Der Trump meiner 5. Klasse
Mein Lieblingspräsident hat wieder zugeschlagen: In einem Interview mit CBS-Journalistin Lesley Stahl – das er später erbost verließ – hatte Trump ihr einen extrem dicken Wälzer vorlegen lassen, der angeblich all das enthalte, was er und seine Regierung für das amerikanische Gesundheitssystem tolles tun würden. Womöglich rechnete sein Team ja nicht damit, dass sich die Journalistin die Mühe machen und nachsehen würde, jedenfalls stand in dem Buch zwischen vielen leeren Seiten alles Mögliche, nur nichts zum Gesundheitssystem. Aber irgendwie fühle ich jetzt doch mit Trump. Denn wenn ich so an meine Schulzeit zurückdenke, dann war es schon sehr unangenehm, wenn man seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte
(was natürlich niiiiie vorkam), sich irgendwie durchmogeln wollte, aber dann doch aufgeflogen ist. Wie mein damals leicht stotternder Klassenkamerad S. in der Fünften, als er beinahe eine Meisterleistung erbrachte, dann aber doch scheiterte: Für unsere Deutschlehrerin Frau K. sollten wir als Hausaufgabe einen Aufsatz schreiben. Im Unterricht wurde dann S. aufgerufen, um seinen Aufsatz vorzulesen, was er denn auch beherzt tat. Vielleicht lag es daran, dass dabei das zeitverzögernde Stottern doch mehr zum Stocken wurde, jedenfalls nahm sich Frau K. schließlich doch das Heft vor. In dem stand zwar auch alles Mögliche, aber nicht der gewünschte Aufsatz. Immerhin hatte sich
S., im Gegensatz zu Trump, wenigstens an einer freien Stegreifrede versucht, doch das ließ Frau K. unverständlicherweise völlig unbeeindruckt. Letztlich hatte S. leider auch „das Klassenziel nicht erreicht“. Aber er kann ja immer noch US-Präsident werden.