Saarbruecker Zeitung

Rats-Koalition hat keine Mehrheit für Welker

Die FDP könnte die Wahl des neuen Bau-Dezernente­n im Stadtrat blockieren. Neue Grünen-Abgeordnet­e kündigt Enthaltung an.

- VON MARTIN ROLSHAUSEN

Wenn es so etwas wie ein Machtwort gewesen sein soll, was Sascha Zehner, der Vorsitzend­e der CDU-Stadtratsf­raktion am Sontagaben­d hat verschicke­n lassen, dann ist es verpufft. „Die CDU erwartet geschlosse­nes Handeln der Koalition“, wenn es um die Wahl des neuen Baudezerne­nten am 5. November im Saarbrücke­r Stadtrat geht, teilte Zehner mit. Die Christdemo­kraten erwarten, dass die Koalitions­partner Grüne und FDP dem Vorschlag von Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) folgen und Martin Welker zum Dezernente­n wählen. Wenige Stunden zuvor hatte der Vorsitzend­e der FDP-Stdatratsf­raktion, Helmut Isringhaus, mitgeteilt, dass seine Partei die Wahl verschiebe­n will, weil es da doch noch einigen Klärungsbe­darf gebe. Die CDU fordert Koalitions­treue ein. Ein Machtwort? In der FDP wird die klare Ansage der CDU eher mit „Macht nix“bewertet. Am Dienstag erklärte Isringhaus auf Nachfrage: Seine Fraktion bleibe bei ihrer Position. Es gibt aus Sicht der

FDP zu viele offene Fragen. Am 5. November Welker zum Dezernente­n zu wählen, „geht gar nicht“, sagt Isringhaus und verweist auf die SPD. Deren Fraktionsv­orsitzende­r Mirco Bertucci habe das „treffend formuliert“. Das Verfahren zur Neubesetzu­ng der Stelle sei „insgesamt äußerst ungünstig verlaufen“, schrieb Bertucci am Dienstagna­chmittag. Der Oberbürger­meister habe „mit seiner Vorfestleg­ung auf Martin Welker als Wunschkand­idat dem Bewerbungs­verfahren bei einer ohnehin schon sehr kurzen Bewerbungs­frist geschadet“. Die Besetzung des Baudezerna­ts ist eine Festlegung für die nächsten zehn Jahre. Die Eile, mit der der Oberbürger­meister seinen Kandidaten nun durchdrück­en will, wird diesem wichtigen Amt nicht gerecht und schadet letztendli­ch der Stadt – egal, wie der Beschluss des Rates nachher ausfällt“, sagt Bertucci. Wie die FDP fordert auch die SPD, die Wahl des Baudezerne­nten zu verschiebe­n.

„Die Position des Baudezerne­nten ist eine Schlüssels­telle in der städtische­n Verwaltung. Hier geht Gründlichk­eit vor Schnelligk­eit. Deshalb halten wir eine Wahl frühestens im Dezember für sinnvoll“, sagt Bertucci. Bisher sei es in der Debatte nur um Welkers Rolle bei der Sanierung

des Ludwigspar­ks gegangenen. „Stadtentwi­cklung, die Verkehrswe­nde, die Schaffung und der Erhalt von Wohnraum, das neue Messeund

Kongressze­ntrum, lebenswert­e Stadtteile und die Entwicklun­g von Sportstätt­en – das Themenfeld des Baudezerne­nten ist gewaltig und sehr anspruchsv­oll. Dazu hört man derzeit leider gar nichts“, bemängelt der SPD-Mann. Hinzu komme, dass die Vorwürfe gegen Martin Welker „alles andere als ausgeräumt“seien. „Täglich kommen neue Fragen auf“, sagt Bertucci.

Isringhaus vermutet, dass es in der nichtöffen­tlichen Sitzung des Personal- und Rechtsauss­chuss an diesem Mittwoch, keine klare Empfehlung an den Stadtrat bezüglich einer Verschiebu­ng geben wird. Man müsse dann sehen, was am 5. November passiert.

Dass die FDP wegen des Übertritts von Patricia Schumann von den Linken zu den Grünen gar nicht zur Mehrheitsb­eschaffung gebraucht wird, scheint zumindest bei der Dezernente­nwahl fraglich. CDU und Grüne haben nun zwar auch ohne die FDP eine knappe Mehrheit von einer Stimme. Schumann sagte gestern aber auf Nachfrage, dass sie sich bei der Dezernente­nwahl enthalten werde. „Es wurde nicht von mir verlangt, dass ich da eine Mehrheit beschaffe. Und dafür bin ich auch nicht zu haben“, sagt sie. Die Fraktionsv­orsitzende­n der Grünen, Yvonne Brück und Torsten Reif, betonen, dass die Entscheidu­ng, Schumann bei den Grünen aufzunehme­n und damit die Mehrheitsv­erhältniss­e im Stadtrat zu verändern, „mit den Koalitionä­ren von CDU und FDP abgestimmt wurde. Eine „vertrauens­volle Zusammenar­beit der Jamaika-Koalition im Saarbrücke­r Stadtrat - nun mit einer Stimme mehr - ist weiterhin gegeben“, teilen Brück und Reif mit. Dass sie die Linken, wie deren Parteichef Thomas Lutze gestern mitteilte, verlassen habe, weil man ihr kein Landtagsma­ndat zugesagt habe, verwies Schumann gestern in den Bereich der üblen Nachrede. Das Problem mit der Linksparte­i im Saarland sei, dass sich die Partei vor allem mit sich selbst beschäftig­e. In der vergangene­n Wahlperiod­e hat der Stadtveror­dnete Lothar Schnitzler die Linke verlassen, vor einem Jahr die Stadtveror­dnete Kohde-Kilsch. So etwas mache die Partei nicht nachdenkli­ch. Das sei das Problem.

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Torsten Reif, der Vorsitzend­e der Grünen-Stadtratsf­raktion
FOTO: FDP/ BECKERBRED­EL ARCHIVFOTO: BECKERBRED­EL Helmut Isringhaus, der Vorsitzend­e der FDP-Stadtratsf­raktion Torsten Reif, der Vorsitzend­e der Grünen-Stadtratsf­raktion
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Mirco Bertucci, Vorsitzend­er der
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Yvonne Brück, die Vorsitzend­e der Grünen-Stadtratsf­raktion
ARCHIVFOTO: BECKERBRED­EL ARCHIVFOTO: BECKERBRED­EL Patricia Schumann ist von den Linken zu den Grünen gewechselt. Yvonne Brück, die Vorsitzend­e der Grünen-Stadtratsf­raktion
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