Doch um CoronaSchu­tzmaßnahme­n kommen auch die Jäger nicht herum.

- VON DIETER ACKERMANN

Wie funktionie­rt die Jagd, wenn strenge Hygienereg­eln in der Corona-Allgemeinv­erfügung solchen Traditione­n enge Grenzen setzen? Viele der herbstlich­en Jagden auf Reh-, Dam-, Schwarz- oder Rotwild sind bereits

Josef Schneider abgesagt worden. Das bestätigt der SZ auf Anfrage Landesjäge­rmeister Josef Schneider. Erst vor wenigen Tagen habe die Vereinigun­g der Jäger des Saarlandes (VJS) ihren Mitglieder­n das neue Hygienekon­zept der VJS für Drückjagde­n (Treiber und Hunde scheuchen das Wild in Richtung der Schützen) vorgestell­t. Schon mit Blick auf die dringend gebotene Reduzierun­g der Schwarzwil­dbestände wegen der Afrikanisc­hen Schweinepe­st seien die herbstlich­en Jagden trotz Corona unbedingt erforderli­ch. Die

Bundesregi­erung habe die Jagd bereits zu Beginn der Coronakris­e im Frühjahr als „systemrele­vant“bezeichnet, so dass auch im Falle weiterer Einschränk­ungen die Jagdausübu­ng als triftiger Grund zum Verlassen der Wohnung anzusehen sei.

„Das Hygienekon­zept wurde von uns selbst aufgrund der aktuellen

Vorgaben der Landesregi­erung mit Unterstütz­ung des Leiters des Gesundheit­samtes Saarbrücke­n, Alexander Birk, entwickelt. Das Umweltmini­sterium hat das Konzept geprüft und ihm zugestimmt. Dafür sind wir dem Umweltmini­sterium ebenso dankbar wie für dessen konkrete Vorschläge, wie unsere Jäger einerseits der Forderung nach strenger Wildschwei­nbejagung entspreche­n können, ohne damit anderersei­ts den aktuellen Corona-Hygienereg­eln widersprec­hen zu müssen“, so Schneider. Das Hygienekon­zept für Treib- und Drückjagde­n im Saarland findet sich auf der VJS-Homepage unter https:// www.saarjaeger.de/keine-kategorie/die-vjs/ im Download-Bereich unter „Jagd und Revier“.

Klar ist laut Landesjäge­rmeister, dass auch die Gesellscha­ftsjagden, wenn Jägerinnen und Jäger in Gruppen dem Wild nachstelle­n, im Sinne der Verordnung jeweils als Veranstalt­ung gelten. Der Veranstalt­er, ob Jagdherr oder Jagdleiter, habe die Jagd frühzeitig genug bei der Ortspolize­ibehörde anzuzeigen, wenn mehr als 20 Personen insgesamt teilnehmen. Der für die jeweilige Jagd Verantwort­liche habe die Einhaltung der wegen Corona jeweils aktuell geltenden Bestimmung­en zu überwachen. Schneider: „Das bedeutet unter anderem, dass der Jagdleiter seine traditione­lle Ansprache um die gültigen Hygienereg­eln erweitern und erläutern muss.“Eine Mund-Nasen-Bedeckung sei immer dann zu tragen, wenn der Mindestabs­tand von 1,5 Metern unterschri­tten wird.

Darüber hinaus müssen Jagdhornbl­äser beim Blasen ihrer Signale den Abstand untereinan­der und gegenüber anderen Jagdteilne­hmern auf zwei und mehr Meter erweitern. Zur Jagdschein­kontrolle und zum Ausfüllen der Kontaktdat­en vor der Jagd muss der Beauftragt­e eine FFP2-Maske tragen. Ist dies nicht möglich, müssen beide (Kontrolleu­r und Jäger) eine Mund-Nasen-Maske tragen. Bei der Wildbergun­g oder beim Aufbrechen darf sich der Jäger von einer weiteren Person helfen lassen. Dabei müsse aber eine Maske getragen werden, sobald der Mindestabs­tand unterschri­tten wird. Schneider: „Die traditione­llen Schüsseltr­eiben, wenn’s sich die Waidgefähr­ten nach erfolgreic­her Jagd gemeinsam schmecken lassen, können in diesem Jahr wegen Corona nicht stattfinde­n.“

Von vorneherei­n dürfen in diesem Jahr Personen (Jäger-, Hundeführe­r oder Treiber) mit Atemwegssy­mptomen (außer bei vom Arzt diagnostiz­ierter Erkältung) oder Fieber laut Hygienekon­zept nicht an den Jagden teilnehmen. Wer einer der bekannten Risikogrup­pen angehört, sollte ebenfalls auf die Teilnahme verzichten.

„Der Jagdleiter muss seine traditione­lle Ansprache um die gültigen Hygienereg­eln erweitern und erläutern.“

Landesjäge­rmeister

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FOTO: DPA Wenn Jäger zu ihrem traditione­llen Halali blasen, müssen sie dabei nun Abstand halten. Denn Blasinstru­mente wie das Horn verteilen erhebliche Mengen Aerosol.

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